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Keime
Hygieneprobleme bei Endoskopie

Endoskope sind aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Die Schläuche werden unter anderem für die Diagnose eingesetzt. Ganz selten kommt es dabei aber zu Problemen mit der Hygiene, die jetzt die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA und in Deutschland das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte auf den Plan gerufen haben.

Von Volkart Wildermuth |
    Ende 2012 Anfang 2013 litten mehrere Patienten an der Berliner Charité an einer eher ungewöhnlichen Infektion mit hochresistenten Bakterien. Die Leiterin des Hygieneinstituts der Charité, Prof. Petra Gastmeier, suchte nach der Quelle des Ausbruchs.
    "Wir waren sehr besorgt. Wir haben dann festgestellt, dass alle Patienten eine Untersuchung der Bauchspeicheldrüse mit einem Endoskop, einem speziellen Endoskop, einem Duodenoskop hatten und dieses Gerät ist nacheinander bei den Patienten eingesetzt worden."
    Die Mitarbeiter hatten das Gerät genau nach den Vorschriften des Herstellers gereinigt und desinfiziert, trotzdem kam es zur Verschleppung der gefährlichen Keime von einem Patienten zum nächsten. Ähnliche Fälle sind aus anderen europäischen Ländern und den USA dokumentiert, in Los Angeles starben sogar zwei Patienten an resistenten Keimen, mit denen sie über ein Endoskop infiziert wurden. Eine Ursache ist der hochkomplexe Aufbau gerade dieser Endoskop-Variante. Außerdem hatte die Firma das Design verändert. Ursprünglich ließ sich die Endkappe zur Reinigung mit Bürste und Desinfektionsmitteln abnehmen.
    "Es ist vorgekommen, dass diese Distalklappe bei einigen Patienten im Körper verblieben ist und daraufhin hat die Firma die Distalklappe fest verschweißt mit dem Gerät und dadurch ist aber die Reinigung natürlich erschwert."
    Deshalb haben sowohl die amerikanischen wie auch die deutschen Behörden noch einmal Hinweise für eine wirksame Desinfektion gegeben. Klar ist, die Fälle mit den resistenten Bakterien sind nur die Spitze des Eisbergs, denn wenn normale Bakterien übertragen werden, fällt das gar nicht auf. Nach einer aktuellen Studie lassen sich bei fast jedem zehntem Endoskop auch nach der vorschriftsmäßigen Desinfektion Keime nachweisen. Das ist aber meist kein Problem, betont der Gastroenterologe Dr. Andreas Schröder, der in Berlin seit vielen Jahren eine Endoskopie-Praxis betreibt.
    "Es handelt sich bei den Keimen, die man da noch findet über die ganz normale Darmflora, die normalerweise auch bei Menschen vorhanden ist. Das Risiko sehe ich primär darin, dass man auch bei den Zusatzinstrumenten da wirklich auch aufpassen muss, dass man da Einmalinstrumentarium verwendet."
    Also bei den filigranen Zangen und Schlingen, die durch die Endoskope gefädelt werden und die dann auch mit dem Blut der Patienten in Berührung kommen. Seine Praxis nimmt wie die meisten Endoskopiepraxen an regelmäßigen Kontrolluntersuchungen teil. Bundesweit sind dabei die Ergebnisse immer besser geworden, beruhigt Dr. Marc Thanheiser, zuständig für Krankenhaushygiene am Berliner Robert-Koch-Institut.
    "Vor 15 Jahren hatten wir Beanstandungsquoten von 50 Prozent, das heißt, jedes zweite Endoskop in der Koloskopie zum Beispiel war beanstandet. Da waren die Keimzahlen zu hoch. Mittlerweile sind wir deutlich unter vier Prozent gekommen innerhalb dieser 15 Jahre. Da sieht man schon, dass das eine sehr starke Trendwendung ist und sehr viel sich tut in diesem Bereich. Aber natürlich muss noch weiter getan werden."
    Bleibt das Problem bei den besonders komplexen Endoskopen. Hier drängen die Behörden inzwischen darauf, dass sich die Hersteller bei der Konstruktion nicht nur über die Wünsche der Ärzte nach immer mehr Funktionen Gedanken machen, sondern von Anfang an auch an die Desinfektion denken. Petra Gastmeier.
    "So, wie es im Moment ist, wird sozusagen das Problem auf die Anwender verschoben, die durch zusätzliche Reinigung und zusätzliche Desinfektionsaktivitäten das Designproblem des Endoskops kompensieren sollen. Und das ist sicherlich über weite Strecken möglich, aber es ist sicherlich nicht 100 Prozent möglich."