Sie wolle die Selbstbestimmung für Savoyen, weil jedes annektierte Volk ein Recht auf Selbstbestimmung habe.
Was Evelyne Anthoine in der Sprache ihrer Heimat, dem gallo romanischen Arpitan verlangt, ist Kernforderung der Ligue Savoisienne. Die Liga zählt genau 5111 Mitglieder. Evelyne Anthoine muss es wissen: Sie ist die Sekretärin der politischen Gruppierung, für die der 150. Jahrestag des Anschlusses Savoyens an Frankreich alles, nur kein Grund zum Feiern ist.
"Wir wollen unseren Staat Savoyen wiederherstellen, weil er auf betrügerische Weise annektiert wurde."
Man solle die Unwirksamkeit des Annexionsvertrages von 1860 anerkennen, verlangt oder träumt Evelyne Anthoine. Und sie scheint nicht allein: 40 Prozent der Savoyards wünschen ein unabhängiges Savoyen, 30 Prozent die Schaffung einer eigenen Region – wie eine Umfrage vor Jahresfrist für die Zeitung "Dauphiné Libéré" ergab. Auch in der französischen Schweiz würden die Bewohner die Region als neues Kanton durchaus willkommen heißen, die Victor Emmanuel II, Herzog von Savoyen und König Sardiniens, Napoleon III vor 150 Jahren zusammen mit Nizza abgetreten hatte – aus Dank für die Unterstützung im Krieg gegen Österreich. Victor Emmanuel wurde König eines vereinigten Italiens und in Savoyen stimmten beim Referendum am 22. April 1860 überraschend 99,8 Prozent der Bevölkerung für die Annexion. Und das obwohl eine Minderheit zuvor heftig protestiert hatte.
Ironie der Geschichte: In Nordsavoyen wurden gar keine Stimmzettel mit Nein gedruckt!
Historiker zweifeln zwar nicht daran, dass die Savoyards sich nicht nur aufgrund der seit Jahrhunderten gleichen offiziellen Sprache mit Frankreich verbunden fühlten. Die Tatsache aber, dass die im Annexionsvertrag festgeschriebene Freihandelszone mit Genf und Teilen der Schweiz sowie die Neutralität faktisch im Zuge des 1. Weltkrieges gekippt wurden, dient der Ligue Savoisienne als juristische Argumentationsbasis. Emotional spielen andere Faktoren mit.
"Es ist viel von der Kolonialmacht Frankreich die Rede. Natürlich ist Frankreich eine Kolonialmacht und wir haben darunter gelitten, denn wir sind die letzte Kolonie."
Deshalb hat sich Jo Dupraz Anfang der 90er-Jahre seit Gründung der Bewegung engagiert! Zusammen mit Patrice Abeille, der immerhin schon einmal zum Königsmacher im Regionalrat wurde, kämpft er an deren Spitze für mehr Unabhängigkeit und Rechte Savoyens gegen den Zentralismus Frankreichs: gewaltfrei und demokratisch wie er mit Blick auf andere Unabhängigkeitsbewegungen etwa die baskische betont.
"Savoyen wie Korsika oder die Bretagne stellt eine echte kulturelle Identität dar. Deshalb kann man dieses Streben nach Zugehörigkeit, nach einer Identität durchaus verstehen,"
… meint Tourismuspromoterin Virginie Rochette.
"Aber heute eine Region Savoyen schaffen zu wollen, ist schon etwas abgedreht."
Utopist oder Vordenker? Natürlich weiß auch Jo Dupraz, dass man das Rad der Geschichte nicht ganz zurückdrehen kann.
"Ich hoffe sehr, dass Europa nicht das Europa der Nationalstaaten bleibt, sondern zum Europa der Regionen wird. Weshalb sollte man also nicht eine grenzüberschreitende Region schaffen mit Genf, dem Wallis, dem Aostatal."
Eine Region der montagnards: Der Bergbewohner, die sich sprachlich und kulturell verbunden fühlen und in der sich die Million Savoyards besser aufgehoben fühlen könnten als im zentralistischen Frankreich.
Was Evelyne Anthoine in der Sprache ihrer Heimat, dem gallo romanischen Arpitan verlangt, ist Kernforderung der Ligue Savoisienne. Die Liga zählt genau 5111 Mitglieder. Evelyne Anthoine muss es wissen: Sie ist die Sekretärin der politischen Gruppierung, für die der 150. Jahrestag des Anschlusses Savoyens an Frankreich alles, nur kein Grund zum Feiern ist.
"Wir wollen unseren Staat Savoyen wiederherstellen, weil er auf betrügerische Weise annektiert wurde."
Man solle die Unwirksamkeit des Annexionsvertrages von 1860 anerkennen, verlangt oder träumt Evelyne Anthoine. Und sie scheint nicht allein: 40 Prozent der Savoyards wünschen ein unabhängiges Savoyen, 30 Prozent die Schaffung einer eigenen Region – wie eine Umfrage vor Jahresfrist für die Zeitung "Dauphiné Libéré" ergab. Auch in der französischen Schweiz würden die Bewohner die Region als neues Kanton durchaus willkommen heißen, die Victor Emmanuel II, Herzog von Savoyen und König Sardiniens, Napoleon III vor 150 Jahren zusammen mit Nizza abgetreten hatte – aus Dank für die Unterstützung im Krieg gegen Österreich. Victor Emmanuel wurde König eines vereinigten Italiens und in Savoyen stimmten beim Referendum am 22. April 1860 überraschend 99,8 Prozent der Bevölkerung für die Annexion. Und das obwohl eine Minderheit zuvor heftig protestiert hatte.
Ironie der Geschichte: In Nordsavoyen wurden gar keine Stimmzettel mit Nein gedruckt!
Historiker zweifeln zwar nicht daran, dass die Savoyards sich nicht nur aufgrund der seit Jahrhunderten gleichen offiziellen Sprache mit Frankreich verbunden fühlten. Die Tatsache aber, dass die im Annexionsvertrag festgeschriebene Freihandelszone mit Genf und Teilen der Schweiz sowie die Neutralität faktisch im Zuge des 1. Weltkrieges gekippt wurden, dient der Ligue Savoisienne als juristische Argumentationsbasis. Emotional spielen andere Faktoren mit.
"Es ist viel von der Kolonialmacht Frankreich die Rede. Natürlich ist Frankreich eine Kolonialmacht und wir haben darunter gelitten, denn wir sind die letzte Kolonie."
Deshalb hat sich Jo Dupraz Anfang der 90er-Jahre seit Gründung der Bewegung engagiert! Zusammen mit Patrice Abeille, der immerhin schon einmal zum Königsmacher im Regionalrat wurde, kämpft er an deren Spitze für mehr Unabhängigkeit und Rechte Savoyens gegen den Zentralismus Frankreichs: gewaltfrei und demokratisch wie er mit Blick auf andere Unabhängigkeitsbewegungen etwa die baskische betont.
"Savoyen wie Korsika oder die Bretagne stellt eine echte kulturelle Identität dar. Deshalb kann man dieses Streben nach Zugehörigkeit, nach einer Identität durchaus verstehen,"
… meint Tourismuspromoterin Virginie Rochette.
"Aber heute eine Region Savoyen schaffen zu wollen, ist schon etwas abgedreht."
Utopist oder Vordenker? Natürlich weiß auch Jo Dupraz, dass man das Rad der Geschichte nicht ganz zurückdrehen kann.
"Ich hoffe sehr, dass Europa nicht das Europa der Nationalstaaten bleibt, sondern zum Europa der Regionen wird. Weshalb sollte man also nicht eine grenzüberschreitende Region schaffen mit Genf, dem Wallis, dem Aostatal."
Eine Region der montagnards: Der Bergbewohner, die sich sprachlich und kulturell verbunden fühlen und in der sich die Million Savoyards besser aufgehoben fühlen könnten als im zentralistischen Frankreich.