Schlangen in Mosambik? Das hat es lange nicht mehr gegeben. Seit den Aufständen vor wenigen Tagen stehen aber sie wieder an: nach Brot. Zum "Tag des Sieges", dem Nationalfeiertag, hatte die Regierung, aufgeschreckt von den gewalttätigen Protesten, die gerade verkündeten Lebensmittelpreis-Erhöhungen erst mal wieder aufgehoben. Vorläufig. Bis die Krise vorbei ist. Ein Halbpfundbrot kostet nun wieder 17 Prozent weniger, sechs Meticais, 13 Eurocent, soviel wie vorher. Das klingt nach wenig, aber es ist viel für Mosambik, das noch immer zu den 20 ärmsten Ländern der Welt gehört und ein Polizist 40 Euro im Monat verdient, ein Kfz-Mechaniker knapp 60 Euro. Und 52 Prozent der Bevölkerung gar nichts.
"Wir haben kein Geld, keine Arbeit. Wir leben nicht, wir tun ein bisschen, um zu überleben. Jeden Tag,"
sagt Jose Alfredo Cossa, der in der DDR die deutsche Sprache und das Tischlerhandwerk gelernt hat, bevor er abgeschoben wurde. Die so genannten Mad Germanes werden gemobbt und bekommen keine Unterstützung. Wer keine Beziehungen hat, ist aufgeschmissen, erzählt auch der Rückkehrer Abel Maria Innocencio Vicorino:
"Es ist genau wie in der DDR, profitieren nur die Genossen, sonst keiner. Die haben bessere Bedingungen natürlich. Und der Arme wird immer ärmer und Arm hat nie recht. Und der Reiche? Sie haben immer die Medien, sie haben das TV, sie haben Radios und sie können reden, was sie wollen."
Das war vor den Aufständen, als die bei den Wahlen 2009 noch mal gestärkte, früher marxistisch-leninistische FRELIMO-Partei die Lage noch im Griff zu haben glaubte. Der September-Aufruhr hat die Staatsmacht überrascht: Eilig hielt Präsident Amando Guebuza eine Ansprache an die Nation, gab alle Schuld den Weizen-Weltmarktpreisen und internationalen Spekulanten, beschuldigte aber zugleich die Opposition, Gewalt zu säen. Mosambiks Polizei und Geheimdienste sind berüchtigt, gut ausgerüstet und zeigen bei allen Formen von Protest gern, wo sie ihr Handwerk gelernt haben: in der Sowjetunion und in der DDR. Allzu gesprächig sind die Mosambikaner deshalb nicht, sagt Abel Maria, der gelernte Brandschutzingenieur:
"Was sie drin haben, so ganz im Herzen, ist ganz anders. Nicht das, was sie sagen. Die Leute haben Angst. Die Leute haben Angst. Es ist nicht so demokratisch wie man, na ja, besonders bei euch Europäern so denkt."
Den Mund haben sie immer noch nicht aufgemacht, aber mit den Füßen abgestimmt. Mit tagelangen wütenden Protesten, brennenden Barrikaden, die die Staatsmacht nur mit Mühe niederkämpfen konnte. 13 Menschen haben den Aufruhr mit dem Leben bezahlt, Dutzende wurden verletzt, mehr als 140 verhaftet. Aber so verzweifelt die Polizisten auch suchten, sie fanden keine Rädelsführer, keine politischen Zellen, die sie hätten dingfest machen oder ausräuchern können. Die Leute hatten sich per SMS verabredet, die Handy-Nachrichten verbreiteten sich schneller als Buschfeuer. Der schöne Schein des Musterlandes Mosambik, das gern in Zusammenhang mit acht Prozent Wachstum im Jahr sowie Megaprojekten bei der Kohle, Erz, Energie- und Gasgewinnung genannt wird, der schöne Schein ist getrübt. Auch durch unverfrorene Korruption, Bereicherung und Vetternwirtschaft. Der Präsident selbst ist der größte Unternehmer im Land. Und so richtig es sein mag, dass die Weizenkrise nicht nur dem russischen Sommer, sondern globalen Spekulanten geschuldet ist, so sehr hat auch Mosambik selbst versagt: Jedes Jahr, so räumte Agrarminister Soares Nhaca dieser Tage zerknirscht im Fernsehen ein, benötige das Land 537.000 Tonnen Weizen. Es produziert aber gerade mal ein Vierundzwanzigstel davon selbst - 22.000 Tonnen.
"Wir haben kein Geld, keine Arbeit. Wir leben nicht, wir tun ein bisschen, um zu überleben. Jeden Tag,"
sagt Jose Alfredo Cossa, der in der DDR die deutsche Sprache und das Tischlerhandwerk gelernt hat, bevor er abgeschoben wurde. Die so genannten Mad Germanes werden gemobbt und bekommen keine Unterstützung. Wer keine Beziehungen hat, ist aufgeschmissen, erzählt auch der Rückkehrer Abel Maria Innocencio Vicorino:
"Es ist genau wie in der DDR, profitieren nur die Genossen, sonst keiner. Die haben bessere Bedingungen natürlich. Und der Arme wird immer ärmer und Arm hat nie recht. Und der Reiche? Sie haben immer die Medien, sie haben das TV, sie haben Radios und sie können reden, was sie wollen."
Das war vor den Aufständen, als die bei den Wahlen 2009 noch mal gestärkte, früher marxistisch-leninistische FRELIMO-Partei die Lage noch im Griff zu haben glaubte. Der September-Aufruhr hat die Staatsmacht überrascht: Eilig hielt Präsident Amando Guebuza eine Ansprache an die Nation, gab alle Schuld den Weizen-Weltmarktpreisen und internationalen Spekulanten, beschuldigte aber zugleich die Opposition, Gewalt zu säen. Mosambiks Polizei und Geheimdienste sind berüchtigt, gut ausgerüstet und zeigen bei allen Formen von Protest gern, wo sie ihr Handwerk gelernt haben: in der Sowjetunion und in der DDR. Allzu gesprächig sind die Mosambikaner deshalb nicht, sagt Abel Maria, der gelernte Brandschutzingenieur:
"Was sie drin haben, so ganz im Herzen, ist ganz anders. Nicht das, was sie sagen. Die Leute haben Angst. Die Leute haben Angst. Es ist nicht so demokratisch wie man, na ja, besonders bei euch Europäern so denkt."
Den Mund haben sie immer noch nicht aufgemacht, aber mit den Füßen abgestimmt. Mit tagelangen wütenden Protesten, brennenden Barrikaden, die die Staatsmacht nur mit Mühe niederkämpfen konnte. 13 Menschen haben den Aufruhr mit dem Leben bezahlt, Dutzende wurden verletzt, mehr als 140 verhaftet. Aber so verzweifelt die Polizisten auch suchten, sie fanden keine Rädelsführer, keine politischen Zellen, die sie hätten dingfest machen oder ausräuchern können. Die Leute hatten sich per SMS verabredet, die Handy-Nachrichten verbreiteten sich schneller als Buschfeuer. Der schöne Schein des Musterlandes Mosambik, das gern in Zusammenhang mit acht Prozent Wachstum im Jahr sowie Megaprojekten bei der Kohle, Erz, Energie- und Gasgewinnung genannt wird, der schöne Schein ist getrübt. Auch durch unverfrorene Korruption, Bereicherung und Vetternwirtschaft. Der Präsident selbst ist der größte Unternehmer im Land. Und so richtig es sein mag, dass die Weizenkrise nicht nur dem russischen Sommer, sondern globalen Spekulanten geschuldet ist, so sehr hat auch Mosambik selbst versagt: Jedes Jahr, so räumte Agrarminister Soares Nhaca dieser Tage zerknirscht im Fernsehen ein, benötige das Land 537.000 Tonnen Weizen. Es produziert aber gerade mal ein Vierundzwanzigstel davon selbst - 22.000 Tonnen.