In den letzten Monaten haben sich mehrere Verlage dazu entschlossen, auf die buchschützende, aber auch umweltverschmutzende Einschweißfolie zu verzichten. Auch der Hanser Verlag aus München ist dabei - und dessen Verleger Jo Lendle ist überzeugt, dass die Schutzfolie obsolet ist. "Dieses Ding, was wir da verpacken, hat einen Schutzumschlag. Und wir schützen den Schutzumschlag durch eine noch zusätzliche Plastikfolie. Eigentlich ist das absurd", sagte Lendle im Deutschlandfunk.
Die Kostenersparnis durch das Weglassen der Folie sei "leider minimal", so Lendle. "Wir machen es wirklich sehr beherzt, weil wir den Eindruck haben: Wenn wir nicht Gewohntes infrage zu stellen bereit sind, kriegen wir Plastik nicht runtergefahren."
Transportwege als zusätzliche Umweltbelastung
Die Schwierigkeit liege darin, wenn Bücher von den Lesern beanstandet würden - à la: "Hier ist eine winzige Stelle angestoßen, das will ich so nicht nehmen". Wenn man Bücher dann wieder hin- und herfahren müsse, um sie zurückzuschicken, sei auch das ein Umweltproblem.
Lendle forderte die Buchhändler und Leser deshalb auf: "Bei einer Gurke haben wir uns auch daran gewöhnt, dass sie vielleicht schon mal jemand mit den Fingern berührt hat. Bei den Büchern sollten wir in Zukunft auch darauf achten - wenn eine winzige Stelle eine kleine Delle hat, dann sollten wir da tolerant sein."
Positive Reaktionen
Die Reaktionen auf den Verzicht auf die Einschweißfolie seien weitgehend "frenetisch", berichtete Lendle, aber das Thema sei auch "sehr populär". Der Beweis stünde erst an - "dann, wenn auch jeder von uns sagt: 'Ich kaufe dieses Buch so, wie es ist'".
Mit Papier habe die Nachhaltigkeits-Bewegung im Buchhandel angefangen, so Lendle, mittlerweile seien fast alle Bücher FSC-zertifiziert. Gerade arbeite man an den Themen Druckfarben und Lacke: "Unser selbstgestecktes Ziel ist ein vollkommen kompostierbares Buch."