Bereits 2021 hatten die Profivereine einen Investoreneinstieg abgelehnt. DFL-Aufsichtsratschef Watzke hatte sich im Vorfeld für Verhandlungen mit Investoren ausgesprochen.
Watzke: "Nur mit Finanzspritze konkurrenzfähig"
Die Finanspritze sei dringend nötig, um die Vermarktung der Bundesliga im Ausland zu steigern und höhere Gewinne zu erzielen, so Watzke. Und auch die Vereine könnten das Geld nach den Verlusten während der Corona-Pandemie gebrauchen, um sportlich konkurrenzfähig zu bleiben. Nach der gescheiterten Abstimmung ist das Kapitel für Watzke nun endgültig Geschichte. Das Thema Wettbewerbsfähigkeit sei „offensichtlich einigen nicht so wichtig“, erklärte er auf einer Pressekonferenz. „Es gab eine klare Mehrheit, aber nicht die, die wir uns vorgestellt haben. Ab heute ist das Thema beendet.“ Die DFL hatte sich von dem Einstieg rund zwei Milliarden Euro an frischem Kapital erhofft. Im Gegenzug sollte der Investor für mindestens 20 Jahren mit 12,5 Prozent an den Erlösen der nationalen und internationalen Medienvermarktung beteiligt werden.
Positive Reaktionen
Das Fan-Bündnis "Unsere Kurve" begrüßte die Entscheidung: "Fans haben zusammen mit den Clubs Widerstand geleistet, wir freuen uns über diesen gemeinsamen Erfolg", teilte "Unsere Kurve" mit. "Das Ergebnis zeigt: Transparenz ist in diesen Prozessen essenziell. Hinterzimmer-Politik wird zum Bumerang und Fragen müssen beantwortet werden", schrieb das Bündnis. "Offensichtlich setzt ein Umdenken ein: Nur mehr Geld alleine löst die Probleme des Fußballs nicht."
Zustimmung kam auch vom Verein "Finanzwende": "Das ist eine sehr gute Nachricht. Die Kommerzialisierung des Fußballs wird damit zwar nicht zurückgedreht, aber eine neue Dimension der Profitorientierung ist damit erfolgreich verhindert", erklärte Jorim Gerrard, Finanzmarktexperte der Bürgerbewegung. "Der Erfolg zeigt außerdem, dass ein Vordringen der Finanzmarkt-Logik in alle Lebensbereiche kein Naturgesetz ist – mit genug Widerstand aus der Zivilgesellschaft lässt sich auch das ganz große Geld aufhalten." Finanzwende hatte vor Beginn der Versammlung gegen den Investoren-Einstieg protestiert. Einige Mitglieder hatten am Mittwoch in einem Frankfurter Flughafenhotel eine entsprechende Petition mit über 9.000 Unterschriften übergeben.
Auch mehrere Vereine hatten Bedenken. Der 1. FC Köln etwa erklärte, durch den Investoreneinstieg ginge die Schere zwischen den Klubs weiter auseinander. Denn wie bei den TV-Einnahmen sollten die zusätzlichen Einnahmen nach Tabellenplatz vergeben werden. Heißt: Wer ohnehin schon erfolgreich ist und weiter oben steht, hätte mehr Geld bekommen.
Hellmann verlässt DFL
Für die DFL-Spitze ist die Abstimmung eine herbe Enttäuschung und hat auch personelle Konsequenzen. Interims-Geschäftsführer Axel Hellmann erklärte nach dem gescheiterten Investoren-Antrag seinen Rücktritt zum 30. Juni erklärt. „Ich habe jetzt im Sommer wieder etwas mehr Zeit für meinen Club“, so der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt. Hellmann hatte schon vor einigen Wochen sein Engagement bei der DFL an den Investorenprozess geknüpft.
Diese Nachricht wurde am 24.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.