Eine Überraschung war es nicht, als die Kunde aus Rom kam, pünktlich um 12 Uhr, wie gewohnt, wenn der Vatikan Offizielles bekannt gibt: Papst Franziskus habe das Rücktrittsgesuch des Kölner Oberhirten Joachim Kardinal Meisner angenommen, den Erzbischof von Deutschlands größtem und reichstem Bistum in den Ruhestand versetzt.
Ein Zufall war es sicher auch nicht, dass Meisner selbst eine Stunde zuvor die Presse geladen hatte. Anlass für das Mediengespräch: das 25-jährige Jubiläum seiner Zeit als Erzbischof in Köln.
Gesicht der konservativen Kirche
Am 12. Februar 1989 wurde der damalige Bischof von Berlin in sein neues Amt im Rheinland eingeführt. Wirklich willkommen war er nicht: Der Papst hatte eigens das Kirchenrecht ändern müssen, um einen Erfolg im dritten Wahlgang des Domkapitels, dem entscheidenenden Gremium in Köln, möglich zu machen. Theologen aus ganz Deutschland protestierten gegen das Vorgehen von Johannes Paul II. In Köln fürchtete man, Meisner passe nicht in das traditionell liberale Klima des sogenannten rheinischen Katholizismus.
In der Tat profilierte sich der Kirchenmann in Köln weiter als Vertreter des konservativen Flügels der katholischen Kirche in Deutschland, wurde quasi sein bekanntestes Gesicht. Er erregte während seiner Amtszeit immer wieder Aufsehen, wenn er Abtreibungen zum Beispiel mit dem Holocaust verglich und Kunst ohne religiösen Bezug als "entartet" bezeichnete.
Auch im Ruhestand in Köln
Meisner wurde am 25. Dezember 1933 in Breslau geboren. Nach der Priesterweihe 1962 in Erfurt folgte 1975 die Ernennung zum Weihbischof des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen. 1980 wurde Meisner Bischof in Berlin, bevor er 1989 an den Rhein wechselte.
Auch in seinem Ruhestand will er in Köln in Domnähe wohnen bleiben. Nach eigenen Worten will er sich vor allem der Seelsorge von Ruhestandspriestern und Ordensschwestern widmen.
Domkapitel wählt Nachfolger
Nach seiner Abberufung wird das Erzbistum Köln zunächst vom dienstältesten Kölner Weihbischof Manfred Melzer geleitet. Innerhalb von acht Tagen muss das Domkapitel einen Diözesanadministrator wählen, der die Verwaltungsaufgaben vorübergehend wahrnimmt. Anschließend beginnt das Domkapitel nach einem komplizierten Verfahren mit der Wahl des neuen Erzbischofs.
Wer Meisner folgen wird, ist offen: Ob Kurienbischof Georg Gänswein, der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki oder zuletzt der jüngste Kölner Weihbischof im Amt, Ansgar Puff.