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Katholische Universität
Hochschul-Präsident Schenk tritt zurück

Seit 2008 ringt die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt mit der Kirche um die Führung der Uni. Zudem gibt es immer wieder Streit übers Geld. Nun hat der aktuelle Präsident, der Dominikaner-Pater Richard Schenk, überraschend seinen Rücktritt angekündigt.

Von Michael Watzke | 26.02.2014
    Der Ordensgeistliche Prof. Richard Schenk vor dem Logo der Katholischen Universität im Jahr 2011.
    Der Ordensgeistliche Professor Richard Schenk war 2011 zum Präsidenten der Katholischen Hochschule ernannt worden. (picture alliance / dpa)
    Ist es Zufall? Oder Vorahnung? Vor ein paar Tagen stellte der Präsident der Katholischen Universität, der Dominikaner-Pater Richard Schenk, das übergreifende Thema für das Studium Generale der Hochschule vor. Es lautet: das Scheitern.
    "Das Thema Scheitern klingt natürlich etwas dramatisch, aber es ist etwas, das in sehr vielen Bereichen wichtig ist. Von den Grenzen der menschlichen Rede von Gott bis zu persönlichen Krisen, etwa in der Psychologie. Zu wissen, wo unsere Grenzen sind, ist eine alte Thematik der Menschheitsgeschichte. Aber heute sehr aktuell."
    Besonders aktuell ist sie an der Katholischen Universität Eichstätt, kurz KU. Dort hat Präsident Richard Schenk nach nur zwei Jahren überraschend seinen Rücktritt verkündet. Dabei hatte er noch vor wenigen Tagen den neuen Entwicklungsplan der Universität verkündet. Der sieht Personalkürzungen von rund sieben Prozent und die Zusammenlegung von Fakultäten vor.
    "Reibungslos ist das nicht, wenn man gut 20 Stellen aus 300 streicht. Das ist mit einem gewissen Schmerz verbunden. Deswegen war es für uns ein Vorteil, die vielen Fachbereiche jetzt in fünf Fakultäten zu konzentrieren statt in acht. Man kann die verschiedenen Ressourcen in diesem Rahmen besser umschichten. Deshalb erwarten wir von dieser Umschichtung – auch wenn es nicht ohne Schmerz geschieht – doch am Ende Vorteile."
    Finanzierung der KU durch Freistaat Bayern und Kirche
    Den Schmerz scheint sich Richard Schenk nun ersparen zu wollen. Aus gesundheitlichen Gründen tritt er ab. Und reiht sich damit ein in die Abfolge von Kurzzeit-Präsidenten an der KU Eichstätt. Seit 2008 ist Unruhe in Präsidium und katholischem Stiftungsrat der KU. Mal lehnt die Kirche einen Präsidentschaftskandidaten ab. Mal wirft einer von sich aus die Brocken hin. Oft ist die mangelnde Finanzierung ein Thema. Dabei wird die Katholische Universität gar nicht überwiegend von der Kirche, sondern vom Freistaat Bayern finanziert. Grundlage ist ein Konkordat von 1928, erklärt Professor Stefan Schieren, Politikwissenschaftler an der KU.
    "Das Konkordat sieht vor, dass es einen Bereich gibt – den sogenannten Gewährleistungsbereich – dort zahlt der Staat 85 Prozent der Kosten, 15 Prozent übernimmt die Stiftung. Und alles, was mit Gebäude und Immobilien zu tun hat, ist bei der Stiftung."
    Unterm Strich zahlt die Kirche nur etwa ein Viertel der Kosten – und versucht, diesen Anteil weiter zu verringern. Gleichzeitig richtet sie im Kloster Benediktbeuren einen neuen Studiengang Religions-Pädagogik ein – in Konkurrenz zu Eichstätt. Die dortige Uni ist vielen streng-katholischen Gläubigen zu weltlich. Dabei sind die meisten der 5.000 Studenten genau darüber froh. Etwa Daniel, Erstsemester in Musikwissenschaften.
    "Es gibt schon katholische Einflüsse, es gibt Gottesdienste, im Chor werden immer katholische Lieder gesungen. Manche von den Dozenten sind offensichtlich sehr gläubig. Aber unter den Studenten ist es kein Problem, wenn man nicht gläubig ist. Es gibt strenggläubige und solche, die mit Religion überhaupt nichts am Hut haben."
    Aus der Not eine Tugend machen
    Unter den 110 Professoren der einzigen katholischen Universität Deutschlands ist die Unruhe mit der Rücktrittsankündigung des Präsidenten gewachsen. Professor Stefan Schieren spürt aber keinen Druck.
    "Wir sind hier an der KU so frei, Wissenschaft zu betreiben, wie an jeder anderen Universität auch. Ich bin ja auch an anderen Universitäten gewesen, in Bonn und Magdeburg, und habe keinen Unterschied zu hier feststellen können."
    Professor Schieren will derzeit aus der finanziellen Not der Universität eine Tugend machen. Fächerübergreifend mit anderen Professoren der KU will er einen "Gerechtigkeitsbarometer" ins Leben rufen, eine Art Ifo-Geschäftsklima-Index – nur für das soziale Klima in Deutschland. Das Geld dafür – anfangs etwa 50.000 Euro – will er über Drittmittel eintreiben, etwa beim Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.
    "Es ist von Vorteil, dass der Kardinal – der ja gleichzeitig Vorsitzender der bayerischen Bischofskonferenz und des Stiftungsrats der KU ist – für diese Fragen nicht nur sehr aufgeschlossen ist, sondern auch ein großer Kenner der Fragen der Katholischen Soziallehre."
    Reinhard Marx hat jetzt erst einmal damit zu tun, einen Nachfolger für Uni-Präsident Schenk zu finden. "Wir bleiben bei unserer Universität in Eichstätt", versicherte der Kardinal in München.