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Keine Tierversuche mehr für Kosmetika

Für Kosmetika hat die Europäische Union ein Tierversuchsverbot erlassen. Das galt bisher nur für Produkte, die in der EU hergestellt wurden. Nun dürfen auch Kosmetika nicht mehr verkauft werden, die im EU-Ausland an Tieren getestet wurden. Tierschützer sprechen von einem großen Erfolg.

Von Sarah Zerback |
    Shampoo, Zahnpasta, Seife oder Lippenstift - Schönheits- und Pflegeprodukte, die an Tieren getestet wurden, dürfen in der EU ab sofort nicht mehr verkauft werden - unabhängig davon, ob sie in Europa oder anderswo in der Welt hergestellt wurden. Es ist der letzte Schritt eines mehrstufigen Verfahrens, das die Europäische Kommission in den letzten Jahren durchgesetzt hat. Die schrittweise Umstellung sollte der Industrie Zeit geben für die Forschung an tierfreien Testmethoden. Frédéric Vincent, Sprecher des EU-Kommissars für Gesundheit und Verbraucherpolitik:

    "Schon seit 2004, beziehungsweise 2009 sind Tierversuche in der EU verboten. Aber bisher konnten die Hersteller das Verbot dadurch umgehen, dass sie die Tierversuche außerhalb der EU durchgeführt haben. Ab heute ist auch das nicht mehr möglich. Das ist ein wichtiges Signal für den Stellenwert, den Europa dem Tierschutz beimisst."

    Tierschützer kritisieren die Versuche schon lange als unethisch. Dagegen verweisen Wissenschaftler auf ihren Nutzen für die Forschung. Der europäische Dachverband "Cosmetics Europe" erklärte bereits im Dezember, dass die Sicherheit praktisch aller Inhaltsstoffe in Kosmetikprodukten auf Daten beruhe, die zuvor an Tieren gewonnen wurden. Dieses Argument weist Vincent jedoch zurück. Denn Fehler aus der Vergangenheit rechtfertigen seiner Meinung nach nicht deren Fortsetzung. Er nennt das Verbot eine Win-win-Situation - für Tiere, Verbraucher und auch die Unternehmen:

    "Wir denken, dass dieser Schritt die Forschung auf diesem Gebiet sogar fördern wird. Zum einen gibt es ja schon zahlreiche Inhaltsstoffe, die bereits getestet wurden, die man nun alternativ einsetzen kann. Zum anderen muss nach neuen Methoden geforscht werden, Kosmetika zu testen."

    Die Kommission hat zwischen 2007 und 2011 insgesamt 238 Millionen Euro für solche Forschungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Als vielversprechende Alternative nennt Vincent die sogenannte In-vitro-Methode, die Tierversuche ersetzen kann. Aber auch in Zukunft ist Kosmetik gänzlich ohne Tiertests nicht immer zu haben, kritisiert der Bundesverband der Tierversuchsgegner. Für Substanzen, die in anderen Bereichen wie zum Beispiel der Pharmaindustrie eingesetzt werden, gilt die Testung nach dem Chemikalienrecht, das Tierversuche auch weiterhin zulässt. Bislang ist ein vollständiger Ersatz von Tierversuchen noch nicht möglich, der Kommissionssprecher erhofft sich von dem heutigen Verbot jedoch Signalwirkung.

    "In Zukunft wollen wir dafür sorgen, dass auch andere Länder weltweit unserem Beispiel folgen, wie zum Beispiel China, aber auch die USA. Wie wir das erreichen, das ist Teil der heutigen Diskussion. Wir werden sehen, was passiert."

    Dass sich China dem Beispiel Europas anschließt, ist zumindest unwahrscheinlich. Denn die dortige Gesetzgebung schreibt Tierversuche für Kosmetika sogar explizit vor.