"Klassisch ist es so, dass Angebote Familie und Beruf sich fast immer an Mütter, an Frauen gerichtet haben, weil sie halt tatsächlich ja die leiblichen Mütter sind und Väter einfach vergessen wurden. Und das haben wir 2008 schmerzlich gemerkt und haben deswegen dieses Projekt aufgesetzt."
Volker Wilde ist Personalchef bei den Bielefelder Stadtwerken. Ein klassischer Männerbetrieb mit 2.300 Mitarbeitern, davon nur 500 Frauen. Das Unternehmen will speziell Väter darin unterstützen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Für das Projekt "Mit Vätern Rechnen" wurden die Männer erst einmal dazu befragt, was sie in ihrem Betrieb, von ihren Vorgesetzten wollen und brauchen.
"Die haben sich zum Beispiel gewünscht, mit ihren Kindern einfach auch mal einen Nachmittag zu Hause zu erleben. Dass man mit seinem Vorgesetzten klarmachen kann, ich gehe am Mittwoch Nachmittag schon um zwei und nicht erst um sechs, weil da habe ich einen Familientermin. Und das der sagt: "toll", und nicht sagt: "Wie? Das gibt’s doch gar nicht.""
In erster Linie geht es um Akzeptanz und Anerkennung für Väter. Deshalb bieten die Bielefelder Stadtwerke zwei Mal im Jahr Tages-Workshops für Führungskräfte an, um sie für das Thema zu sensibilisieren. Denn die Führungskräfte sind es, die genau auf diese flexible Arbeitsweise eingehen und sie an die Mitarbeiter weitergeben müssen. Und dabei steht der eigene Nutzen für das Unternehmen ganz klar mit im Vordergrund.
"Das Projekt ist nicht nur Sozial-Klimbim, weil für uns dabei herausspringt, dass Mitarbeiter sich über die Maßen engagieren. Wir kriegen ganz viel zurück dabei. Denn der Vater, der auch mal einen Nachmittag freigestellt wird, ist gerne auch mal bereit einen Abend länger zu bleiben, wenn er betrieblich benötigt wird."
Martin Uekmann ist selbst Vater von zwei kleinen Kindern, er leitet die Rechtsabteilung bei den Stadtwerken. Aus dem Väterprojekt zieht er klare Vorteile.
"Durch ein Vatersein ändert sich das Leben komplett. Es ist eine wichtige Hilfestellung, die wir hier bekommen; wenn es um Kinderbetreuung, Kindergartenplätze etc. geht. Oder es wird niemandem angekreidet, dass er eben nicht immer bis 19 Uhr hier ist, sondern eine Flexibilität den Mitarbeitern zu ermöglichen."
Auch Väter können in Elternzeit gehen und sie tun es. Von diesem neuen Verständnis profitiert für Martin Uekmann die ganze Familie.
""Zum Beispiel eine Teilzeitarbeit auch meiner Frau ist nur dadurch möglich, dass ich hier eine entsprechende Rückendeckung durch meinen Arbeitgeber habe. Auch gewisse Freizeitaktivitäten der Kinder sind nur dadurch möglich, dass ich halt die Möglichkeit habe, auch nachmittags mit den Kindern Dinge zu machen."
Sollten Eltern mal keine Betreuung für ihre Kinder finden, können sie sie zur Not auch mit zur Arbeit nehmen. Die Stadtwerke haben dafür ein sogenanntes "Elternzimmer" eingerichtet, wo es neben einem Arbeitsplatz auch Spielzeug gibt. Dennoch läuft bei den Stadtwerken nicht alles so, wie es sich der Betrieb vorgestellt hat. Zum Beispiel der wöchentliche "Vätertreff", wo sich die Männer untereinander austauschen können. Personalchef Volker Wilde:
"Also der Vätertreff ist voll gefloppt. Das ist so. Was wir wissen, ist, dass die Väter ganz viel untereinander kommunizieren, per e-mail, beim Pausengespräch. Entscheidend ist, dass wir ihnen klar bekannt gemacht haben, wer ist noch Vater, und da kommen einfach die zusammen, die gleichaltrige Kinder haben und machen Väterplausch. Aber die brauchen nicht die Einladung vom Personalchef, das können die schon alleine."
Im Schnitt werden jedes Jahr 40 Stadtwerke-Mitarbeiter Vater. Und von denen nimmt sich so gut wie jeder mindestens zwei Monate Elternzeit. Eine Situation, die in der gesamten Wirtschaft noch lange nicht selbstverständlich ist. In einigen Betrieben hätten es Eltern generell, vor allem mit Kleinkindern, schwierig. Der Gedanke sei verbreitet, dass sie unflexibel oder gar eine Last seien. Schließlich würden Kinder häufig krank und die Eltern vernachlässigten so die Arbeit. Volker Wilde hat dazu eine ganz andere Theorie.
"Zwei Kinder bedeuten schon einen hohen Koordinationsaufwand. Die verschiedenen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen, Zeitmanagement zu machen, rechtzeitig die Kinder ins Bett zu bringen. Das sind einfach Anforderungen an Sozialkompetenz, die Kinderlose nicht haben. Ein weiterer Gedanke ist, erfahrungsgemäß, Eltern sind wesentlich emphatischer, können viel mehr auch auf Befindlichkeiten eingehen. Anders ausgedrückt: Kinderlose könnten eventuell auch an einigen Stellen weniger flexibel und mehr egoistisch sein."
Um für Väter eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen, brauchen Unternehmen mehr Mut, meint Volker Wilde.
""Man muss es machen. Man muss seine eigenen Positionen überdenken. Man muss Traditionen über Bord werfen und man muss sich verändern. Das ist die große Schwierigkeit dabei. Es ist normal geworden hier zu sagen: ich bin Vater und ich mache was daraus."
Vaterschaftsurlaub – ein Wort, das immer noch mit Vorurteilen belegt ist, häufig belächelt oder sogar verpönt wird. Die Stadtwerke Bielefeld haben zumindest ihren Grundgedanken dazu verändert.
Volker Wilde ist Personalchef bei den Bielefelder Stadtwerken. Ein klassischer Männerbetrieb mit 2.300 Mitarbeitern, davon nur 500 Frauen. Das Unternehmen will speziell Väter darin unterstützen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Für das Projekt "Mit Vätern Rechnen" wurden die Männer erst einmal dazu befragt, was sie in ihrem Betrieb, von ihren Vorgesetzten wollen und brauchen.
"Die haben sich zum Beispiel gewünscht, mit ihren Kindern einfach auch mal einen Nachmittag zu Hause zu erleben. Dass man mit seinem Vorgesetzten klarmachen kann, ich gehe am Mittwoch Nachmittag schon um zwei und nicht erst um sechs, weil da habe ich einen Familientermin. Und das der sagt: "toll", und nicht sagt: "Wie? Das gibt’s doch gar nicht.""
In erster Linie geht es um Akzeptanz und Anerkennung für Väter. Deshalb bieten die Bielefelder Stadtwerke zwei Mal im Jahr Tages-Workshops für Führungskräfte an, um sie für das Thema zu sensibilisieren. Denn die Führungskräfte sind es, die genau auf diese flexible Arbeitsweise eingehen und sie an die Mitarbeiter weitergeben müssen. Und dabei steht der eigene Nutzen für das Unternehmen ganz klar mit im Vordergrund.
"Das Projekt ist nicht nur Sozial-Klimbim, weil für uns dabei herausspringt, dass Mitarbeiter sich über die Maßen engagieren. Wir kriegen ganz viel zurück dabei. Denn der Vater, der auch mal einen Nachmittag freigestellt wird, ist gerne auch mal bereit einen Abend länger zu bleiben, wenn er betrieblich benötigt wird."
Martin Uekmann ist selbst Vater von zwei kleinen Kindern, er leitet die Rechtsabteilung bei den Stadtwerken. Aus dem Väterprojekt zieht er klare Vorteile.
"Durch ein Vatersein ändert sich das Leben komplett. Es ist eine wichtige Hilfestellung, die wir hier bekommen; wenn es um Kinderbetreuung, Kindergartenplätze etc. geht. Oder es wird niemandem angekreidet, dass er eben nicht immer bis 19 Uhr hier ist, sondern eine Flexibilität den Mitarbeitern zu ermöglichen."
Auch Väter können in Elternzeit gehen und sie tun es. Von diesem neuen Verständnis profitiert für Martin Uekmann die ganze Familie.
""Zum Beispiel eine Teilzeitarbeit auch meiner Frau ist nur dadurch möglich, dass ich hier eine entsprechende Rückendeckung durch meinen Arbeitgeber habe. Auch gewisse Freizeitaktivitäten der Kinder sind nur dadurch möglich, dass ich halt die Möglichkeit habe, auch nachmittags mit den Kindern Dinge zu machen."
Sollten Eltern mal keine Betreuung für ihre Kinder finden, können sie sie zur Not auch mit zur Arbeit nehmen. Die Stadtwerke haben dafür ein sogenanntes "Elternzimmer" eingerichtet, wo es neben einem Arbeitsplatz auch Spielzeug gibt. Dennoch läuft bei den Stadtwerken nicht alles so, wie es sich der Betrieb vorgestellt hat. Zum Beispiel der wöchentliche "Vätertreff", wo sich die Männer untereinander austauschen können. Personalchef Volker Wilde:
"Also der Vätertreff ist voll gefloppt. Das ist so. Was wir wissen, ist, dass die Väter ganz viel untereinander kommunizieren, per e-mail, beim Pausengespräch. Entscheidend ist, dass wir ihnen klar bekannt gemacht haben, wer ist noch Vater, und da kommen einfach die zusammen, die gleichaltrige Kinder haben und machen Väterplausch. Aber die brauchen nicht die Einladung vom Personalchef, das können die schon alleine."
Im Schnitt werden jedes Jahr 40 Stadtwerke-Mitarbeiter Vater. Und von denen nimmt sich so gut wie jeder mindestens zwei Monate Elternzeit. Eine Situation, die in der gesamten Wirtschaft noch lange nicht selbstverständlich ist. In einigen Betrieben hätten es Eltern generell, vor allem mit Kleinkindern, schwierig. Der Gedanke sei verbreitet, dass sie unflexibel oder gar eine Last seien. Schließlich würden Kinder häufig krank und die Eltern vernachlässigten so die Arbeit. Volker Wilde hat dazu eine ganz andere Theorie.
"Zwei Kinder bedeuten schon einen hohen Koordinationsaufwand. Die verschiedenen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen, Zeitmanagement zu machen, rechtzeitig die Kinder ins Bett zu bringen. Das sind einfach Anforderungen an Sozialkompetenz, die Kinderlose nicht haben. Ein weiterer Gedanke ist, erfahrungsgemäß, Eltern sind wesentlich emphatischer, können viel mehr auch auf Befindlichkeiten eingehen. Anders ausgedrückt: Kinderlose könnten eventuell auch an einigen Stellen weniger flexibel und mehr egoistisch sein."
Um für Väter eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen, brauchen Unternehmen mehr Mut, meint Volker Wilde.
""Man muss es machen. Man muss seine eigenen Positionen überdenken. Man muss Traditionen über Bord werfen und man muss sich verändern. Das ist die große Schwierigkeit dabei. Es ist normal geworden hier zu sagen: ich bin Vater und ich mache was daraus."
Vaterschaftsurlaub – ein Wort, das immer noch mit Vorurteilen belegt ist, häufig belächelt oder sogar verpönt wird. Die Stadtwerke Bielefeld haben zumindest ihren Grundgedanken dazu verändert.