Wer entlang der deutsch-niederländischen Grenze von Maastricht im Süden nach Norden fliegt, sieht auf deutscher Seite unzählige Windturbinen. Im Osten hingegen, auf niederländischer Seite, muss er regelrecht danach suchen. Auch in die Nordsee haben die Niederländer lediglich zwei Windparks gestellt.
In Sachen Windenergie sind die Niederländer - anders als ihr Ruf - keineswegs führend, sondern bloß europäisches Mittelmaß. Noch nicht einmal vier Prozent ihrer gesamten Elektrizität wird durch Wind erzeugt. 18,5 Prozent müssen es bis 2020 sein, um die EU-Richtlinie einzuhalten.
Aber davon sind die Niederländer weit entfernt – trotz idealer geografischer Voraussetzungen. Zum Beispiel in Harlingen, einem einstigen Walfänger-Hafenstädtchen an der Wattenmeerküste. Dort betreibt Jungunternehmer Lammert Soet eine große Windturbine.
In den Jugend-Nachrichten des niederländischen Fernsehens plädierte er voller Begeisterung für mehr Windenergie. Und die Fachhochschule Leeuwaarden pries bei dieser Gelegenheit ihren neuen Studiengang an: "Offshore-Windenergie", heißt er. In den nächsten Jahren, so eine Sprecherin, seien Tausende von Jobs in diesem Sektor gefragt.
Doch laut Umweltschützern können sich die Studenten mit dem Studium sehr viel Zeit lassen – oder vorerst besser eine andere Studienrichtung wählen, um nicht arbeitslos zu werden.
Vor rund vier Jahren hatte der damalige Premier Jan Peter Balkenende zwar noch zu einem großen Aufholmanöver angesetzt und den Bau mehrerer Windparks - sowohl off- als auch on-shore – in die Wege geleitet.
Aber es kam fast überall zu großen Protesten, wodurch sich der Bau neuer Windparks hinauszögerte. So auch in Uerk, einem historischen Fischerdörfchen am Ijsselmeer: Die Bürger wollen sich nicht die Aussicht verschandeln lassen:
"Dann verliert unser Dorf sein Gesicht!"
"Dann verschwindet Uerk hinter einer Art eisernen Vorhang!"
Außerdem weht in Den Haag inzwischen ein anderer Wind: Im letzten Jahr kam es zu Neuwahlen. Das rechtsliberale Minderheitskabinett, das seitdem am Ruder ist, fährt einen strengen Sparkurs und plant den Bau eines zweiten Atomkraftwerkes – trotz der Katastrophe in Japan. Die hat in den Niederlanden auch in der Gesellschaft kaum Diskussionen über Atomkraft ausgelöst. Die Aufregung in Deutschland können die meisten Niederländer nicht nachvollziehen, niederländische Zeitungskommentatoren sprachen von deutscher Hysterie.
Die Regierung in Den Haag hingegen gibt sich nüchtern und beließ es dabei zu betonen, beim Bau des zweiten Atomkraftwerkes werde man die Lehren, die aus Japan gezogen werden können, berücksichtigen.
Mit erneuerbarer Energie hingegen hat die neue Regierung nicht mehr viel am Hut:
"Natürlich werden wir weiterhin in Sonnen- und Windenergie investieren","
sagt René Leegte von der rechtsliberalen Regierungspartei VVD.
""Aber das deutsche System mit seinen hohen Subventionen halten wir für einen Albtraum. Wir werden die Subventionen herunterschrauben und die Weiterentwicklung von grünen Energiequellen auf Sparflamme halten."
Windenergie ist jetzt Sache des Wirtschaftsministeriums – und das will die Subventionen ab diesem Jahr phasenweise durch einen Zuschlag auf der Stromrechnung der Konsumenten ersetzen. Damit soll der Bau neuer Onshore-Windparks finanziert werden, "allerdings möglichst kosteneffizient", so ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums, sprich: Es muss alles möglichst billig bleiben. In neue Technologien wird deshalb nicht investiert; der Bau von Offshore-Windparks wurde aus diesem Grund vorerst sogar völlig stillgelegt.
Unbegreiflich, schimpft Ernst Worrell, Professor für Energie und Grundstoffe an der Universität Utrecht:
"Von der EU-Richtlinie sind wir weit entfernt. Trotzdem denken wir Niederländer immer noch, dass wir Klassenbester in Europa sind. Dabei sind wir bloß Mittelmaß – und wenn wir nicht aufpassen, landen wir bald in der letzten Reihe!"
In Sachen Windenergie sind die Niederländer - anders als ihr Ruf - keineswegs führend, sondern bloß europäisches Mittelmaß. Noch nicht einmal vier Prozent ihrer gesamten Elektrizität wird durch Wind erzeugt. 18,5 Prozent müssen es bis 2020 sein, um die EU-Richtlinie einzuhalten.
Aber davon sind die Niederländer weit entfernt – trotz idealer geografischer Voraussetzungen. Zum Beispiel in Harlingen, einem einstigen Walfänger-Hafenstädtchen an der Wattenmeerküste. Dort betreibt Jungunternehmer Lammert Soet eine große Windturbine.
In den Jugend-Nachrichten des niederländischen Fernsehens plädierte er voller Begeisterung für mehr Windenergie. Und die Fachhochschule Leeuwaarden pries bei dieser Gelegenheit ihren neuen Studiengang an: "Offshore-Windenergie", heißt er. In den nächsten Jahren, so eine Sprecherin, seien Tausende von Jobs in diesem Sektor gefragt.
Doch laut Umweltschützern können sich die Studenten mit dem Studium sehr viel Zeit lassen – oder vorerst besser eine andere Studienrichtung wählen, um nicht arbeitslos zu werden.
Vor rund vier Jahren hatte der damalige Premier Jan Peter Balkenende zwar noch zu einem großen Aufholmanöver angesetzt und den Bau mehrerer Windparks - sowohl off- als auch on-shore – in die Wege geleitet.
Aber es kam fast überall zu großen Protesten, wodurch sich der Bau neuer Windparks hinauszögerte. So auch in Uerk, einem historischen Fischerdörfchen am Ijsselmeer: Die Bürger wollen sich nicht die Aussicht verschandeln lassen:
"Dann verliert unser Dorf sein Gesicht!"
"Dann verschwindet Uerk hinter einer Art eisernen Vorhang!"
Außerdem weht in Den Haag inzwischen ein anderer Wind: Im letzten Jahr kam es zu Neuwahlen. Das rechtsliberale Minderheitskabinett, das seitdem am Ruder ist, fährt einen strengen Sparkurs und plant den Bau eines zweiten Atomkraftwerkes – trotz der Katastrophe in Japan. Die hat in den Niederlanden auch in der Gesellschaft kaum Diskussionen über Atomkraft ausgelöst. Die Aufregung in Deutschland können die meisten Niederländer nicht nachvollziehen, niederländische Zeitungskommentatoren sprachen von deutscher Hysterie.
Die Regierung in Den Haag hingegen gibt sich nüchtern und beließ es dabei zu betonen, beim Bau des zweiten Atomkraftwerkes werde man die Lehren, die aus Japan gezogen werden können, berücksichtigen.
Mit erneuerbarer Energie hingegen hat die neue Regierung nicht mehr viel am Hut:
"Natürlich werden wir weiterhin in Sonnen- und Windenergie investieren","
sagt René Leegte von der rechtsliberalen Regierungspartei VVD.
""Aber das deutsche System mit seinen hohen Subventionen halten wir für einen Albtraum. Wir werden die Subventionen herunterschrauben und die Weiterentwicklung von grünen Energiequellen auf Sparflamme halten."
Windenergie ist jetzt Sache des Wirtschaftsministeriums – und das will die Subventionen ab diesem Jahr phasenweise durch einen Zuschlag auf der Stromrechnung der Konsumenten ersetzen. Damit soll der Bau neuer Onshore-Windparks finanziert werden, "allerdings möglichst kosteneffizient", so ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums, sprich: Es muss alles möglichst billig bleiben. In neue Technologien wird deshalb nicht investiert; der Bau von Offshore-Windparks wurde aus diesem Grund vorerst sogar völlig stillgelegt.
Unbegreiflich, schimpft Ernst Worrell, Professor für Energie und Grundstoffe an der Universität Utrecht:
"Von der EU-Richtlinie sind wir weit entfernt. Trotzdem denken wir Niederländer immer noch, dass wir Klassenbester in Europa sind. Dabei sind wir bloß Mittelmaß – und wenn wir nicht aufpassen, landen wir bald in der letzten Reihe!"