Energiewende
Kemfert (DIW) plädiert für staatliche Minderheitsbeteiligung am Tennet-Stromnetz

Nach dem gescheiterten Verkauf des deutschen Stromnetzes von Tennet an den Bund hat die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Kemfert, für eine staatliche Minderheitsbeteiligung geworben. Zur Begründung verwies sie darauf, dass ein strategischer Investor Einfluss auf die kritische Infrastruktur nehmen könnte.

27.06.2024
    Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
    Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) (picture alliance/dpa)
    Man müsse hinschauen, welche Despoten dieser Welt das Interesse hätten, der Bundesrepublik zu schaden, sagte Kemfert im Deutschlandfunk. Sie plädierte für eine Regulierung, damit zum Beispiel China sich nicht an dem Übertragungs-Stromnetz von Tennet in Deutschland beteilige.
    Der staatliche niederländische Netzbetreiber hatte gestern mitgeteilt, dass die Verhandlungen mit dem Bund über den Verkauf seines deutschen Stromnetzes gescheitert seien. Dem Vernehmen nach gibt es Finanzierungsprobleme aufgrund der Haushaltslage.

    Habeck: Gemeinsame Netzbetreibergesellschaft hätte Strom günstiger gemacht

    Tennet ist eines der vier Übertragungs-Stromnetze in Deutschland. Der Tennet-Erwerb sollte ein wesentlicher Schritt sein auf dem Weg zu einer deutschen "Netz AG", bei der der Bund Anteile an allen deutschen Übertragungsnetzbetreibern halten und mehr Kontrolle über den Stromnetzausbau erlangen könnte. Bundeswirtschaftsminister Habeck sagte am Rande einer Ostasien-Reise, er bedauere, dass es nicht gelungen sei, die vier Übertragungsnetzbetreiber Tennet, 50Hertz, Amprion und TransnetBW in einer Gesellschaft zusammenzufassen. Dies hätte den Strom in Deutschland am Ende günstiger gemacht, weil man Synergien etwa bei der Beschaffung hätte herstellen können. 
    Im Zuge der Energiewende wird für den Netzausbau viel Kapital benötigt. Dafür werden nun private Investoren gesucht. Der niederländische Staat ist Eigentümer der Tennet-Muttergesellschaft. Den Niederlanden waren die Kosten des Netzausbaus in Deutschland zu teuer geworden. Der niederländische Finanzminister van Weyenberg zeigte sich enttäuscht. Für den niederländischen Staat entstehe nun eine Haushaltslücke von rund 1,6 Milliarden Euro, hieß es in einem Schreiben des Ministers ans Parlament in Den Haag.
    (mit Material von dpa)
    Diese Nachricht wurde am 21.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.