Der Aufbruch beginnt auf einem Bonner Parkplatz. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken haben Anfang Juli zu einer Pressekonferenz in die ehemalige Bundeshauptstadt geladen. In der Bischofskonferenz, kurz DBK, sind mehr als 60 geweihte Häupter versammelt, Weih-, Erz- und Bischöfe ohne Vorsilbe. Das Zentralkomitee, kurz ZdK, vertritt die katholischen Verbände und andere Nicht-Geweihte, Laien genannt. Das Wort klingt defizitär, aber ein besseres als Laie wurde bisher nicht gefunden, also bleibt es. Ansonsten soll sich einiges, manches, vieles ändern. Vielleicht.
Zwischen abgestellten Autos, wuchernden Sträuchern und zwitschernden Vögeln treten Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der DBK, und Thomas Sternberg, der Präsident des ZdK, in der Mittagssonne vor Mikrofone und Kameras. Noch ist nicht sichtbar, welcher Pfad aus kirchlichen Sackgassen und Straßengräben herausführen soll. Aber es gibt einen weiträumig klingenden Namen für das, was sich anbahnt: synodaler Weg. Die Definition ist schwierig.
Der oberste Bischof beginnt: "Es ist keine Synode im klassischen kirchenrechtlichen Sinne. Wir bewegen uns aber auch nicht außerhalb des Kirchenrechts. Ein synodaler Weg bedeutet, dass auch viel miteinander in guter Weise gerungen wird. Synode ist keine Parteitagsveranstaltung, kein einfaches parlamentarisches Verfahren. Es bedeutet Austausch, kontroversen Austausch, aber doch in einem Horizont der Evangelisierung", sagt Reinhard Marx.
Sternberg: "Auf konkrete Ergebnisse bezogen sein"
Der oberste Laie Thomas Sternberg ergänzt: "Wir werden sehen, was dann ist, so ein synodaler Weg. Der muss auf konkrete Ergebnisse hin bezogen sein, es darf nicht nur ein Redeprozess sein. Ich glaube, das ist eine riesige Arbeit, verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Aber wir brauchen diese Vertrauensrückgewinnung in einem innerkirchlichen Prozess zunächst, um dann umso glaubwürdiger das zu tun, wofür wir da sind: uns gesellschaftlich einbringen und Zeugnis zu geben von der Hoffnung, aus der wir leben."
Sexualisierte Gewalt, sinkende Mitgliederzahlen, miserables Image - das katholische Krisengebiet ist schnell umrissen. Ob der Weg raus aus der Problemzone durch Gehen entsteht oder durch Stehenbleiben und auf der Stelle treten, ist in der Kirchenleitung und an der Basis umstritten. Der Vorsitzende und der Präsident, der Kardinal und der Laie schreiten jedenfalls an diesem schönen Julitag Seit an Seit, und wenn sie stehenbleiben, um mit den Medien zu reden, sind sie, wie sie sagen, auf Augenhöhe.
Marx: "Der Andere könnte auch Recht haben"
Der Augenschein gibt ihnen Recht. Thomas Sternberg wirkt bischofsgleich, wenn er bei der Parkplatz-Pressekonferenz, kurz PPK, um Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Zeugenschaft sorgt. Doch die Gleichheit nach Augenmaß kann eine optische Täuschung sein: Wohin der Weg führt und vor allem, wer wen anführt, ist offen.
Der Kardinal gibt sich plural. Reinhard Marx erklärt: "Das ist gerade nicht synodal, also zu sagen: Die Ergebnisse gibt der Vorsitzende der Bischofskonferenz schon mal öffentlich bekannt und wehe, ihr habt andere Ergebnisse. Synodalität bedeutet: Der Andere könnte auch Recht haben".
Der Ausgangspunkt des Weges liegt genau besehen doch nicht in Bonn, sondern in Fulda: Vor einem Jahr veröffentlichten die Bischöfe dort eine von ihnen in Auftrag gegebene Studie zum Ausmaß des sexuellem Missbrauchs in der katholischen Kirche in Deutschland. An der Untersuchung waren Wissenschaftler aus Mannheim, Heidelberg und Gießen beteiligt. MHG-Studie wird sie nach den Standorten genannt. Jeder 20. Kleriker sei ein Beschuldigter, rechnen die Forscher vor. 3.677 Kinder und Jugendliche wurden zwischen 1946 und 2014 Opfer. Mindestens. Die Wissenschaftler nennen Bedingungen, die es den Tätern und Vertuschern leicht und Betroffenen schwer machen:
"Sexueller Missbrauch stellt immer auch einen Missbrauch von Macht dar, der durch autoritär-klerikale Strukturen der katholischen Kirche begünstigt werden kann (…). Eine Änderung klerikaler Machtstrukturen erfordert eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Weiheamt des Priesters und deren Rollenverständnis gegenüber nicht geweihten Personen."
Den Klerikalismus kritisiert die MHG-Studie. Außerdem zählen die Wissenschaftler den unreifen Umgang mit Sexualität, die Verdammung von Homosexualität und die männerbündischen Entscheidungszirkel zu den Risikofaktoren. Noch 2010, im ersten katholischen Missbrauchsskandaljahr, sprachen deutsche Bischöfe von "bedauerlichen Einzelfällen". Diese Ausfahrt ist seit der MHG-Studie versperrt.
Risikofaktor Zölibat
Der synodale Weg soll den spezifisch katholischen Bedingungen der Straftaten auf die Spur kommen. Was stimmt nicht am Amtsverständnis? Wie lässt sich Gewaltenteilung in den Machtapparat einbauen? Und natürlich: Müssen Priester weiterhin zölibatär leben?
Auch Studien anderer Länder haben den Zölibat als Risiko ausgemacht. Im Abschlussbericht der australischen Untersuchungskommission zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche heißt es in Punkt 16.18 auf einer langen Empfehlungsliste:
"Die Australische Bischofskonferenz sollte den Heiligen Stuhl darum bitten, über die Einführung eines freiwilligen Zölibats nachzudenken."
So klar formuliert es die hiesige Studie nicht, aber auch für die deutschen Bischöfe geht es ums Grundsätzliche, wenn Sie über Macht, Moral und Sexualität sprechen. So ist das in einer Institution, die Selbstbeherrschung mit Herrschaftsversprechen verbindet.
Dem schwammigen Begriff "synodaler Weg" gingen harte Diskussionen voraus. Formal steht eine Mehrheit dahinter, aber die Wortmeldungen zeigen ein weites Feld. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer erklärte in einem Interview mit dem "Kölner Stadtanzeiger":
"Ich glaube, der Missbrauch von Macht steckt in der DNA der Kirche".
Anders der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er residiert nicht nur geografisch weit von Amtsbruder Heiner entfernt. Bei einem Vortrag an der Hochschule Heiligenkreuz im Mai dieses Jahres warnte er:
"Ein synodaler Prozess, der meint, vor allem die Kirche neu erfinden zu sollen, beschreitet einen Weg der Zerstörung. Er zerspaltet die Christen, er zerstückelt die Kirche, er beschädigt letztlich auch unsere Gesellschaft und belastet auch die evangelischen Glaubensgemeinschaften."
Spaltung, Zerstörung, Zerstückelung. Aus dieser Perspektive bedrohen Reformer mit und ohne Bischofsmütze das denkmalgeschützte Gesamtkunstwerk katholische Kirche. Sie sind angeblich mit Abrissbirnen und Presslufthammern bewaffnet. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki mutmaßte kürzlich in einem Interview, die synodalen Straßenarbeiten könnten in einen "deutschen Sonderweg" münden.
Dass ein Weg gebahnt werden kann, den jeder deutsche Bischof mitgeht, bezweifelt bei der Pressekonferenz in Bonn sogar der DBK-Vorsitzende selbst.
Reinhard Marx sagt: "Natürlich kann ein solcher Prozess nicht irgendeinen Bischof zwingen, das umzusetzen. Das habe ich in der Bischofskonferenz gesagt. Das heißt, die Bischöfe sind dann – so ist das Kirchenrecht - frei, das umzusetzen. Aber natürlich ergibt sich eine gewisse Dynamik, aber ich kann nicht, auch ein synodaler Prozess kann nicht die Jurisdiktion eines Bischofs außer Kraft setzen."
Reizthema Frauen in Weiheämtern
Da Richtung und Ziel unbekannt sind, fließt viel Energie in den Prozess. Im Advent – im Kirchenjahr die Zeit des Wartens auf die Geburt des Retters – sollen die Synodalforen ihre Arbeit aufnehmen. Zunächst waren drei Themenbereiche geplant: Macht, Sexualmoral und priesterliche Lebensform. Das Reizwort Zölibat, also das Keuschheitsversprechen der Priester, taucht im Titel der Foren nicht auf. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt in Bonn, bei der PPK, zaubern Reinhard Marx und Thomas Sternberg ein anderes Reizthema aus dem Bischofshut: Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche.
Bisher dürfen Frauen dienen, aber kein Weiheamt haben. Der Weg ist breit, sagt Thomas Sternberg: "Ich warne davor, das engzuführen allein auf die Frage: Priesterweihe Ja oder Nein. Es gibt eine Fülle von Themen, die da zu diskutieren sind."
Eines allerdings nicht: "Kann die Kirche in Deutschland die Priesterweihe der Frau einführen? Nein, das kann sie nicht. Das kann man auch nicht erwarten", sagt Reinhard Marx.
Diskussionsklimawandel
Bernd Mönkebüscher erwartet wenig und erhofft viel. Der 53-Jährige ist Priester in Hamm und hat gerade in einem Buch beschrieben, wie er sich seine Wunschkirche vorstellt. "Unverschämt katholisch sein", heißt das Buch. Gemessen an den Wegmarken auf dem Parkplatz formuliert er ein Maximalprogramm: Frauen sollen gleichberechtigt sein, Homosexuelle auch, eine helfende und heilende Kirche wünscht er sich, keine wertende, aussortierende.
Bernd Mönkebüscher ist homosexuell, seit einigen Monaten geht er offen damit um. Eigentlich dürfte es einen wie ihn nicht geben, "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen", so heißt die offizielle Formulierung, seien ein Weihehindernis. Das verfügte der Vatikan 2005. Daran hat sich offiziell nichts geändert, inoffiziell aber sei es möglich, freier zu sprechen als früher, meint Mönkebüscher: "Vor zehn Jahren hätte ich es nicht gesagt. Das Klima war ein anderes. Das habe ich ja in meinem Buch auch geschrieben, dass ich die Zeit meiner Ausbildung und danach schon als eine Zeit erlebt habe, in der man nicht offen reden konnte, wo es eher sogar in Richtung Denunziation ging. Von daher hätte ich mich vor zehn Jahren garantiert nicht geoutet."
Irgendwie gemischt, irgendwie gemäßigt
Es gebe eine plurale Debatte, sagt der Priester. Was ihm auf dem Weg fehlt: "Ich finde, die Bischöfe müssen sich positionieren. Es reicht ja nicht zu sagen: In der Weltkirche ist ein Frauenpriestertum nicht denkbar. Damit habe ich ja noch nicht die Aussage: Wie stehst du denn dazu? Mein Bischof hier in Paderborn oder sonstwo, wie siehst du es denn? Wie vertrittst du das Anliegen der Menschen, die in deinem Bistum leben? Wie vertrittst du dieses Anliegen in Rom?"
Die vorbereitenden Synodengruppen hatten, kaum dass ihre Mitglieder benannt waren, ihre Arbeit nach wenigen Treffen abgeschlossen. Getagt wurde vertraulich, geleitet wurden die vier Vor-Foren von einer Doppelspitze: ein Bischof, ein Laie. Männer und Frauen, Geweihte und Nicht-Geweihte, Verbandsmitglieder und freischwebende katholische Wesen, Konservative und Liberale – nach welchen Kriterien besetzt wurde, bleibt auch vertraulich. Irgendwie gemischt sollte es aussehen und irgendwie gemäßigt, weder Abrissbirne noch Betongießer. Lisi Maier, Vorsitzende des Bundes der katholischen Jugend BDKJ, hat mitgearbeitet.
Maier: "Reine Jungsangelegenheit"
Mit 35 Jahren zählt sie zur seltenen Spezies der jungen, kirchennahen Erwachsenen. Sie erzählt, warum sie sich überhaupt in der katholischen Kirche engagiert: "Ich komme schon aus sehr volkskirchlichen Bezügen, aus einem Dorf, wo über 90 Prozent Katholikinnen und Katholiken leben. Ich durfte damals, als ich zehn, elf war, nicht Ministrantin werden. Weil das bei uns noch nicht möglich war, das war eine reine Jungsangelegenheit, das hat mich ziemlich geärgert. Das war auch der Grund, warum ich zur Jugendverbandsarbeit gekommen bin, weil das der Ort war in der Kirche, an dem ich Gottesdienste gefeiert habe und alle für mich zentralen Glaubenserfahrungen mitgestalten durfte. Das waren für mich ganz zentrale Erfahrungen."
Lisi Maier hat sich auf dem synodalen Vor-Weg nicht mit der Frauenfrage befasst, ihre Gruppe war die zur Sexualmoral. Sie hat beobachtet, "dass junge Menschen mit der Sexualmoral der katholischen Kirche nichts mehr anfangen können, dass es aber bestimmte Werte gibt, die katholische christliche Wertevorstellungen sind. Denen sehr viel Wert zuzumessen. Es stellt sich die Frage, wie man das zusammenbringen kann. Aktuell ist die Kluft so groß, dass es mit dieser starren Perspektive schwierig möglich ist, Menschen Orientierung zu geben."
Ständig unterwegs, ständig im Aufbruch
Was Lisi Maier eine "starre Perspektive nennt" – kein Sex vor der Ehe, Homosexualität als Sünde – gehört für andere zum katholischen Markenkern. Am Diskussionstisch saßen auch Weggefährten, die um diesen Kern fürchten. Lisi Maier sagt dazu: "Mich ärgert das wirklich sehr, dass man alles, was im September 2018 von wissenschaftlicher Seite benannt worden ist, dass man jetzt ein Jahr wieder später auf den Trichter zurückkommt, dass man sagt: Wir müssen gar nichts verändern, sondern wir müssen nur mehr glauben oder beten."
Katholische Kommunikatoren lieben Slogans vom Unterwegssein, mag die Lage auch noch so verfahren erscheinen. Als Aufbruch gilt, wenn viele los- und durcheinanderlaufen, ob aus Ärger oder Begeisterung.
Papst Franziskus schickte Ende Juni einen Brief nach Deutschland. Er adressierte das Schreiben nicht etwa an die Bischöfe oder an die Katholikinnen und Katholiken. Seine Leserschaft sollte das "pilgernde Volk Gottes in Deutschland sein". Der Papst vermied eine allgemein verständliche Ansage, wo es langgehen soll. Ein paar Warnschilder stellte er auf.
"Ich erinnere daran, was ich anlässlich der Begegnung mit euren Oberhirten im Jahre 2015 sagte: dass nämlich der ersten und größten Versuchungen im kirchlichen Bereich darin bestehe, zu glauben, dass die Lösungen der derzeitigen und zukünftigen Probleme ausschließlich auf dem Wege der Reform von Strukturen, Organisationen und Verwaltung zu erreichen sei, dass diese aber schlussendlich in keiner Weise die vitalen Punkte berühren, die eigentlich der Aufmerksamkeit bedürfen."
Das pilgernde Volk legte das Schreiben schnell beiseite, die Leitfigur Franziskus zieht kaum noch. Profi-Leser jedweder Couleur fühlten sich darin bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein: diejenigen, die systemische Fehler angehen wollen, und diejenigen, die sagen: "Das einzige, was fehlt, ist der wahre Glaube." Die einen lesen linksherum, die anderen rechts herum. Beide behaupten, Recht zu behalten.
Kardinal Reinhard Marx formuliert auf dem Parkplatz eine salomonische Lösung: "Nun muss man natürlich im Rahmen der Gesamttradition der Kirche bleiben, aber die Tradition - so verstehe ich sie - ist nie eine abgeschlossene, das gibt es ja gar nicht. Die wirkliche Norm, die nicht veränderlich ist, ist natürlich die Heilige Schrift und natürlich auch das Glaubensbekenntnis der katholischen Kirche. Es gibt schon klare Leitplanken, an denen wir uns orientieren, aber wir können auch alles noch tiefer verstehen."
Eine nie abgeschlossene Tradition – das klingt für manche Kreise bedrohlich veränderungsoffen. Der Vatikan hat die Warnstufe erhöht, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde. Der Chef der Bischofskongregation, ein Vertrauter des Papstes, ließ Kardinal Marx per Brief wissen, dass der synodale Weg kirchenrechtliche Probleme aufwerfe, dass nichts Verbindliches herauskommen könne und dass Laien eben nicht auf Augenhöhe mit Amtsträgern sind. Ist das noch ein Warnsignal oder schon eine Vollsperrung? DBK und ZdK wollen gemeinsam aufbrechen - immer noch. Der Konflikt innerhalb der Bischofskonferenz und zwischen Rom und der deutschen Kirchenspitze ist offen ausgebrochen.
Ermüdungsbrüche in den Knochen
Auch das katholische Kernmilieu stellt Schilder auf. Die Initiative "Maria 2.0" kämpft weiter für die Gleichberechtigung von Frauen. Aktionen sind geplant. Kirchliche Frauenverbände werden nächste Woche bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda protestieren. Ob sie auf den synodalen Weg einschwenken? Begeisterung dafür ist kaum spürbar. Eher Wut, Empörung – und Resignation. Ermüdungsbrüche von den vielen ergebnislosen Sitzungen stecken Engagierten noch in den Knochen. Wie sagte Thomas Sternberg eingangs: "Konkrete Ergebnisse."
Marx‘ Vorgänger an der DBK-Spitze hatte nach dem Skandaljahr 2010 einen Gesprächsprozess ausgerufen. Der durfte nicht Dialogprozess heißen, weil Bischöfe und Laien damals mit verschiedenen Augenhöhen unterwegs waren. Das Gespräch endete nach vier Jahren folgenlos. Das Abschlussdokument gibt es gedruckt im Online-Shop der Deutschen Bischofskonferenz für 25 Cent.
Ältere Engagierte erinnern sich noch an die Würzbürger Synode in den 1970er-Jahren. Damals, wenige Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, schien tatsächlich etwas in Bewegung. Kleriker und Laien berieten gemeinsam über Veränderungen, fassten Beschlüsse. Die Themen waren dieselben wie jetzt. Teilhabe, Sexualmoral, Zölibat, Frauen.
Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf hält den synodalen Weg schon sprachlich für missglückt: "Wie heißt es? Synodaler Weg. Der Begriff ist schon schwierig. Synodos heißt ja schon Weg, also gemeinsamer Weg-Weg."
Satz mit X
Zudem zeigt ein Blick in die jüngere deutsche Kirchengeschichte, wie dem Aufbruch der harte Aufprall folgte. Hubert Wolf erinnert: "Ich habe ehrlich gesagt die Angst, dass es halt wieder so geht wie 1970, als wir auch einen Prozess hatten, der dann in der Würzburger Synode endete, wo man am Anfang gesagt hat, wir reden jetzt über den Zölibat und wir reden jetzt über Verwaltungsgerichtsbarkeit. Und was war? Am Ende durfte man auf der Synode gar nicht über den Zölibat diskutieren, weil die Bischöfe gesagt haben: Veto."
Bernd Mönkebüscher, der Priester aus Hamm, kennt die Würzburger Synode aus schaurig-schönen Reformerzählungen. Er war ein Kind, als sie begann. Aber auch er hat schon viele Reformen scheitern sehen: "Manchmal habe ich Angst, das wird ein Satz mit X und manchmal denke ich, die Hoffnung stirbt zuletzt."
Deutschland ist nicht das einzige Land mit synodalen Hoffnungen. Im Oktober tagt in Rom die Amazonas Synode. Gerechtigkeit und Klimaschutz sollen große Themen sein, aber auch innerkirchliche Reformen werden diskutiert. Viele Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass der Keuschheitgürtel der Priester leicht gelockert wird. Verheiratete Männer, die sich in Familie und Beruf bewährt haben, könnten geweiht werden. "Viri probati" heißt der Fachbegriff. Das wäre nicht die Freistellung vom Zölibat, aber das Signal: Es geht was, bevor noch mehr Leute davonlaufen.
Stoßgebet des Kardinals
Lisi Maier ist skeptisch: "Wenn man jetzt sagt, die Amazonas-Synode wird im Bezug auf Viri Probati einen echten Vorstoß leisten, dann denk ich mir: Schön für die Männer, aber ich möchte einen Vorstoß für die Frauen."
Am Ende der Parkplatz-Pressekonferenz schickt Reinhard Marx ein Stoßgebet gen Himmel: "Hoffentlich klappt’s. Alles Gute. Guten Appetit."
Er hat zu viel versprochen. Die Journalistinnen und Journalisten bleiben noch kurz zwischen abgestellten Autos, wuchernden Sträuchern und zwitschernden Vögel stehen. Zu essen gibt es nichts.