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Kein Gipfelsturm mehr in der Outdoor-Branche

Die Outdoor-Industrie, die alle Freiluft-Freunde bedient, hat in den vergangenen Jahren eine Fülle neuer Produkte auf den Markt gebracht. Und trotzdem: Die Branche tut sich schwer, die Gipfel neuer Umsatzrekorde zu stürmen. Dies zeigte sich auf der Europäischen Fachmesse "Outdoor" in Friedrichshafen.

Von Thomas Wagner |
    An was das liegt, erfuhr Thomas Wagner heute beim Branchengespräch in Friedrichshafen.

    Rund zehn Milliarden Euro setzte die europäische Outdoor-Industrie im Jahre 2011 um. 2012 habe es, im Gegensatz zu den hohen Zuwachsraten in vergangenen Jahren, nur einen kleinen Umsatzzuwachs im niedrigen einstelligen Bereich gegeben, teilte die europäische Fachgruppe "Outdoor" heute in Friedrichshafen mit; genaue Zahlen liegen allerdings noch nicht vor. Dennoch zeigt sich die Branche darüber zufrieden. Denn angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise sei es als Erfolg zu werten, dass die Nachfrage nach Outdoor-Schuhen, Jacken, Bergsteiger- und Wanderzubehör nicht zurückgegangen sei. Daneben glaubt Bernd Kullmann, Vizepräsident der Europäischen Fachgruppe Outdoor,

    "...dass viele sich wirklich im Zuge des Outdoor-Booms mit Produkten eingedeckt haben, Und wir wären ja eine schlechte Branche, wenn diese Produkte schon nach einem halben Jahr kaputtgehen würden. Das heißt: Da spricht die Verlangsamung des Wachstums für die Qualität unserer Produkte."

    Konkret legte die Branche bei Outdoor-Bekleidung in 2012 um zwei Prozent zu. Zuwächse gab es bei Outdoor-Schuhen vor allem in Deutschland und Großbritannien; in Italien dagegen kam es zu Einbußen. Bei Rucksäcken schaffte die Branche Zuwächse um zwei Prozent in Deutschland, Norwegen und Schweden; ebenso konnten mehr Rucksäcke als im Vorjahr nach Russland verkauft werden - ein aufstrebender Outdoor-Markt. Dort verzeichnet die Branche auch Steigerungen beim Verkauf von Kletterzubehör aus Westeuropa. In diesem Jahr allerdings rechnet die europäische Outdoor-Branche mit Einbußen. Schuld daran war, so Bernd Kullmann, das schlechte Wetter.

    "Wir hatten einen extrem langen Winter erlebt, ebenso schlechtes Wetter im Frühjahr und im Frühsommer. Das hat dazu geführt, dass die Zahlen, wie es momentan aussieht, bis dato sogar leichter rückläufig sind. Aber wenn wir zum Beispiel einen tollen Wanderherbst bekommen, bin ich sicher, dass wir im niedrigen einstelligen Bereich wachsen werden."

    Dies vor allem deshalb, weil sich die europäische Outdoor-Branche auch neue Märkte erschließt - und zwar genau in jenen Ländern, in denen die meisten Unternehmen ihre Produkte wegen der niedrigeren Lohnkosten fertigen lassen.

    "Als ich anfing, war Korea noch ein Produktionsmarkt bei uns, Heut ist Korea eines der wichtigsten Absatzländer. Ähnliches werden wir mit China erleben. Irgendwann hat man auch dort die Situation, dass dort die Löhne hochgehen. Das ist ja richtig so. Und China ist heute für unsere Premium-Autobauer schon wichtigster Absatzmarkt überhaupt. Irgendwann werden wir das auch bei Outdoor-Produkten erleben, gar keine Frage."

    Langfristig soll aber vor allem auch der deutsche Markt wieder wachsen. Der beleg dafür: Die um fünf Prozent pro Jahr steigende Mitgliederzahl beim Deutschen Alpenverein; seit kurzem umfasst der DAV über eine Million Mitglieder. Die meisten davon sind, so Olaf Tabor, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Alpenvereins, die Kletterer, die dabei aber auch andere Outdoor-Aktivitäten schätzen lernen.

    "Und dafür, darf man unterstellen, wird auch weiterhin Ausrüstungsgeld und Bekleidungsgeld ausgegeben. Und sie sind im Grunde an dieser Stelle eine Klientel, die noch Jahrzehnte für diese Ausgaben auch immer wieder stehen werden."