"Ich frage mich, ob Amundsen jemals eine Angst gespürt hat, die er unterdrücken musste. Ein Mann war er - zu allen Zeiten wird er als ein einmaliger Typus in der Geschichte der Erforschung der Erde stehen. Er besaß in sich eine explosive Kraft."
Sie kannten sich gut, wurden beide als norwegische Nationalhelden gefeiert: Fridtjof Nansen, der große Nordpolarforscher, und Roald Amundsen, der als erster Mensch den Südpol erreichte – 35 Tage vor dem britischen Marineoffizier Robert Falcon Scott. Viele Länder beteiligten sich am Wettstreit um die Eroberung der letzten weißen Flecken auf der Weltkarte. Und das kleine Norwegen hatte eine gute Chance, sich gegenüber den Großmächten zu behaupten.
Amundsen, 1872 im heutigen Fredrikstad als Sohn eines Schiffseigners geboren, liebte das raue Klima in seiner Heimat. Dass er sich so gut auskannte mit der Natur, mit klirrender Kälte und eisigen Winden, sei ein wesentlicher Grund für den späteren Erfolg gewesen, meint Rainer K. Langner, Autor des Buchs "Duell im ewigen Eis":
"Das hat er als Kind im Prinzip schon gelernt, er war sehr oft in den norwegischen Bergen unterwegs, in der Winterzeit, auf Skiern, mit und ohne Zelt, wo ja fast ähnliche klimatische Bedingungen herrschen können, wie er sie dann nachher in der Antarktis vorgefunden hat. Er hat die Sache sehr ernst genommen, und er wollte ein Polarforscher werden. Und das hieß nicht: ein Abenteurer, sondern ein Profi."
Amundsen heuerte als Matrose an, bekam 1895 sein Steuermannspatent, nahm an einer belgischen Expedition in die Antarktis teil. Mit seinem eigenen Schiff "Gjöa" reiste er danach in die Arktis. Er fand die seit Langem gesuchte Nordwest-Passage, knüpfte Kontakte mit den Eskimos. Sein nächstes Ziel: der Nordpol! Die Regierung stellte ihm dafür nicht nur Geld, sondern auch die "Fram" zur Verfügung, mit der schon Fridtjof Nansen durch das arktische Packeis gedriftet war. Dann der große Schreck, als es im September 1909 hieß, der Amerikaner Robert Peary habe als erster Mensch den Nordpol betreten. Amundsens Traum war zerplatzt, er musste umdisponieren:
"Ich beschloss, einen Frontwechsel vorzunehmen – kehrtzumachen und Südkurs zu nehmen …"."
Nach außen tat Amundsen weiter so, als hielte er an der Expedition in den Norden fest. Erst als er sich mit der Fram schon auf hoher See befand, offenbarte er der Mannschaft seinen wahren Plan. Im Januar 1911 erreichten sie das Schelfeis an der Antarktis. Das Winterquartier lag etwa 110 Kilometer näher am Südpol als das Basislager des englischen Rivalen Scott. Am 20. Oktober brach Amundsen mit vier Gefährten zum Südpol auf.
Jetzt kam dem Norweger zugute, was er den Eskimos abgeschaut hatte: zum Beispiel die Anoraks aus Rentier- oder Karibu-Fellen – ein idealer Schutz vor der Kälte, so Jean-Loup Rousselot vom Staatlichen Museum für Völkerkunde in München.
""Dieses Fell hat eine Eigenschaft, die andere Felle nicht haben. Nämlich dass die Haare hohl sind. Wenn man das Fell beschreiben will, isoliert das Fell durch die Masse, aber auch durch die Infrastruktur, wenn man will, also das Innere von diesen Haaren ist wie eine isolierende Zone."
Und Amundsen spannte Hunde vor die schweren Schlitten, sie kamen mit dem Schnee und dem Eis viel besser zurecht als die Ponys und die – schon bald nicht mehr funktionsfähigen - Motorschlitten, die Scott in die Antarktis mitgenommen hatte.
Am 14. Dezember 1911, nach einem rund 1500 Kilometer langen Marsch, war es soweit: Am Südpol flatterte die norwegische Fahne – für Amundsen ein ergreifendes, aber auch zwiespältiges Gefühl. In seinem Reisebericht über "Die Eroberung des Südpols" schrieb er:
"Die Gegend um den Nordpol – ja zum Kuckuck – der Nordpol selbst hatte es mir von Kindesbeinen an angetan, und nun befand ich mich am Südpol! Kann man sich etwas Entgegengesetzteres denken'"
Nach der glücklichen Heimkehr wurde Amundsen als Held umjubelt. Das Schicksal seines Rivalen blieb lange ungewiss. Robert Scott war auf dem Rückweg vom Südpol Ende März 1912 mit zwei Begleitern in einem Eissturm erfroren. Erst im November wurde das Zelt mit den Leichen gefunden – nur etwa 20 Kilometer von einem rettenden Vorratsdepot entfernt.
Sie kannten sich gut, wurden beide als norwegische Nationalhelden gefeiert: Fridtjof Nansen, der große Nordpolarforscher, und Roald Amundsen, der als erster Mensch den Südpol erreichte – 35 Tage vor dem britischen Marineoffizier Robert Falcon Scott. Viele Länder beteiligten sich am Wettstreit um die Eroberung der letzten weißen Flecken auf der Weltkarte. Und das kleine Norwegen hatte eine gute Chance, sich gegenüber den Großmächten zu behaupten.
Amundsen, 1872 im heutigen Fredrikstad als Sohn eines Schiffseigners geboren, liebte das raue Klima in seiner Heimat. Dass er sich so gut auskannte mit der Natur, mit klirrender Kälte und eisigen Winden, sei ein wesentlicher Grund für den späteren Erfolg gewesen, meint Rainer K. Langner, Autor des Buchs "Duell im ewigen Eis":
"Das hat er als Kind im Prinzip schon gelernt, er war sehr oft in den norwegischen Bergen unterwegs, in der Winterzeit, auf Skiern, mit und ohne Zelt, wo ja fast ähnliche klimatische Bedingungen herrschen können, wie er sie dann nachher in der Antarktis vorgefunden hat. Er hat die Sache sehr ernst genommen, und er wollte ein Polarforscher werden. Und das hieß nicht: ein Abenteurer, sondern ein Profi."
Amundsen heuerte als Matrose an, bekam 1895 sein Steuermannspatent, nahm an einer belgischen Expedition in die Antarktis teil. Mit seinem eigenen Schiff "Gjöa" reiste er danach in die Arktis. Er fand die seit Langem gesuchte Nordwest-Passage, knüpfte Kontakte mit den Eskimos. Sein nächstes Ziel: der Nordpol! Die Regierung stellte ihm dafür nicht nur Geld, sondern auch die "Fram" zur Verfügung, mit der schon Fridtjof Nansen durch das arktische Packeis gedriftet war. Dann der große Schreck, als es im September 1909 hieß, der Amerikaner Robert Peary habe als erster Mensch den Nordpol betreten. Amundsens Traum war zerplatzt, er musste umdisponieren:
"Ich beschloss, einen Frontwechsel vorzunehmen – kehrtzumachen und Südkurs zu nehmen …"."
Nach außen tat Amundsen weiter so, als hielte er an der Expedition in den Norden fest. Erst als er sich mit der Fram schon auf hoher See befand, offenbarte er der Mannschaft seinen wahren Plan. Im Januar 1911 erreichten sie das Schelfeis an der Antarktis. Das Winterquartier lag etwa 110 Kilometer näher am Südpol als das Basislager des englischen Rivalen Scott. Am 20. Oktober brach Amundsen mit vier Gefährten zum Südpol auf.
Jetzt kam dem Norweger zugute, was er den Eskimos abgeschaut hatte: zum Beispiel die Anoraks aus Rentier- oder Karibu-Fellen – ein idealer Schutz vor der Kälte, so Jean-Loup Rousselot vom Staatlichen Museum für Völkerkunde in München.
""Dieses Fell hat eine Eigenschaft, die andere Felle nicht haben. Nämlich dass die Haare hohl sind. Wenn man das Fell beschreiben will, isoliert das Fell durch die Masse, aber auch durch die Infrastruktur, wenn man will, also das Innere von diesen Haaren ist wie eine isolierende Zone."
Und Amundsen spannte Hunde vor die schweren Schlitten, sie kamen mit dem Schnee und dem Eis viel besser zurecht als die Ponys und die – schon bald nicht mehr funktionsfähigen - Motorschlitten, die Scott in die Antarktis mitgenommen hatte.
Am 14. Dezember 1911, nach einem rund 1500 Kilometer langen Marsch, war es soweit: Am Südpol flatterte die norwegische Fahne – für Amundsen ein ergreifendes, aber auch zwiespältiges Gefühl. In seinem Reisebericht über "Die Eroberung des Südpols" schrieb er:
"Die Gegend um den Nordpol – ja zum Kuckuck – der Nordpol selbst hatte es mir von Kindesbeinen an angetan, und nun befand ich mich am Südpol! Kann man sich etwas Entgegengesetzteres denken'"
Nach der glücklichen Heimkehr wurde Amundsen als Held umjubelt. Das Schicksal seines Rivalen blieb lange ungewiss. Robert Scott war auf dem Rückweg vom Südpol Ende März 1912 mit zwei Begleitern in einem Eissturm erfroren. Erst im November wurde das Zelt mit den Leichen gefunden – nur etwa 20 Kilometer von einem rettenden Vorratsdepot entfernt.