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Kein Geld für Ganztagsschulen

Ganztagsschulen gelten für viele als Lösung des Bildungsproblems. Doch Politiker vergessen dabei bisweilen, dass eine längere Betreuung der Kinder auch mehr kostet. In Berlin sorgt die schlechte Personalausstattung der Ganztagsschulen für Streit.

Von Claudia van Laak |
    Die Kronach Grundschule im Südwesten Berlins gilt als Vorzeigeschule. Schon vor mehr als 25 Jahren bekam ein Teil der Kinder dort ein warmes Mittagessen und konnte die Schule den ganzen Tag lang besuchen. Seit sechs Jahren gilt für alle 485 Kinder der gebundene Ganztagsbetrieb. An vier Tagen in der Woche wird bis 16 Uhr unterrichtet. Elternvertreterin Daniela von Treuenfels:

    "Ich hab mich gefreut damals, dass ich trotz meiner fünf Kinder wieder berufstätig werden konnte, für mich war die Ganztagsschule ein Modell."

    Nach den Sommerferien allerdings gibt die Kronach Schule ihren Ganztagsbetrieb auf. Unter den derzeitigen Bedingungen sei die gewünschte und notwendige Qualität nicht zu halten, sagt Schulleiter Rainer Belusa; zum einen verfüge die Schule über zu wenige Räume.

    "Zum Beispiel sind wir der Meinung, dass die ganz jungen Kinder einen Ruheraum brauchen, der in einer Ecke der Schule liegt, in der nicht getobt wird oder wo rechts und links Unterricht ist. Diese Möglichkeit haben wir leider gar nicht."

    Wichtiger als die Räume ist der Schulleitung und den Elternvertretern allerdings die personelle Ausstattung. Die gebundenen Ganztagsgrundschulen erhalten nämlich keinen Lehrer mehr als die Halbtagsgrundschulen.

    "Das ist der Hauptkritikpunkt, dass wir nicht mehr Lehrer haben. Dass wir die Zeit von 8 bis 16 Uhr ausfüllen müssen, aber keine Lehrerstunde mehr haben als die Nachbarschule, die ihre Kinder um 13.30 Uhr nach Hause schickt. Der Vorteil ist doch, dass man den ganzen Tag an den Stärken und Schwächen der Schüler arbeiten kann, dazu braucht man Lehrer, wenn man die nicht hat, kann man das doch in die Tonne treten."

    Die Senatsbildungsverwaltung weist daraufhin, dass den Ganztagsschulen mehr Erzieher zur Verfügung stehen als den Halbtagsschulen. Erzieher sind schön und gut, sagt Elternvertreterin Daniela von Treuenfels, doch das reicht nicht aus.

    "Die Erzieher sind ganz gut, wenn man tatsächlich Freizeitangebote macht, aber sobald es darum geht, an einem besseren Lernen zu arbeiten, dass sie besser lesen und rechnen lernen, dass man auch Angebote für Hochbegabte macht, dann fehlen die Lehrer."

    Auch andere Ganztagsschulen klagen - so gebe es weder Geld für zusätzliches Material wie Farben oder Papier noch für die Reinigung der Räume. Die Kronach Grundschule wollte sich diese Misere nicht länger ansehen - sie hat bei der Senatsbildungsverwaltung die Rückkehr zur Halbtagsgrundschule beantragt. Diese zögerte lange, dem Antrag zuzustimmen, doch ab August ist es nun soweit: der Schulbetrieb endet um 13:30 Uhr. Die Eltern können zwar ihre Kinder nachmittags betreuen lassen, müssen aber dafür zahlen.

    Ähnliche Probleme wie bei den Grundschulen deuten sich auch bei den geplanten Ganztagsgymnasien an - einem wichtigen Baustein der Berliner Schulreform, die nach den Sommerferien in Kraft tritt. Die Schulleiter der zwölf geplanten Ganztagsgymnasien können sich mit der Senatsverwaltung nicht über die Personalausstattung einigen. Die Gymnasien fordern zwei weitere Lehrerstellen pro Schule - das lehnt der Bildungssenator ab.

    Wenn Bildungsminister und -Senatoren wieder einmal die Ganztagsschulen loben, steigt bei Eltern und Lehrern der Berliner Kronach Grundschule die Wut hoch.

    "Das sind doch Lippenbekenntnisse, wie sie von jeder Partei zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen können. Das sind doch Sonntagsreden, das Geld will doch niemand wirklich in die Hand nehmen."