Dumme Frage: hätte man nicht wissen können, dass Sammler seltsame Wesen sind, stets pflegebedürftig und unberechenbar? Man hätte. Und man hätte vorbauen, sich rechtzeitig nach anderen Leihgebern umsehen müssen. Die Landesregierung hat das nicht getan, jetzt hat sie den Salat.
Der wahre Grund des Exodus von Adriani aber liegt tiefer. Es ist ein Konflikt zwischen unterschiedlichen Kunstauffassungen, die in den Lichthöfen der ehemaligen Munitionsfabrik ZKM nicht zusammengeführt werden konnten. Während der Gründervater Heinrich Klotz davon geträumt hatte, dass Videokunst und klassische Moderne in einen fruchtbaren Dialog eintreten möchten, wurde in Wahrheit dann ziemlich scharf geschossen. Der Direktor des ZKM, der frühere Wiener Aktionskünstler Peter Weibel, polemisierte gern und heftig gegen das altbackene Aufhängen von Ölbildern in Retrospektiven, die eh nix brächten; Götz Adriani, im selben Gebäude residierend, machte wenig Hehl daraus, dass er weite Teile der Videokunst für heiße Luft hält, Spielzeuge der Konsumgesellschaft, teuer und inhaltsleer.
Weibel hat den Grabenkrieg nun vorerst gewonnen: der von den Ländern finanzierte und Weibel verbundene Wissenschaftsrat empfahl, die angeblich so qualitätsvolle Videokunstsammlung des ZKM auf die Lichthöfe des Sammlermuseums auszudehnen und das Museum am besten gleich an das ZKM anzuschließen. Einen solchen Verlust an Autonomie wollten weder Adriani noch sein Stellvertreter Melcher akzeptieren; auch ohne den Abzug der Sammler-Leihgaben wären sie wohl gegangen.
Ob Peter Weibel seines vorläufigen Sieges froh wird, ist fraglich. Denn die Kritik, die Adriani am ZKM übt, geht ins Mark und stellt das Gesamtprojekt in Frage. 10 Millionen Mark buttern das Land und die Stadt Karlsruhe jährlich in das Hätschelkind ZKM - für zum Teil fragwürdige Ausstellungen und die schrägen Thesen des Peter Weibel, der unter anderem das Klonen von Menschen befürwortet. Zum anderen wagt niemand ans ZKM zu rühren, weil die badische Volksseele verletzt fühlen könnte von den bösen Schwaben der Stuttgarter Landesregierung. So provinziell ist man im Musterland.
Adriani aber sagt, man müsse jetzt einen Schnitt machen. Nicht nur das Sammlermuseum habe sich überlebt, auch das ZKM sei eine teure Fehlinvestition. Man mag ihm da kaum widersprechen: allein mit den Heizkosten für die kathedralenhohen Lichthöfe könnte man ein kleineres Museum finanzieren. Der technische Aufwand für die zum Teil banalen Video-Installationen in Weibels Ausstellungen ist völlig unangemessen und von staatlichen Museen eigentlich nicht zu bezahlen.
Das ZKM aber ist das Hätschelkind der baden-württembergischen Landesregierung. Endlich möchte man auch in der Kunst Weltniveau erreichen, zumindest mit dem Centre Pompidou in einem Atemzug genannt werden. Deshalb tut man sich schwer mit der Erkenntnis, dass man sich möglicherweise geirrt hat, dass der angebliche Supertanker ZKM längst eine schick aussehende Investitionsruine ist.
Der Museumsmann Adriani zeigt der Landesregierung, wo sie sparen könnte: am ZKM. Das ist nicht frei von Sarkasmus. Aber Adriani legt die Hand in eine Wunde, die schon länger eitert.
Der wahre Grund des Exodus von Adriani aber liegt tiefer. Es ist ein Konflikt zwischen unterschiedlichen Kunstauffassungen, die in den Lichthöfen der ehemaligen Munitionsfabrik ZKM nicht zusammengeführt werden konnten. Während der Gründervater Heinrich Klotz davon geträumt hatte, dass Videokunst und klassische Moderne in einen fruchtbaren Dialog eintreten möchten, wurde in Wahrheit dann ziemlich scharf geschossen. Der Direktor des ZKM, der frühere Wiener Aktionskünstler Peter Weibel, polemisierte gern und heftig gegen das altbackene Aufhängen von Ölbildern in Retrospektiven, die eh nix brächten; Götz Adriani, im selben Gebäude residierend, machte wenig Hehl daraus, dass er weite Teile der Videokunst für heiße Luft hält, Spielzeuge der Konsumgesellschaft, teuer und inhaltsleer.
Weibel hat den Grabenkrieg nun vorerst gewonnen: der von den Ländern finanzierte und Weibel verbundene Wissenschaftsrat empfahl, die angeblich so qualitätsvolle Videokunstsammlung des ZKM auf die Lichthöfe des Sammlermuseums auszudehnen und das Museum am besten gleich an das ZKM anzuschließen. Einen solchen Verlust an Autonomie wollten weder Adriani noch sein Stellvertreter Melcher akzeptieren; auch ohne den Abzug der Sammler-Leihgaben wären sie wohl gegangen.
Ob Peter Weibel seines vorläufigen Sieges froh wird, ist fraglich. Denn die Kritik, die Adriani am ZKM übt, geht ins Mark und stellt das Gesamtprojekt in Frage. 10 Millionen Mark buttern das Land und die Stadt Karlsruhe jährlich in das Hätschelkind ZKM - für zum Teil fragwürdige Ausstellungen und die schrägen Thesen des Peter Weibel, der unter anderem das Klonen von Menschen befürwortet. Zum anderen wagt niemand ans ZKM zu rühren, weil die badische Volksseele verletzt fühlen könnte von den bösen Schwaben der Stuttgarter Landesregierung. So provinziell ist man im Musterland.
Adriani aber sagt, man müsse jetzt einen Schnitt machen. Nicht nur das Sammlermuseum habe sich überlebt, auch das ZKM sei eine teure Fehlinvestition. Man mag ihm da kaum widersprechen: allein mit den Heizkosten für die kathedralenhohen Lichthöfe könnte man ein kleineres Museum finanzieren. Der technische Aufwand für die zum Teil banalen Video-Installationen in Weibels Ausstellungen ist völlig unangemessen und von staatlichen Museen eigentlich nicht zu bezahlen.
Das ZKM aber ist das Hätschelkind der baden-württembergischen Landesregierung. Endlich möchte man auch in der Kunst Weltniveau erreichen, zumindest mit dem Centre Pompidou in einem Atemzug genannt werden. Deshalb tut man sich schwer mit der Erkenntnis, dass man sich möglicherweise geirrt hat, dass der angebliche Supertanker ZKM längst eine schick aussehende Investitionsruine ist.
Der Museumsmann Adriani zeigt der Landesregierung, wo sie sparen könnte: am ZKM. Das ist nicht frei von Sarkasmus. Aber Adriani legt die Hand in eine Wunde, die schon länger eitert.