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Keese vs. Nöll
Ist Deutschland noch Erfinderland?

Die Digitalisierung erfasst Wirtschaft und Wissenschaft, deutsche Unternehmen und Forschungsinstitute müssen sich international behaupten. Innovationen made in Germany - gibt es das noch? Christoph Keese, Executive Vice President bei Axel Springer, und Internetunternehmer Florian Nöll sind unterschiedlicher Ansicht.

Am Mikrofon: Manfred Götzke |
    Manager Christoph Keese, Axel Springer Verlag (links) und Florian Nöll, Unternehmer und Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Startups
    Manager Christoph Keese, Axel Springer Verlag (links) und Florian Nöll, Unternehmer und Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Startups (dpa / Xamax / Britta Pedersen und Stefan Kny (Bildcollage))
    Christoph Keese, Verlagsmanager bei Springer und Autor des Buches "Silicon Germany", meint:
    "Deutschland hat den Anschluss verpasst"
    Zwar sind wir immer noch Erfinderland, doch bei der Digitalisierung haben wir den Anschluss verloren. Wir haben die erste Runde der Digitalisierung komplett verpasst und Branchen verloren, die in der Folge der Digitalisierung wichtig werden, etwa die Batterie-Branche. Die Firma Varta war einmal Weltmarktführer, heute spielt Deutschland in der Batteriewirtschaft keine Rolle mehr. Die deutschen Konzerne haben außerdem immer noch nicht verstanden, wobei es bei der Digitalisierung wirklich geht - dass Plattformen wichtiger geworden sind als die Produkte, die dort verkauft werden.
    Florian Nöll, Internetunternehmer und Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsche Startups, hält dagegen:
    "Deutsche Gründer stehen ihren Altersgenossen in den USA in nichts nach"
    Deutschland ist definitiv Erfinderland: Wir haben eine steigende Zahl junger Leute, die bereit sind, Startups zu gründen. Das sind Talente, die ihren Altersgenossen im Silicon Valley in nichts nachstehen. Sie haben aber nicht die gleichen Startvoraussetzungen wie ihre Mitbewerber in den USA oder China. Das müssen wir dringend ändern. Dazu gehört auch, dass man nur erfolgreich gründen kann, wenn man internationale Märkte adressiert. Deshalb müssen wir es schaffen, dass es in Europa nur noch eine Barriere gibt: die Sprache. Vor allem müssen wir wieder lernen, diese Helden der Neuzeit zu feiern. Wir haben das verlernt. Stattdessen reden wir über Risiken und schaffen immer neue Regulierungen. Wenn wir das ändern, werden wir in Deutschland wieder Weltmarktführer hervorbringen.