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Kaufofferte aus China
Milliardengebot spaltet Kuka-Aktionäre

Der chinesische Konzern Midea hat für den deutschen Roboterbauer Kuka ein milliardenschweres Kaufangebot abgegeben. Auf der Hauptversammlung äußerte sich Kuka-Vorstandschef Till Reuter vorsichtig positiv über den Vorstoß der Chinesen. Unter den kleineren Anlegern dominierte Skepsis.

Von Michael Watzke |
    Besucher am Messe-Stand des Unternehmens Kuka während der "China International Industry Fair 2015" in Shanghai.
    Besucher am Messe-Stand des Unternehmens Kuka während der "China International Industry Fair 2015" in Shanghai. (picture alliance / dpa / Imaginechina)
    Wird Kuka bald ein chinesisch dominiertes Unternehmen? Wer heute in Augsburg die Rede des Kuka-Vorstands-Vorsitzenden Till Reuter verfolgte, der konnte fast den Eindruck gewinnen, die Entscheidung sei schon gefallen. Reuter sagt über die noch inoffizielle 115-Euro-pro-Aktie-Offerte aus Fernost:
    "Dass das Angebot, wie es angekündigt wurde, unsere Strategie unterstützen kann. China ist schon heute der größte Robotermarkt weltweit. Dort wird nach unserer Überzeugung auch die Zukunft der Robotik in den kommenden fünf bis zehn Jahren entschieden. Ein Partner, der diese Strategie unterstützt und uns besseren Marktzugang verschafft, könnte für Kuka ein Vorteil sein."
    Kundendaten spielen eine wichtige Rolle
    Könnte, wohlgemerkt. Die Entscheidung will der Kuka-Vorstand erst treffen, wenn das offizielle Angebot vorliegt – also in drei bis zehn Wochen. Denn Midea wartet wohlweislich die Kuka-Hauptversammlung ab – in China scheint man keinen gesteigerten Diskussionsbedarf mit schwäbischen Aktionären zu haben. Warum, wurde heute in Augsburg deutlich: Die Wortmeldungen in der großen Halle des neu gebauten Kuka-Firmensitzes waren kritisch bis feindlich. Aktionärs-Vertreter Roland Klose fürchtet einen Ausverkauf des Standortes Deutschland – und bekam viel Applaus. Chinesischen Zusicherungen sei nicht zu trauen. Klose fordert gar ein Eingreifen von Bundeswirtschaftsminister Gabriel. Auch Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sieht große Gefahren:
    "Man begibt sich natürlich als deutsches Unternehmen dann in gewisse Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern - wenn bei Kuka wirklichen ein Technologie-Transfer stattfinden soll von Deutschland nach China."
    Das kann gut gehen – wie im Fall des schwäbischen Baumaschinen-Spezialisten Putzmeister. Oder schiefgehen – wie bei vielen kleineren Mittelständlern in Deutschland. Dass im Fall des Industrie-4.0-Spezialisten Kuka auch Kundendaten eine wichtige Rolle spielen, macht die Sache besonders heikel. Mancher fordert deshalb einen weißen Ritter aus Deutschland, der einer chinesischen Übernahme zuvorkommt.
    Bei der angekündigten Dividende wurde es mucksmäuschenstill
    "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Konsortium der deutschen Automobilhersteller zum Beispiel ein Gegenangebot macht oder auch deutsche Automobilzulieferer. Also ich kann mir da durchaus auch vorstellen, dass es hier nicht überall auf Wohlwollen stößt und dass man Gedanken hegt eine Gegenofferte anzubieten."
    Auch Siemens wurde häufiger genannt, scheint aber kein Interesse zu haben. Jetzt wäre es auch reichlich spät, denn der Kuka-Aktienkurs ist durch das üppige 115-Euro-Angebot aus China in die Höhe geschossen. Klar ist, dass Midea seinen angestrebten 30-Prozent-Anteil bei Kuka nur erreichen kann, wenn neben Kleinanlegern auch Großaktionäre zugreifen. Etwa der Anlagenbauer Voith oder der hessische Unternehmer Friedhelm Loh. Kuka-Chef Reuter versicherte den Anlegern zumindest:
    "Der Standort Deutschland mit der starken Basis Augsburg sowie der Kompetenz unserer Ingenieure haben uns groß und erfolgreich gemacht. Wir, Kuka, stehen wie kaum jemand anderes für Industrie 4.0 Made in Germany und das muss auch so bleiben."
    Es war das einzige Mal, dass Reuter in seiner Rede spontanen Applaus bekam. Anders bei der angekündigten Dividende: Bei 50 Cent pro Aktie blieb es im Publikum mucksmäuschenstill.