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Keime im Wasser

Sauberes Trinkwasser ist in vielen Regionen der Welt nicht ausreichend vorhanden und entwickelt sich weltweit immer mehr zu einem Problem. In der Dritten Welt sterben Menschen an verseuchtem Wasser. Im Irak stellte man schon während des Krieges fest, dass viele Menschen kein sauberes Trinkwasser hatten. Aber auch in Europa ist sauberes Wasser keine Selbstverständlichkeit. Die Hygiene lässt vielfach zu wünschen übrig. Das Problem hierbei: die Hausinstallation. Ein Thema, das am Wochenende auch Hygieniker während eines Symposiums in Halle beschäftigte.

Von Annette Eversberg |
    Unser Trinkwasser kann gesundheitsschädliche Keime enthalten. Legionellen zum Beispiel. Sie lösen die so genannte Legionärskrankheit aus, eine schwere Lungenentzündung. Obwohl die Wasserwerke einwandfreies Wasser liefern. Denn - end of the pipe - gibt es Anlagen, die nicht so funktionieren, wie sie sollten oder Menschen, die sie falsch bedienen.

    Die morgendliche Dusche ist ein Genuss, wenn das warme Wasser über den Körper rieselt. Damit es so bleibt, kommt es für Biologen wie Dr. Werner Mathys vom Institut für Hygiene der Universität Münster dabei auf den Teil der Warmwasserbereitung an, die sich bei den meisten Häusern im Keller befindet.
    Hier sehen Sie einen Boiler, der für die Warmwasserbereitung ausgerüstet ist, der Temperaturen um 60 Grad fährt. Das ist genau das, was wir im Rahmen der Legionellenminimierung machen müssen.

    Solche Anlagen sind in Ordnung. Doch es gibt bei den Trinkwassersystemen in Mehrfamilienhäusern, Schulen, Kliniken und auch in vielen Einfamilienhäusern große Probleme. Zum Beispiel wenn sich die Kaltwasserleitungen ebenfalls in der Nähe der Boiler befinden, die meistens auch noch kräftig heizen. Werner Mathys.

    Kaltwasser wärmt sich zwangsläufig in dieser warmen Umgebung auf und führt nachträglich zur Verkeimung. Also auch das Kaltwasser kann in hohem Maße mit Legionellen besiedelt sein.

    Immer dann, wenn es über 20 Grad warm ist. Die Hausinstallationen für Trinkwasser sind für die Hygieniker die Problemzone Nr. 1 in der industrialisierten Welt. Denn in Rohren und Wasserspeichern bildet sich ein sogenannter Biofilm. Da ist eine Gesellschaft von Mikroorganismen, die mit unserm Trinkwasser in die Rohre transportiert werden, weil Trinkwasser nie ganz steril ist. In der Regel sind diese Biofilme kein Problem. Es sei denn, die Bedingungen sind so, dass sich die Keime entwickeln können, erläutert Hans-Curt Flemming, Professor für Aquatische Mikrobiologie an der Universität Duisburg.

    Da sind natürlich die Heimwerker weit an der Front. Wenn Sie dann in einen Baumarkt gehen, wo Sie sich ein paar schöne Panzerschläuche kaufen für Ihr Bad, oder Armaturen, in denen so ein bisschen Gummi drin ist, das gut ist für die Bakterien, die auf den Wänden sitzen. Dann müssen Sie sich das so vorstellen: Die Bakterien setzen sich auf die Wand und warten, bis es was zu fressen gibt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, entweder kommt das Fressen mit dem Wasser oder es kommt von der Unterlage. Das ist für Bakterien ganz ideal. Dann können die wachsen und dann gibt es solche Biofilme.

    Gummi aus Naturkautschuk enthält Nährstoffe, die Legionellen zum Wachsen bringen. Aber auch andere schädliche Keime wie Heliobacter Pilori oder Campylobacter, die zu Magen- und Darmerkrankungen führen können. Und die Bedingungen sind dann besonders gut, wenn Wasser lange in den Rohren steht. Zum Beispiel während des Urlaubs oder in Gästebädern, die nur gelegentlich genutzt werden. Auch beim Hausbau selber werden die Trinkwassersysteme noch immer so installiert, dass Hygienemängel zwangsläufig auftreten müssen, beklagt Werner Mathys.

    Das Problem bei einer Installation ist, dass die zu groß dimensioniert ist. Der Planer wird in der Regel immer gewisse Zuschläge machen aus Sicherheitsgründen, so dass das Resultat dann meiner Erfahrung nach so aussieht, dass die Rohrdimensionen zu groß sind, dass die Speichervolumen zu groß sind. Viel zu viel Wasser wird in einem Gebäude transportiert. Dadurch sind die Stagnationszeiten zu lang.

    Mehr Technik ist demnach erforderlich, um den Anforderungen einer gesunden Trinkwasserversorgung in einem großen Gebäude gerecht zu werden. So wie es die Trinkwasserschutzverordnung fordert.

    Hier muss man dafür sorgen, dass alle Versorgungsstränge gleichmäßig heißes Wasser bekommen. Es bedeutet Regulierungstechnik muss eingebaut werden. Es gibt automatische Ventile, die temperaturgesteuert öffnen und schließen, so dass man innerhalb verschiedener Stränge dann immer eine gleichmäßige Temperatur halten kann.

    In jedem Haushalt ist im Umgang mit dem Trinkwasser Sauberkeit oberstes Gebot. An den Wasserhähnen sollten die Auslaufstutzen regelmäßig gesäubert und ausgetauscht werden. Und natürlich auch der Duschkopf. Wer ganz sicher gehen will, dem rät der Hygieniker Werner Mathys.

    Sie sollten sich einen Fachplaner zu Rate holen und sie sollten von Ihm verlangen, dass er gemäß den Regelwerken ihre Warmwasserbereitung einstellt, das heißt, im gesamten System sollte man Temperaturen über 55 Grad fahren. Und ein weiterer Punkt ist, man muss Wasser verbrauchen. Die überzogenen Sparappelle in der Vergangenheit haben ein Problem geschaffen in der Hygiene.