Es ist halb eins. Trotz Semesterferien strömen etliche Studierende durch die große Drehtür in das Gebäude des Bonner Studentenwerks. Sie bleiben vor den Bildschirmen stehen, lesen sich die Speiseangebote für heute durch. Neben ihnen dreht sich eine beleuchtete Litfaßsäule mit Werbung. Im Treppenaufgang zur Mensa hängen überall rote Rahmen. Darin: Werbeplakate. Auch die Wände des Speisesaals sind damit gespickt. Man entkommt ihr nicht, der Werbung. Oder?
Mann
"Wenn ich hier reinkommen dann achte ich an sich nur darauf, wo ein freier Platz ist und dass ich da essen kann, außer vielleicht, Werbung hängt direkt in meinem Blickfeld."
.
Frau
"Ich guck mir die einfach nur ganz kurz an und dann gehe ich wieder dran vorbei."
Mann
"Wenn man so dran vorbei geht, jetzt, nimmt man es so aus dem Augenwinkel wahr, aber ich glaube ich könnte jetzt wirklich behaupten, dass mich das nicht sonderlich beeinflusst."
Aber völlig ignoriert wird die Werbung nicht. Dann wäre das Interesse der Unternehmen nicht so groß, erklärt Areti Karathanasi, Geschäftsführerin der Deutschen Hochschulwerbung. Die Agentur vermietet unter anderem die Werbeflächen des Bonner Studentenwerks.
"In erster Linie bedienen wir Recruiting Kunden, die interessieren sich dafür natürlich ihren Nachwuchs von der Hochschule direkt in die Unternehmen rein zu holen."
Aber auch die Studierenden sollen etwas von der Werbung haben, werden hier über spezielle Konditionen und Studentenrabatte einzelner Unternehmen informiert.
Und aufseiten der Hochschule?
"Werbung ist doch immer damit verbunden, dass die Uni damit Einnahmen erzielt und wenn diese Einnahmen den Studenten auch zugutekommen, dann finde ich das schon gut."
Bei den Studentenwerken erfolgt die Finanzierung durch Zuschüsse vom Land und durch die Sozialbeiträge der Studierenden. Das restliche Geld muss selbst erwirtschaftet werden, beispielsweise durch Einnahmen der Mensen, Cafeterien und Wohnheime. Und eben durch Werbung. Da das Studentenwerk keine Gewinne machen darf, heißt das: Wird viel Geld durch Werbung eingenommen, kann an anderer Stelle weniger Geld fließen. Preise für das Essen oder sogar die Sozialbeiträge könnten so gesenkt werden.
Allerdings haben die Hochschulen keinen Freifahrtschein für Werbung. Die gesetzlichen Auflagen sind genau definiert:
"Wir dürfen keine Werbung für politische Parteien zulassen. Wir dürfen nicht für Sexshops werben, wir dürfen nicht werben für Zigaretten, natürlich auch nicht für Alkohol."
Martina Krechel-Engert ist Dezernentin für Wissenschaftsmarketing und Öffentlichkeitsarbeit an der Uni Bonn.
"Das Unternehmen tritt an uns heran, wir prüfen die sogenannte Unbedenklichkeit, dann treten wir mit dem Unternehmen in Kontakt und sagen: ja, also vom Grundsatz her lassen wir euch zu und verhandeln dann halt einen Vertrag. Also wir versuchen mit diesem Geld Maßnahmen anzustoßen, die dazu führen, vom Schüler bis hin zum Senior möglichst viele Menschen an die Universität zu binden, also reine Öffentlichkeits- und Bindungsarbeit, das ist die Verwendung für diese Mittel."
Bindung und Identifikation mit der Uni, das funktioniert vor allem über Merchandising Produkte: Von T-Shirts über Sweatshirts, Taschen, Tassen und Frühstücksbrettchen bis hin zu Babystramplern und Mützen - alles versehen mit dem Emblem und der 1818, dem Gründungsjahr der Uni. Und alles hier zu kaufen: am Infopunkt. Hier gibt es auch Broschüren der Hochschule und Mitarbeiter, die Interessierten und Hilfesuchenden weiterhelfen. Und es gibt Kaffee. Mit freundlicher Unterstützung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "FAZ-Café" steht an der Theke. Auf den Tassen und Servietten prangt das Zeitungslogo.
"Ich empfinde das als eine sehr unaufdringliche Art von Werbung. Andernfalls sieht ja die Zeitungswerbung immer so aus, dass dort Verkäufer stehen, die einem kostenlose Leseexemplare anbieten, und dann darauf drängen, dass man das Jahresabo ausfüllt. "
Natürlich liegen die Zeitungen aus. Man kann sich aber auch einfach an einen größeren Tisch mit Leselampe und Steckdose setzen, seinen Laptop anschließen und arbeiten. Oder man macht es sich in einem der grünen Sessel bequem, trinkt einen Kaffee, trifft sich mit Kommilitonen. Der Raum ist groß und offen, die Atmosphäre ruhig und gemütlich. Ganz anders als in den zweckmäßig mit Holzstühlen und Bistrotischen eingerichteten Cafés des Studentenwerks. Trotzdem ähneln sich die Preise: Ein Euro fünfzig kostet der Cappuccino. Bei so viel Luxus zum kleinen Preis sehen die Studierenden dann auch schon mal großzügig über die Finanzierung und das Branding hinweg.
Mann
"Ich finde das einfach eine gute Einrichtung hier, dass man einfach mal so einen Raum hat, wo man sich zurückziehen kann und es ist am nächsten am Seminar, also: praktisch."
Mann
"Wenn man auf so eine sympathische Art und Weise einen Vorteil davon hat, lasse ich mir das gerne bieten."
Mann
"Wenn ich hier reinkommen dann achte ich an sich nur darauf, wo ein freier Platz ist und dass ich da essen kann, außer vielleicht, Werbung hängt direkt in meinem Blickfeld."
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Frau
"Ich guck mir die einfach nur ganz kurz an und dann gehe ich wieder dran vorbei."
Mann
"Wenn man so dran vorbei geht, jetzt, nimmt man es so aus dem Augenwinkel wahr, aber ich glaube ich könnte jetzt wirklich behaupten, dass mich das nicht sonderlich beeinflusst."
Aber völlig ignoriert wird die Werbung nicht. Dann wäre das Interesse der Unternehmen nicht so groß, erklärt Areti Karathanasi, Geschäftsführerin der Deutschen Hochschulwerbung. Die Agentur vermietet unter anderem die Werbeflächen des Bonner Studentenwerks.
"In erster Linie bedienen wir Recruiting Kunden, die interessieren sich dafür natürlich ihren Nachwuchs von der Hochschule direkt in die Unternehmen rein zu holen."
Aber auch die Studierenden sollen etwas von der Werbung haben, werden hier über spezielle Konditionen und Studentenrabatte einzelner Unternehmen informiert.
Und aufseiten der Hochschule?
"Werbung ist doch immer damit verbunden, dass die Uni damit Einnahmen erzielt und wenn diese Einnahmen den Studenten auch zugutekommen, dann finde ich das schon gut."
Bei den Studentenwerken erfolgt die Finanzierung durch Zuschüsse vom Land und durch die Sozialbeiträge der Studierenden. Das restliche Geld muss selbst erwirtschaftet werden, beispielsweise durch Einnahmen der Mensen, Cafeterien und Wohnheime. Und eben durch Werbung. Da das Studentenwerk keine Gewinne machen darf, heißt das: Wird viel Geld durch Werbung eingenommen, kann an anderer Stelle weniger Geld fließen. Preise für das Essen oder sogar die Sozialbeiträge könnten so gesenkt werden.
Allerdings haben die Hochschulen keinen Freifahrtschein für Werbung. Die gesetzlichen Auflagen sind genau definiert:
"Wir dürfen keine Werbung für politische Parteien zulassen. Wir dürfen nicht für Sexshops werben, wir dürfen nicht werben für Zigaretten, natürlich auch nicht für Alkohol."
Martina Krechel-Engert ist Dezernentin für Wissenschaftsmarketing und Öffentlichkeitsarbeit an der Uni Bonn.
"Das Unternehmen tritt an uns heran, wir prüfen die sogenannte Unbedenklichkeit, dann treten wir mit dem Unternehmen in Kontakt und sagen: ja, also vom Grundsatz her lassen wir euch zu und verhandeln dann halt einen Vertrag. Also wir versuchen mit diesem Geld Maßnahmen anzustoßen, die dazu führen, vom Schüler bis hin zum Senior möglichst viele Menschen an die Universität zu binden, also reine Öffentlichkeits- und Bindungsarbeit, das ist die Verwendung für diese Mittel."
Bindung und Identifikation mit der Uni, das funktioniert vor allem über Merchandising Produkte: Von T-Shirts über Sweatshirts, Taschen, Tassen und Frühstücksbrettchen bis hin zu Babystramplern und Mützen - alles versehen mit dem Emblem und der 1818, dem Gründungsjahr der Uni. Und alles hier zu kaufen: am Infopunkt. Hier gibt es auch Broschüren der Hochschule und Mitarbeiter, die Interessierten und Hilfesuchenden weiterhelfen. Und es gibt Kaffee. Mit freundlicher Unterstützung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "FAZ-Café" steht an der Theke. Auf den Tassen und Servietten prangt das Zeitungslogo.
"Ich empfinde das als eine sehr unaufdringliche Art von Werbung. Andernfalls sieht ja die Zeitungswerbung immer so aus, dass dort Verkäufer stehen, die einem kostenlose Leseexemplare anbieten, und dann darauf drängen, dass man das Jahresabo ausfüllt. "
Natürlich liegen die Zeitungen aus. Man kann sich aber auch einfach an einen größeren Tisch mit Leselampe und Steckdose setzen, seinen Laptop anschließen und arbeiten. Oder man macht es sich in einem der grünen Sessel bequem, trinkt einen Kaffee, trifft sich mit Kommilitonen. Der Raum ist groß und offen, die Atmosphäre ruhig und gemütlich. Ganz anders als in den zweckmäßig mit Holzstühlen und Bistrotischen eingerichteten Cafés des Studentenwerks. Trotzdem ähneln sich die Preise: Ein Euro fünfzig kostet der Cappuccino. Bei so viel Luxus zum kleinen Preis sehen die Studierenden dann auch schon mal großzügig über die Finanzierung und das Branding hinweg.
Mann
"Ich finde das einfach eine gute Einrichtung hier, dass man einfach mal so einen Raum hat, wo man sich zurückziehen kann und es ist am nächsten am Seminar, also: praktisch."
Mann
"Wenn man auf so eine sympathische Art und Weise einen Vorteil davon hat, lasse ich mir das gerne bieten."