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Kein Anschluss unter diesen Bedingungen

Weit draußen über Nord- und Ostsee weht der Wind meist kräftig und stetig. Strom soll daraus werden, und zwar reichlich. Bis zum Jahr 2020 sollen vor der deutschen Küste Windparks mit einer Leistung von 10.000 Megawatt entstehen. Das entspricht etwa sechs modernen Atomkraftwerken.

Von Sönke Gäthke |
    Das ist das Ziel der Bundesregierung. Doch um es zu erreichen, müssen noch viele Windräder gebaut werden. Und nicht nur das. Der Strom muss an die Küste kommen, und von dort ins ganze Land transportiert werden. Doch Anschluss und Netzausbau bleiben auf der Strecke.

    "Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Röttgen, Wir informieren Sie hiermit, dass die Errichtung von Anschlussleitungen für Offshore-Windparks in der Nordsee nicht länger möglich ist."

    Im November vergangenen Jahres schreibt der Stromnetzbetreiber TenneT einen Brief an die Bundesregierung und den damals noch amtierenden Umweltminister Norbert Röttgen von der CDU. Der Inhalt: TenneT kann – oder will – vorerst keine Windparks mehr in der Nordsee anschließen – Haftungsrisiko und technische Probleme drohen so teuer zu werden, dass sie das Unternehmen ruinieren könnten.

    Dabei schien die Offshore-Windenergie nach Jahren der Stagnation endlich wieder in Schwung zu kommen. 2012 sollten unter anderem die Windparks Nordsee Ost und Meerwind Ost/Süd ans Netz gehen – mit einer Gesamtleistung von fast 600 Megawatt. Und auch für die kommenden Jahre sind die Aufträge schon erteilt.

    Für die Umstellung auf erneuerbare Energien sind die Windparks vor der Küste besonders wichtig, erklärt Peter Ahmels, Stromnetzexperte der Deutschen Umwelthilfe.

    "Also es soll schon einer der Eckpfeiler werden, wo schon auch ein Großteil des Stroms herkommen wird. Offshore hat da seinen festen Platz und wird auch, weil da wesentlich mehr Volllaststunden möglich sind, also die Anlagen besser ausgelastet sind, auch arbeitsmäßig, kilowattstundenmäßig, erheblich dazu beitragen zum zukünftigen Energiemix."

    Bessere Auslastung heißt: mehr Strom fürs Geld. Dazu kommt: Auf See erzeugen Windräder besonders viel Strom im Winter - wenn viel verbraucht wird, die Sonne weniger scheint und der Solarstrom nachlässt.

    Der Wind weht – doch der Strom fließt nicht. Aus dem geplanten großen Ausbau der Windenergie wird in diesem Jahr nichts.

    "Die Vergabe neuer Gleichstromanschlüsse ist uns in der bisherigen Form und bei unveränderten Rahmenbedingungen nicht mehr möglich."

    "Bei unveränderten Rahmenbedingungen" – das heißt mit anderen Worten: Der Stromnetzbetreiber TenneT setzt der Politik die Pistole auf die Brust. Ändert sich nichts, gibt's auch keine neuen Stromkabel, Gesetze hin oder her.

    "Die gesetzliche Regel sagte eigentlich schlicht und ergreifend, wenn der Windpark fertig ist, dann müsst ihr auch das Netz dahaben."

    Sagt Christian Dahlke vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Er ist zuständig für die Planung und Genehmigung der Windparks in Nord- und Ostsee.

    "Die Wirtschaft hat versucht, sich zu koordinieren. Eine ganze Zeit lang, zusammenzukommen, um das Ganze berechenbarer zu gestalten. Aber letztlich haben sie es nicht ganz geschafft, eigene Regeln aufzustellen und haben dann nach staatlichen Leitlinien gerufen. Dann gab es ein Positionspapier der Bundesnetzagentur, die dann sagte, wann und zu welchem Zeitpunkt der Übertragungsnetzbetreiber damit rechnen darf, dass der Windpark auch wirklich kommt, und die Investition gerechtfertigt ist."

    TenneT sollte 30 Monate Zeit bekommen, um die Stromkabel zu legen. Das reiche aber nicht, sagt Christian Schneller, Unternehmenssprecher bei TenneT.

    "Wir schreiben als TenneT die Projekte aus mit dem Ziel, diese Leitung möglichst schnell zu errichten. Idealerweise innerhalb von 30 Monaten nach Auftragsvergabe, die Realität ist, dass wir Angebote von den Herstellern kriegen, die zuletzt bei Lieferzeiten von etwa 50 Monaten lagen."

    Offenbar haben sowohl TenneT als auch die Zulieferer – allen voran Siemens - die Tücken der Technik auf See unterschätzt.

    Der Strom von Offshore-Windparks wird mit Hochspannungsgleichstrom an die Küste geleitet. Das geht nicht anders: Die Kabel sind so lang, dass mit konventionellem Drehstrom die Verluste zu groß würden. Windräder erzeugen allerdings Wechselstrom. Dieser muss erst einmal gleich gerichtet werden. Das passiert in Konverterstationen auf dem Meer, die etwa so aussehen wie Bohrplattformen. Eine vollkommen neue Technik:

    "Insbesondere vonseiten von Siemens, das hat ja auch neulich der Herr Löscher von Siemens so öffentlich dargestellt, sind die Anforderungen, die mit der Planung und Herstellung von Konverterplattformen auf See verbunden sind, deutlich unterschätzt worden. Das merkt man dann auch an der mangelnden Qualität und der nicht-zeitgerechten Bearbeitung im Genehmigungsverfahren."

    So Christian Dahlke vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.

    Die Folge: Erst im November, als alle Schiffe und Teams für den Aufbau der drei neuen Windparks schon lange bestellt waren, gab Siemens zu, die Konverterplattformen erst ein Jahr später liefern zu können. Und ließ damit den Übertragungsnetzbetreiber TenneT im Regen stehen.

    "Die Performance in den Genehmigungsverfahren seitens des Übertragungsnetzbetreibers TenneT und des von ihm im Wege des Generalunternehmertums beauftragten Unternehmen ist – hat Luft nach oben. Die Genehmigungsverfahren sind entgegen der Aussagen im Positionspapier der Bundesnetzagentur eben nicht sehr frühzeitig eingeleitet worden."

    Doch das größte Problem liegt offenbar bei TenneT. Das niederländische Staatsunternehmen betreibt mit einer Tochtergesellschaft über 10.000 Kilometer Stromleitungen in Deutschland. Vor zweieinhalb Jahren hatte TenneT das Netz von EON übernommen – der Verkauf sollte den Wettbewerb auf dem Strommarkt in Deutschland verbessern. TenneT hatte sich damals auch verpflichtet, alle Netzanschlüsse sicherzustellen, also auch die Anschlüsse der Hochsee-Windparks ans Stromnetz. Doch jetzt wachsen dem Unternehmen die Kosten über den Kopf, so TenneT-Sprecher Christian Schneller:

    "Das deutsche Netz der TenneT ist vor etwa zwei Jahren für weniger als 900 Millionen Euro verkauft worden, und wir haben in diesen zwei Jahren seit damals Investitionsverpflichtungen auf uns genommen, allein für Offshore, von 5,5 Milliarden."

    Tennet verfügt nicht über das notwendige Eigenkapital für den Netzausbau und den Anschluss der Windparks an das Stromnetz. Das Unternehmen kann die Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro nicht stemmen.

    Hinzu kommen Schadensersatzforderungen wegen der Verzögerung und ein enormes Haftungsrisiko – was passiert nämlich, wenn die Anlagen auf See einmal ausfallen?

    "Schadenssummen von mehreren Hundert Millionen Euro sind hier durchaus realistisch, wobei Umfang und Zuordnung der gesetzlichen Haftung nicht abschließend geklärt sind."

    "Das würde sozusagen auf Grund der Bilanz von TenneT das Unternehmen schon in die Knie zwingen, das muss man ganz klar sagen halt, hier brauchen wir ganz schnell eine Regelung."

    Dass TenneT seinen Verpflichtungen nicht gerecht werden kann – das hatten Branchenkenner bereits befürchtet. Hermann Albers vom Bundesverband Windenergie:

    "Nach dem Verkauf der Netze von Eon-Netze in Richtung des kleinen Benelux-Betreibers TenneT, der schon für sich insofern fragwürdig ist, als das hier das komplexeste europäische Netz mit der größten Aufgabe, noch dazu in der Energiewende ausgerechnet an einen kleinen Benelux-Netzbetreiber verkauft wird, ist dazu zusätzlich zu bemerken, dass TenneT natürlich schon seit Jahren wusste, welchen Ausbau es mit welchem Tempo in der Nordsee für die Offshore-Windenergie geben soll, insofern kann ein solcher Investor sich jetzt nicht, zwei Jahre nach der Übernahme des Netzes, überrascht zeigen und erschrocken zeigen, dass in diese Aufgabe tatsächlich zu investieren ist."

    Der Netzausbau stockt – und das bringt jetzt vor allem Investoren und Industrie in Bedrängnis. Zum Beispiel die Windpark-Betreiber: Sie müssen entscheiden, ob sie bauen oder nicht.

    Das ist keine leichte Entscheidung. Wenn die Betreiber den Bau der Windparks absagen, stornieren sie damit auch die Spezialschiffe, die für den Bau der Windanlagen auf See notwendig sind. Davon gibt es nur wenige, und sie sind auf Jahre hin ausgebucht.

    Beginnen sie aber mit dem Bau, ist das auch keine rentable Lösung, wie Thorsten Falk von der Deutschen Stiftung Offshorewind erklärt:

    "Die Schwierigkeit ist einfach, wenn der Netzanschluss nicht da ist, und der Windpark da wäre, dann kann der Windpark nicht Einspeisen und muss gleichzeitig mit Strom versorgt werden, mit Notstromaggregaten, was zu hohen Kosten führt."

    Weil unter anderem Strom notwendig ist, um die Windräder zu überwachen, oder durch eine Klimaanlage das Innere der Windmühle vor der salzigen Meeresluft zu schützen.

    Und auch die Windräder selbst werden derzeit schon gebaut. Sie müssen bezahlt werden. Können diese Windräder jetzt keinen Strom liefern, bringen sie dem Betreiber kein Geld – ihre Kredite müssen die Firmen trotzdem weiter bedienen.

    "Die Situation stellt sich im Augenblick bei uns so dar, dass die Firmen, die tatsächlich eigentlich gar nicht mehr stoppen können, die die Hauptgewerke bestellt haben, die die Bauschiffe und die Gründungskonstruktionen bestellt haben, und die auch bauen lassen, dass die jetzt zunehmend dann auf See gehen und nur Gründungskörper dort für eine ganze Zeit lang hinstellen und installieren werden, aber nicht auch bereits die Gondeln."

    So Christian Dahlke vom Bundesamt für Seeschifffahrt. Die Windparkbetreiber arbeiteten derzeit nach dem Motto,

    Zitat "Wir arbeiten unter Hochdruck daran, langsamer zu werden." Um Aufträge zu strecken, um Dinge nicht sofort fertig zu haben, weil sie zurzeit nicht benötigt werden.

    "Vor diesem Hintergrund möchten wir dringend mit Ihnen gemeinsam darüber sprechen, wie der gesetzliche Rahmen so modifiziert werden kann, dass Offshore-Windkraft so schnell wie möglich einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten kann."

    Für den neuen Umweltminister Peter Altmaier von der CDU gehört der Netzausbau jetzt zu den drängendsten Themen. Schnell muss es gehen, um die Windparks und das Stromnetz flott zu machen und die Ziele der Energiewende doch noch zu erreichen.

    Bis zur Sommerpause will Peter Altmaier gemeinsam mit FDP-Wirtschaftsminister Philipp Rösler eine Lösung auf den Tisch legen. Denkbar ist, dass es bei der Frage des Haftungsrisikos staatliche Unterstützung gibt.

    Zuletzt hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Energiewende immer mehr zur Chefsache gemacht. Auch in dieser Woche will sie das Thema mit den Ministerpräsidenten besprechen. Zuletzt gab sich die Kanzlerin zuversichtlich, dass mit beschleunigten Genehmigungen manche Rückstände beim Netzausbau noch aufgeholt werden können.

    Anfang des Jahres hatte die Bundesregierung bereits eine Arbeitsgruppe mit dem Namen "Beschleunigung des Netzausbaus" eingesetzt. Mit am Tisch saßen auch Branchenvertreter. Die Arbeitsgruppe hat mehrere Lösungsstrategien vorgeschlagen:

    "Zum einen, dass die KFW temporär in die Finanzierung einsteigt ..."

    ... sagt Thorsten Falk von der Deutschen Stiftung OffshoreWind. Weil der Stromnetzbetreiber Tennet nicht über ausreichend Kapital verfügt, soll die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau in den Netzausbau investieren.

    "Die halten wir als die Lösung, die am schnellsten umsetzbar wäre, die zweite Möglichkeit wurde eingebracht, von Netzbetreibern, dass man die einzelnen Netzanbindungen ausschreibt.",

    Das heißt: TenneT legt die Kabel von der Küste zu den Windparks nicht selbst, sondern sucht nach einem Investor, der den Bau der Konverterstationen und den Anschluss übernimmt. Netzentgelte stünden dann dem Investor zu.

    Wobei erst einmal die Haftungsfrage gelöst werden müsste, damit sich überhaupt jemand an diesen Ausschreibungen beteiligt.

    "... und die dritte Option war, ob man eventuell über eine Sonderumlage bei den Netznutzungsentgelten zum Beispiel praktisch TenneT zu Eigenkapital verhilft."

    Jedes Unternehmen, das Strom über das Höchstspannungs-Netz leitet, muss dafür an den Leitungs-Betreiber eine Gebühr bezahlen, das Netz-Entgelt. Auf dieses Entgelt könnte eine zusätzliche Sonderumlage kommen, um TenneT finanziell zu unterstützen – würden den Unternehmen an anderer Stelle dafür Vergünstigungen gewährt, bliebe die Sonderumlage für diese Unternehmen ein Nullsummenspiel. Verbraucher und Steuerzahler hingegen würden bei diesem Modell wohl zur Kasse gebeten.

    Hermann Albers vom Bundesverband Windenergie hat an den Beratungen mit Wirtschaftsminister Rösler teilgenommen:

    "Ich habe erlebt, dass der Minister im Laufe der Debatte mehr und mehr zugelassen hat, dass auch der Verbraucher hier mit in die Verantwortung genommen wird, die Offshore-Wirtschaft wird das begrüßen, ich glaube aber, dass wir generell die Frage stellen müssen, wo können wir Erneuerbare Kapazitäten auch im Bereich der Windenergie günstig erzeugen, und da fällt doch mehr und mehr auf, und das müssen wir auch zur Sprache bringen, dass die Potenziale in der Onshore-Windenergie so ausgesprochen groß sind, dass Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, sich gerade erst um den Ausbau dieser Maßnahmen bemühen und ein großes Interesse daran zeigen."

    Günstiger als auf dem Meer sei Windstrom derzeit an Land, sagt Hermann Albers.

    "Und dass wir es an dieser Stelle mit einer Vergütungsgröße von etwa acht bis neun Cent tun können, während es auf See zur Zeit 15 bis 19 Eurocent sind, dass heißt, mit Blick auf die Verbraucher ist der Ausbau der Windenergie an Land derzeit die schnellste und effizienteste Möglichkeit, und sie schon insofern den Netzausbau, dass wenn wir die Kapazitäten in allen Bundesländern verteilen, und insbesondere auch dort, wo heute hohe Verbrauchswerte herrschen, weil die Industrie dort angesiedelt ist, wie eben in Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen, natürlich der Transport entfällt und insofern zumindest die Frage des Netzausbaus relativ zeitlich entlastet wird."

    Einen Wunsch des Übertragungsnetzbetreibers TenneT setzte die Arbeitsgruppe allerdings nicht auf die Tagesordnung:

    "Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, eine – ja, einen fünften Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland zu schaffen, einen Übertragungsnetzbetreiber, der die Verantwortung für Gleichstromverbindungen übernimmt."

    Das sind nicht nur die Verbindungen von den Anlagen auf See hin zum Land. Auch längs durch die Republik sind solche Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen geplant – weil sie Strom mit weniger Verlusten über weite Strecken transportieren können.

    Die Experten sprechen von einem Overlay-Netz – einer Art Überholspur für Energie. So ein Netz soll sich einmal quer durch Europa ziehen. Nicht nur für erneuerbare Energien, sondern auch, um einen freien Stromhandel auf dem ganzen Kontinent zu ermöglichen. Christian Schneller von TenneT.

    "Und auch um diese, europäische Netzinfrastruktur zu entwickeln, ist es sinnvoll, dass wir in Deutschland, ja, großräumige Transportfragen aus einer Hand lösen und im europäischen Konzert mit einer Stimme sprechen. All das sind Erwägungen, die für uns maßgeblich sind, diesen Vorschlag zu machen, und für eine deutsche Gleichstromnetzgesellschaft zu plädieren."

    Weil eine solche Gesellschaft auch das Netz zu den Windparks legen würde, wäre TenneT dann wohl aus dem Schneider.

    "Der Vorschlag von TenneT diese gemeinsame Netzgesellschaft zu gründen, das ist ja relativ schnell auf Ablehnung gestoßen bei den anderen drei Netzbetreibern."

    "... sie war allerdings in einem Kontext vorgelegt worden, als es eher darum ging, Kapital zu beschaffen. Und das ist natürlich immer so eine Frage, wie jemand reagiert, der merkt, da spricht jemand über mein Kapital, das ich selber habe, und der hat mich vorher nicht gefragt, das erzeugt dann natürlich auch Gegenreaktionen."

    TenneT jedoch hält an seinem Vorschlag trotz aller Skepsis fest.

    "Dass eine solche Gesellschaft nicht kurzfristig realisierbar wäre, bestreite ich, und was die politischen Reaktionen auf unseren Vorschlag angeht, sehen wir ein durchaus differenziertes Bild. Gerade mit Blick auf die Notwendigkeit einer integrierten europäischen Netzentwicklung. Gerade mit Blick auf die Notwendigkeit, eine Offshore und Onshore-Netzentwicklung aus einem Guss zu ermöglichen, sehen wir viel Sympathie, im Übrigen auch bei der Bundesregierung, für den Vorschlag, das künftig von einer Gesellschaft und aus einer Hand machen zu lassen."

    Selbst wenn bald eine Lösung gefunden wird, wenn TenneT finanzielle Unterstützung erhält, die Haftungsfrage geklärt ist und die Zulieferer ihren Verpflichtungen nachkommen – das Ziel, bis 2020 vor der deutschen Küste 10.000 Megawatt, also zehn Gigawatt Windstromleistung zu errichten – dieses Ziel dürfte wohl nicht mehr erreicht werden.

    "Wir werden bei circa sechs bis sieben Gigawatt unser neues Ziel setzen müssen, und wir hoffen natürlich darauf, dass wir sukzessive dann auch Kostendegression im Bereich der Offshore-Windenergie nachweisen können, denn das ist ja sozusagen das Ziel der Maßnahmen auch in der Offshore-Energie kosteneffizient Kapazität bereitstellen zu können."

    Sagt Hermann Albers vom Bundesverband Windenergie.

    Wenn der Strom aber nicht wie geplant vom Meer an Land weht – was heißt das für den Atomausstieg? 2022 sollen die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen. Offshore-Windenergie ist ein wichtiges Element im künftigen Strommix. Doch wenn die Verzögerungen nicht aufgeholt werden können, entsteht eine Lücke. Bisher ist es der Bundesregierung noch nicht gelungen, diese Lücke anderweitig zu schließen – etwa durch den forcierten Ausbau anderer erneuerbarer Energien.