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Katholikentag
Christen, Juden und Muslime

Katholikentage sind ein Ort des interreligiösen Dialogs. Dabei stellt die Kirche sehr unterschiedliche Fragen: Mit Vertretern des Judentums diskutiert sie über gemeinsame biblische Traditionen. Muslime dagegen werden auf Gewaltpotentiale ihres Glaubens hin befragt. Und alle gemeinsam diskutieren die Rolle von Religion in einer säkularen Gesellschaft. Ein Kollegengespräch mit der freien Autorin Kirsten Dietrich.

Kirsten Dietrich im Gespräch mit Andreas Main |
    Ein Vertreter für das Judentum, Jan Aaron Voss (von links) von der Werkstatt der Religionen, Pfarrer Eric Haußmann und Iman Kadir Sanci veranstalten ein Friedensgebet in Berlin.
    Interreligiöser Dialog in Berlin beim Friedensgebet der „Werkstatt der Religionen“ - mit Rabbiner Jan Aaron Voss, Pfarrer Eric Haußmann und Iman Kadir Sanci (dpa / picture alliance / Hannibal Hanschke)
    Zsolt Balla ist einer der ersten orthodoxen Rabbiner, die nach der Shoa in Deutschland ordiniert wurden. Ins säkulare Leipzig passt er gut: Er ist in einer Familie großgeworden, die nicht religiös lebte. Seine Gemeinde hat jetzt wieder 1.300 Mitglieder, nach 1945 waren es nur rund 50.
    Hamideh Mohagheghi arbeitet schon lange als Vermittlerin des Islams in Deutschland: mit der Gründung einer muslimischen Akademie, als Mitglied der Islamkonferenz des Bundesinnenministers, in Vorträgen und als islamische Theologin an der Universität Paderborn.
    Balla und Mohagheghi treten beim Katholikentag in mehreren Veranstaltungen des auf. Sie informieren über ihre jeweilige Religion, stellen sich aber auch kritischen Fragen:
    • Kann der Islam in Einklang mit Idealen der Gewaltfreiheit gebracht werden?
    • Welche Gültigkeit hat die Hebräische Bibel noch als Altes Testament der Christen?
    • Und ist Religion Privatsache oder hat sie einen öffentlichen Auftrag?
    Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken verabschiedet im Vorfeld des Katholikentags eine Erklärung mit dem Titel "Religion und Gewalt: Christen und Muslime als Anwälte für den Frieden" – Hamideh Mohagheghi ist Mitglied des Arbeitskreises, der hinter der Erklärung steht.
    Gleichzeitig mahnt der Gesprächskreis "Juden und Christen": Neue Gespräche mit der von der katholischen Kirche getrennten Piusbruderschaft könnten gefährden, was im Zweiten Vatikanischen Konzil begründet wurde: die grundsätzliche Akzeptanz des Judentums durch die katholische Kirche.
    Nur ein Dialog scheint keinen mehr zu interessieren: die üblichen Debatten zwischen Katholiken und Protestanten um Abendmahl und Amtsverständnis, sonst vor allem Anliegen kirchenreformerischer Gruppen. Die Streitfragen spielen in diesem Jahr im Programm des Katholikentags kaum eine Rolle. Dafür umso mehr Luther-Themen - das vor dem Hintergrund, dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland auf ihr großes Reformationsjubiläum vorbereitet.
    Dieses Gespräch können Sie sechs Monate lang nachhören.