Seit Jahren kritisieren Umweltorganisationen und Ärzteverbände, dass in der Tiermast zu viele Antibiotika verwendet werden. Das sei gefährlich für unsere Gesundheit, weil sich Krankheitserreger an die Antibiotika gewöhnen und immun werden. Solche resistenten Keime stecken dann im Fleisch, sie gelangen über die Gülle in die Umwelt und landen letztlich im menschlichen Körper. Schon eine einfache Entzündung kann dann schwere Komplikationen auslösen, weil viele Antibiotika nicht mehr wirken. Man kann daran sterben.
Die Agrarexpertin Reinhild Benning von der Deutschen Umwelthilfe kritisiert, dass die bisherige Bundesregierung sich nicht ausreichend um das Problem gekümmert hat. Benning kauft deshalb regelmäßig in Dutzenden von Discountern verschiedene Fleischsorten und lässt sie im Labor untersuchen: "Wir finden Antibiotikaresistenzen auf allen Fleischsorten in unterschiedlichen Raten: Antibiotikaresistente Krankheitserreger, die auf dem Fleisch verbleiben, und dann bis in unsere Küchen gelangen."
Reserveantibiotika sind besonders wirksam
Vor sieben Jahren hat die Bundesregierung eine Strategie zur Reduzierung von Antibiotika in der Tiermast aufgelegt. Seitdem werden Landwirte regelmäßig über die Gefahren aufgeklärt und müssen genau Buch führen, wieviel Antibiotika sie einsetzen. Der Verbrauch in der Tierhaltung ist seitdem deutlich zurückgegangen, vor allem bei Rindern und Schweinen. Doch beim Geflügel steigt er. Hähnchen und Puten stehen inzwischen nahezu flächendeckend unter Antibiotika.
Besonders beunruhigend sei dabei, dass Geflügelmäster zunehmend sogenannte Reserveantibiotika verwenden, wie Reinhild Benning von der Deutschen Umwelthilfe kritisiert: "Reserveantibiotika-Resistenzen finden wir vermehrt auf Geflügelfleisch. Wir wissen aber auch, dass in dem Mastgeflügelbereich 40 Prozent aller verbrauchten Antibiotika Reserveantibiotika sind. Und immer, wenn wir Antibiotika einsetzen, können Keime Resistenzen ausbilden."
Reserveantibiotika sind besonders wirksame Medikamente, die oft in Krankenhäusern eingesetzt werden, etwa bei schweren Infektionen oder bei Infektionen mit resistenten Erregern – also wenn andere Antibiotika nicht mehr wirken. Doch es entstehen bereits erste Bakterien, die gegen die Reserveantibiotika resistent sind.
Der Umweltausschuss im Europaparlament forderte deshalb im September ein Verbot der wichtigsten Reserveantibiotika für die Tiermast. Der Vorsitzende des Weltärztebundes und Präsident des Ständigen Ausschusses der Europäischen Ärzte, Frank-Ulrich Montgomery, unterstützte die Initiative. Die EU habe die Chance, Menschenleben zu retten, schrieb Montgomery in einer Stellungnahme: "Wir brauchen die Beschränkung von Reserve-Antibiotika auf den Einsatz beim Menschen, damit schwerstkranke Menschen eine Chance auf Heilung bekommen."
Doch der Antrag scheiterte. Vor allem konservative und christdemokratische Abgeordnete stimmten dagegen. Auch der Bundesverband der praktizierenden Tierärzte kämpfte im Vorfeld gegen das Verbot. Kranke Tiere müssten behandelt werden, so das Argument der Befürworter, und zwar mit dem bestmöglichen Medikament.
Kritik von Medizinern
Der Nierenarzt Gerd-Ludwig Meyer übt heftige Kritik an der Entscheidung. Meyer gilt als Experte, wurde schon in Parlamenten zu diesem Thema befragt: "Reserveantibiotika sind dafür entwickelt worden, Menschenleben zu retten, schwerste Verläufe, Septikämien, Pneumonien schwerster Art, auf Intensivstationen. Dafür sind die da, und nicht, um dafür zu sorgen, dass das Masthähnchen seinen zweiunddreißigsten, nämlich den Schlachttag, erreicht. Das ist für mich ein Verbrechen."
Gerd-Ludwig Meyer führt eine Dialysepraxis in Nienburg in Niedersachsen, da wo es besonders viele Schweine- und Geflügelställe gibt. Er setzt sich seit langem immer wieder öffentlichkeitswirksam gegen die Massentierhaltung und gegen den Einsatz von Antibiotika ein. Vor zwanzig Jahren sei ihm zum ersten Mal ein Patient mit multiresistenten Keimen begegnet, erzählt er. Er kannte das Problem noch gar nicht, musste in der Fachliteratur nachschlagen. Seitdem häuften sich die dramatischen Fälle, bis hin zu Patienten, deren Entzündungen mit vielen verschiedenen Antibiotika nicht mehr in den Griff zu kriegen seien. An den gefährlichen Keimen, die diese Patienten mitbringen, sagt Meyer, könne man ablesen, was in den Mastställen der Umgebung gerade an Antibiotika verwendet wird.
Meyer: "Wir hatten angefangen mit MRSA-Keimen. Das sind Resistenzen, vorzugsweise gegen Penicillin-Präparate. Das ist jetzt rückläufig. Dafür haben wir jetzt mehr Resistenzen gegen Chinolone, Gyrasehemmer, Cephalosporine der dritten und vierten Generation. Warum ist das so? Ganz einfach, weil der Einsatz von Penicillin und Tetracyclin in der Massentierhaltung zurückgegangen ist. Während die Cephalospirine, die ich nannte, die Gyrasehemmer, die ich nannte, deutlich zugenommen haben. Und entsprechend haben wir das Resistenzverhalten."
Die Entdeckung des Antibiotikums hat die Medizin revolutioniert. Doch der Erfolg hat eine Schattenseite. Je mehr Antibiotika verwendet werden, desto häufiger werden Keime immun. Während die einfachen Keime durch Antibiotika absterben, breiten sich die resistenten Keime umso schneller aus. In aufwendigen Verfahren hat die Pharmaindustrie immer neue Antibiotika entwickelt, doch die Anpassung der Keime scheint schneller zu sein. Schon heute sterben laut Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit jedes Jahr 700.000 Menschen an Keimen, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft. In der Europäischen Union liegt die Zahl nach Angaben der europäischen Seuchenbehörde ECDC bei 33.000. Tendenz: steigend. Wenn nichts Einschneidendes passiert, so die WHO, werde die Zahl der Toten bis 2050 weltweit auf zehn Millionen jährlich ansteigen.
Neun von zehn Hähnchen mit Antibiotika behandelt
Im Hühnerstall von Stefan Teepker im Emsland: 36.000 Küken wuseln durch die 90 Meter lange Halle, flauschige Tiere, gerade mal zweieinhalb Wochen alt. Noch haben sie reichlich Platz, aber schon in weiteren dreieinhalb Wochen werden diese Tiere groß sein und zwei Kilo wiegen. Schlachtgewicht nach 42 Tagen. Damit die eng stehenden Hühner nicht krank werden, gibt Landwirt Teepker ihnen Antibiotika. Kann man Hähnchenmast ohne Antibiotika machen? Teepker bejaht dies. Auf die Frage, warum es dann nicht macht, antwortet er? "Machen wir ja gelegentlich, klappt nur nicht immer."
Aber im Schnitt werden in Deutschland 90 Prozent aller Hähnchen mit Antibiotika behandelt. Teepker dazu: "Ich glaube schon, dass gewisse Management-Faktoren dazu beitragen, dass es halt ohne geht. Ich glaube aber auch, komplett ohne… es ist ja immer eine Frage der Verhältnismäßigkeit: Wie viel Verluste haben wir während eines Mastdurchgangs. Und wir müssen immer wieder auch berücksichtigen, wir haben es hier mit einem Lebewesen zu tun, von Geburt bis zur Schlachtung. Und natürlich mögen für uns 42 Tage wenig sein oder eine kurze Dauer. Aber für das Individuum Geflügel ist das halt ein Leben. Ich glaube schon, dass es dann gelegentlich auch einfach vorkommen kann, dass die Tiere krank werden, und dann müssen wir halt behandeln."
Stefan Teepker hat noch zwölf weitere Ställe. Insgesamt mästet er immer rund 400.000 Hähnchen, drei Millionen im Jahr. Er zählt zu den 300 großen Mästern, die inzwischen die Hälfte des deutschen Marktes bedienen. Viele Hühnermäster reden nicht gern über den Einsatz von Antibiotika. Aber Teepker ist Vorsitzender des Bundesverbandes der bäuerlichen Hähnchenerzeuger. Er ist überzeugt, dass er seinen Hof vorbildlich führt – und darüber redet er gerne. Zweimal am Tag kontrollieren seine Mitarbeiter die Bestände, sagt er, Meter für Meter, ob es den Tieren gut geht, ob Heizung und Lüftung überall funktionieren und die Fütterung stimmt. Da lassen sich schon viele Probleme vermeiden, erklärt Teepker. Früher hätten sie fünfmal so viel Antibiotika gebraucht. Aber wenn er ein krankes Tier findet, dann müsse das Tier behandelt werden. Und alle anderen auch.
"Wenn wir behandeln müssen, dann können wir nicht Einzeltiere behandeln, sondern wenn, dann behandeln wir alle Tiere und das geht über die Tränke, über das Tränkewasser." Wenn ein Huhn hustet, bekommen 35.999 gesunde Hühner Antibiotika. Wie oft er Antibiotika gibt, das könne er nicht genau sagen, meint Teepker, auch nicht, wieviel Antibiotika seine Tiere bekommen. "Hm, das weiß ich nicht, das rechne ich für mich selber nicht aus."
Pflichtberatung für Mäster, die viel Arzneien einsetzen
Dabei müssen Hähnchenmäster den Behörden melden, wieviel Arzneimittel sie eingesetzt haben. Wer auffällig viel verwendet, der muss eine Pflichtberatung akzeptieren. Stefan Teepker findet solche Maßnahmen richtig. Auf Antibiotika verzichten möchte er trotzdem nicht. Sein Tierarzt Andreas Hemme, der mit in den Stall gekommen ist, findet auch den Einsatz von Reserveantibiotika in der Tiermast notwendig – also von Antibiotika, die erst zum Einsatz kommen, wenn andere Antibiotika wegen resistenter Keime nicht mehr helfen: "Wir verschreiben Reserveantibiotika, wir verschreiben Antibiotika, das ist so. Aber letzten Endes müssen wir dafür sorgen, dass die Tiere auch vernünftig aufgezogen werden können und nicht leiden müssen. Und es gibt bestimmte Erkrankungen, wo auch die Tiere schon drunter leiden, richtige Infektionen durchmachen und da muss man halt auch den Tieren den Zugang zu den Arzneimitteln gewähren."
Warum setzen dänische Landwirte so viel weniger Antibiotika ein als deutsche Bauern? "Das fing vor rund 25 Jahren an, damals hat Dänemark Antibiotika als Wachstumsförderer in der Tiermast verboten und den Einsatz damit drastisch reduziert. Außerdem haben wir besonders wichtige Antibiotika komplett aus der Tiermast verbannt, beispielsweise die Cephalosporine. Die wurden bis dahin gar nicht so viel eingesetzt, aber wir haben doch eine drastische Verringerung der Resistenzen festgestellt", sagt Professor Frank Aarestrup vom Dänischen Institut für Lebensmittelforschung.
Dänemark hätte die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Gesetze gegossen, betont Professor Aarestrup, in klare Vorschriften und Verbote. Zum Beispiel bei der Wachstumsförderung. Zeitweise wurden weltweit 80 Prozent aller Antibiotika als Wachstumshilfen an gesunde Tiere verfüttert. Dänemark hat das 1995 verboten, in Deutschland wurde diese Praxis erst elf Jahre später durch ein europäisches Gesetz beendet. In vielen Ländern außerhalb Europas werden Antibiotika heute noch als Wachstumshilfen eingesetzt.
Frank Aarestrup war Mitte der 1990er-Jahre treibende Kraft hinter den dänischen Maßnahmen, die den Antibiotika-Einsatz reduzierten. Pharmaindustrie, Tierärzte und Bauernverbände hätten damals den Zusammenbruch der dänischen Fleischindustrie prophezeit, erzählt er und lacht. Heute zählt Dänemark zu den größten Fleischexporteuren der Welt. Die scharfen Regeln haben dem Geschäft offenbar nicht geschadet, und sie haben auch die Fleischpreise nicht hochgetrieben. Doch das Thema ist damit auch in Dänemark noch nicht erledigt: "Wir sehen die Tendenz, dass wir etwas tun und dass sich dann der Antibiotikaverbrauch verringert, aber danach steigt der Verbrauch wieder langsam an. Wir verwenden deutlich weniger als andere Länder in Europa. Aber wenn man den Druck nicht ständig aufrecht hält, dann gibt es eben Landwirte, die gleich wieder mehr einsetzen."
Tierschützer kritisieren die Zustände
München, ein Mietshaus direkt an der S-Bahn. Kein Messingschild an der Klingel, kein Hinweis auf den Verein Soko Tierschutz, der hier sein Büro hat. Der Verein bleibt lieber im Dunkeln, er hat viele Feinde. In einem der leeren Räume zeigt der Vereinsgründer Friedrich Mülln heimlich aufgenommene Videos von Mastbetrieben. Verwackelte Bilder im Taschenlampenlicht.
"Man sieht halt die Stallapotheke, wie sich das nennt. Also: Belacol, ein Antibiotikum, was haben wir hier, Tylosin, ist auch ein Antibiotikum, und das wird halt hier nicht auf der Feinwaage vergeben, sondern das wird halt säckeweise verabreicht." Friedrich Mülln ist Tierschützer. Aber Tierschutz und Gesundheitsschutz, das lasse sich nicht mehr trennen, meint er. Die Tiere leiden, weil sie auf engstem Raum zusammengepfercht und auf Hochleistung getrimmt würden – und dann bräuchten sie Medikamente, die eigentlich für Menschen reserviert sein sollten. Reserveantibiotika.
"Die Tiere sind aufgrund ihrer Züchtung allein schon genetisch unter Stress, weil sie viel zu schnell wachsen, Schmerzen haben. Die Tiere kommen teilweise nicht ans Wasser ran und so weiter und so fort. Es ist einfach eine ganz klare Verbindung da: diese Intensivtierhaltung macht Tiere krank." Müllns Videoaufnahmen zeigen Mastställe, die ganz anders aussehen als die gepflegten Hallen bei Landwirt Teepker im Emsland: Verdreckte Futterstellen, Hühner ohne Federn, tote Tiere, die offenbar schon länger da liegen. In manchen Ställen haben die Tierschützer versteckte Kameras montiert. Auf den Videos sieht man dann etwa, wie ein Mann in heller Jacke große Mengen eines mehligen Pulvers in die Trinkwasseranlage kippt.
"Am Boden sieht man auch ist alles bedeckt mit dem Antibiotika-Staub. Und da braucht man sich natürlich nicht mehr wundern, dass sich die Keime in diesen Stall an diese Substanz relativ schnell gewöhnen. Und das sind dann die multiresistenten Keime, die ja die größte Bedrohung für unsere Gesundheit im 21. Jahrhundert sind und sein werden."
Ein solcher Umgang mit Antibiotika, ohne Messbecher, ohne Waage, ist strafbar. Doch das meiste, was Müllns Filme zeigen, ist vom Gesetz gedeckt: Die Enge, der schlechte Zustand vieler Tiere, die Vergabe von Reserveantibiotika, alles legal, klagt Friedrich Mülln.
Ein Hof ganz ohne Antibiotika
Auf dem Ökohof Kuhhorst in Brandenburg watscheln 1.000 Gänse von einer Wiese zur nächsten. Ein Traktor zieht ihre Nachtquartiere hinterher. Tagsüber sind die Tiere auf der Weide, nachts in mobilen Ställen, damit der Fuchs sie nicht holt. Betriebschef Hannes-Peter Dietrich legt Wert darauf, dass seine Gänse komplett ohne Antibiotika aufwachsen. Das geht, sagt er, auch bei größeren Herden. Man muss eben mehr Aufwand treiben.
"Sie sehen das ja jetzt, dass die Gänse von einer Weide auf die andere getrieben werden, dass darauf geachtet wird, dass sie frisches Grünfutter haben, dass die Tiere nicht zu lange auf einer Stelle sind, dass halt eben sich nicht Krankheitserreger ansiedeln können, und in einem Maße überhandnehmen können. Wir haben extra Krankenställe, wo die kranken Tiere sondiert werden, wo sie aufgepäppelt werden, wo sie extra Futter bekommen, wo sie in der Wärme sind. Dass sie sich mit ihren Krankheitserregern halt auseinandersetzen können. Das ganze System kostet halt Geld, weil es personalaufwendiger ist."
Im Ökohof Kuhhorst haben sie deshalb ihr eigenes Vermarktungssystem aufgebaut. Sie verkaufen das Fleisch in ihrem Hofladen und liefern an Kunden und an Geschäfte, die bereit sind, den Preis für hochwertige Bioprodukte zu bezahlen. Solche Biohöfe gibt es immer mehr. Aber es bleibt eine Nische. Der konventionelle Geflügelmarkt wird inzwischen fast vollständig von großen Mastfabriken bestimmt. Schon jetzt kommen Grillhähnchen und Putenbrust laut Statistischem Bundesamt zu 99 Prozent von Höfen mit mindestens 10.000 Tieren. Ohne Medikamente wäre die industrielle Massentierhaltung praktisch nicht möglich. Antibiotika ersetzen oft die artgerechte Haltung, meint Ökobauer Dietrich. Wenn die Tiere zu wenig Raum, zu wenig Hygiene, zu wenig Zeit zum Wachsen bekommen, dann werde das eben mit Antibiotika aufgefangen. Das Problem sei, dass man Antibiotika nicht einfach verbieten könne.
"Bei Tieren ist es so, sie können so gut sein wie sie wollen, sie können immer was reinbekommen. Und wenn es dem Tier schlecht geht, muss es die Möglichkeit geben. Es gibt einfach auch mal eine Euterentzündung bei einer Kuh, und wenn ein Tier leidet, bekommt es auch ein Medikament dagegen. Aber prophylaktisch Medikamente einzusetzen, damit die Zunahme geschafft wird, damit das Tier gar nicht erst krank wird, das ist das Kranke an diesem System."
Ökobauer Dietrich hofft nun auf die neue Bundesregierung. Die bisherige Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) habe wenig gegen die großen Mastbetriebe unternommen. Sie wollte den Bauern vor allem keine Vorschriften machen. Die neue Regierung wird sich auch mit den Antibiotika-Resistenzen befassen müssen. Ohne Vorschriften wird es nicht gehen, meint Dietrich. "Der Masseneinsatz von Antibiotika in der Tierhaltung, das ist das, was wir bekämpfen müssen und das ist das, was wir uns von der Regierung versprechen."
Die Agrarexpertin Reinhild Benning von der Deutschen Umwelthilfe sieht das ähnlich. Die neue Regierung werde das Thema ernst nehmen. Sie glaubt zudem, dass in Brüssel noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Das Europaparlament hat zwar ein Verbot von bestimmten Reserveantibiotika in der Tiermast erst einmal abgelehnt. Doch Gesundheitsthemen kommen in der EU immer wieder auf den Tisch. Schon in den nächsten Monaten muss die Europäische Kommission eine Liste mit Medikamenten vorlegen, die für die Behandlung von Menschen besonders wichtig sind: "Hier kann sie definieren: welche Antibiotika werden für Menschen vorbehalten und in der Massentierhaltung als Gruppenbehandlung verboten."
Das wäre ein erster Schritt, meint Reinhild Benning. Sie verfolgt die Agrarpolitik seit vielen Jahren und weiß, dass einschneidende Änderungen Zeit brauchen - und viele Anläufe.