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Kein Tesa als PC-Speicher

Technik. - 1998 tauchte auf der Computer-Messe CeBIT ein neuer Datenspeicher auf, der in den folgenden Monaten für Furore sorgte: Ganz haushaltsübliches durchsichtiges Klebeband sollte riesige Datenmengen speichern können. Viele glaubten an einen Aprilscherz, weil "Der Spiegel" Anfang April darüber berichtete. Schnell jubelten die Medien die Erfindung von zwei Physikern der Universität Mannheim zum Datenträger der Zukunft hoch. Von der "Tesa-ROM" war die Rede, auf die 15 Mal mehr Daten passen sollten als auf eine CD-ROM. Zwar wurde daraus keine Wachablösung für Festplatte und Co, doch für Spezialanwendungen gilt das Verfahren weiterhin als viel versprechend.

Von Sascha Ott |
    Die Geschichte begann an einem Freitag, den 13.. Im März 1998 bereitete Steffen Noehte mit einem Kollegen an der Universität Mannheim Präsentationen für die CeBIT in Hannover vor. Monatelang hatten sie mit teuren polymeren Kunststoffen experimentiert. Ihr Ziel: Sie wollten mit Laserlicht Informationen in das Material einbrennen.

    Als wir in der Vorbereitung zur CeBit noch etwas Zeit hatten und nicht mehr wussten, was wir vielleicht noch präsentieren sollten auf der CeBit, kam uns die Idee, eine Tesa-Film-Rolle, die ja eigentlich in jedem Labor im Schreibtisch liegt, einfach mal zu belichten. Und das hat auf Anhieb geklappt! Besser als alle anderen Materialien, die wir vorher angeschaut haben.

    Es stellte sich heraus, dass herkömmlicher Tesa-Film auf die Hitze des Laserstrahls mit einer dauerhaften sehr feinen strukturellen Veränderung reagiert. Es entstehen winzige Punkte, über die sich wie auf einer Lochkarte Informationen speichern lassen. Da die Punkte sehr dicht nebeneinander platziert werden können, lassen sich riesige Datenmengen auf kleinstem Raum speichern. Das Echo auf diese Idee war überwältigend.

    1998 war in der Presse von "Tesa-ROM" die Rede, wie es genannt wurde - ein Speicher, der aussieht wie eine Tesa-Film-Rolle. Ein Zylinder, auf den man bis zu drei Gigabyte Informationen speichern kann.

    Nachdem sich die erste Euphorie gelegt hatte, wurde es still um die "Tesa-ROM". Aber die Idee ist nicht in der Schublade verschwunden, sondern wurde systematisch weiterverfolgt. Inzwischen leitet Steffen Noehte in Heidelberg die Firma "tesa-scribos", eine Tochter der Tesa AG. Vor kurzem konnte das Unternehmen sein erstes fertiges Produkt präsentieren: den Fälschungsschutz "Holospot" - einen kleinen Punkt, der wie Tesa-Film auf eine Verpackung geklebt werden kann. Die Speicherfläche des Holospots ist nur einen Quadratmillimeter groß und lässt sich nur mit einem speziellen Lesegerät auslesen.

    Also ich habe jetzt gerade hier in der Hand eine kleine Karte. Darauf ist ein Holospot und diesen Holospot kann ich jetzt auslesen. Der Holospot, ein winziges kleines Hologramm - ich setze ein Lesegerät auf und ein Ton bestätigt mir dann, dass das Hologramm perfekt eingelesen ist. Auf einem Display kann ich dann die Informationen ablesen. Wohin das Produkt gehen soll, woher es kommt oder weitere Produktinformationen, die hier alle in diesem kleinen Spot abgespeichert sind, der bis zu einem Kilobyte an Informationen tragen kann.

    Das Tesa-Film-Material wurde leicht verändert und die Belichtungstechnik weiterentwickelt - ansonsten hat sich am Speicherprinzip kaum etwas verändert. Der Holospot soll helfen, Markenprodukte, zum Beispiel teure Medikamente, eindeutig zu identifizieren, um so Fälschungen vorzubeugen. Aber auch der ehrgeizige Traum von einem neuen Datenspeicher für den Massenmarkt, der Tesa-ROM, ist für Steffen Noehte noch lange nicht ausgeträumt.

    Die Tesa-ROM war immer etwas im Hintergrund und ist jetzt erst, als wir die Firma Tesa-Scribos gegründet haben, wieder zum Leben erweckt worden. Wir haben jetzt einen Forschungsauftrag von Tesa, wo wir bis Ende des Jahres die volle Funktionsfähigkeit eines Prototypen zeigen wollen.

    Im Versuchslabor der Heidelberger Firma rotiert eine Rolle Tesa-Film vor einem feinen Laser. Bis zu fünf Schichten tief kann der klare Film beschrieben und wieder ausgelesen werden. Die beschriebene Fläche kann zwar nicht wieder gelöscht und ein zweites Mal belichtet werden, dafür kostet das Material auch nur wenige Cent. Lieber als von der Tesa-ROM spricht Steffen Noehte vom "Tesa-Worm", weil sich das Material wie ein Wurm um die Rolle windet.

    Wir glauben, dass vielleicht später einmal ein Tesa-Worm in kleinen Geräten Einzug hält. Das können Sie nicht voraussagen. Wir kennen im Speichermarkt sehr viele gute Ideen, die irgendwo in Schubladen schlummern und aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht auf den Markt kommen oder nicht zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt gekommen sind.

    So ein unglückliches Ende soll der Geschichte vom Datenspeicher Tesa-Film erspart bleiben - obwohl sie an einem Freitag, den 13. begann.