Norbert Lammert ist ein intellektueller Kopf, bei dem die Pflege der Debattenkultur quasi zum Amt gehört: Er ist Bundestagspräsident. Der engagierte Katholik ist seit über 30 Jahren regelmäßiger Gast auf Katholikentagen. Er bezieht Stellung zur Diskussion, ob der Islam zu Deutschland gehört. Und dazu, wo legitime Befürchtungen der Mehrheitsgesellschaft vor einer Bedrohung unserer Werte enden und wo Fremdenfeindlichkeit beginnt.
Lammert trifft auf Milad Karimi, einen Wanderer zwischen den Welten: Geboren in Kabul flüchtete er als Jugendlicher auf abenteuerlichen Wegen nach Deutschland. Er erkämpfte sich das Recht, ein Gymnasium zu besuchen. Die Hausaufgaben machte er auf dem Boden seines Flüchtlingsheims. Dann das Studium der Philosophie. Die Schriften Kants und Hegels faszinieren ihn bis heute. Und er leitet daraus eine Pflicht ab, Menschen in Not zu helfen. Nach dem 11. September 2001 entschloss er sich spontan, islamische Theologie zu studieren. Er will der Ideologie der Islamisten wissenschaftlich etwas entgegensetzen.
Inzwischen ist das ehemalige Flüchtlingskind Professor für Kalām, Islamische Philosophie und Mystik, am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster. Kalām: Das ist die alte islamische Tradition des rationalen Argumentierens. Die Lehren des Islams hinterfragen, den Koran immer wieder neu interpretieren: Darum geht es Milad Karimi.
Damit ist Karimi der ideale Gesprächspartner zur Begegnung der Kulturen und Religionen auf dem Katholikentag in Leipzig.
Die Wahlerfolge der AfD lassen sich dabei nicht ausklammern. Einen Dialog mit der AfD gibt es allerdings nicht. Die Veranstalter des Katholikentages haben sich entschlossen, keine Vertreter dieser Partei einzuladen.
Das vollständige Gespräch mit Rainer Brandes können Sie mindestens sechs Monate nachhören.