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Kemmer: Rechne nicht damit, dass die Banken nervös werden

Die umfassende Bewertung der europäischen Geldhäuser hält der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, grundsätzlich für richtig. Der Zeitplan dieser Überprüfung bis zum 1. November 2014 sei allerdings ehrgeizig. Eine nervöse Reaktion der Geldmärkte erwartet er indes nicht.

Von Brigitte Scholtes |
    Die deutschen privaten Banken halten die umfassende Bewertung der europäischen Geldhäuser grundsätzlich für wichtig. Aber der Zeitplan sei schon sehr ehrgeizig, meint Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken. Denn bevor die EZB am 1.November des kommenden Jahres die Aufsicht über die europäischen Banken übernimmt, will sie zum einen die Risiken der Institute untersuchen, dann ihre Bilanz bewerten, und schließlich sollen die Geldhäuser einem Stresstest unterzogen werden. Aus Sicht des Bankenverbands muss zum einen die Qualität der Ergebnisse sichergestellt werden, ebenfalls muss klar sein, dass die Banken alle gleichbehandelt werden.

    Was aber geschieht, wenn sich bei der umfassenden Prüfung nun zeigen sollte, dass die eine oder andere Bank doch Kapitalbedarf hat? Denn man könne sich ja vorstellen, dass es in einzelnen Ländern schwierig wird, diesen zu decken, sei es durch Eigentümer oder die Staaten, in denen die Banken arbeiten, meint Kemmer:

    "Dann muss es Antworten geben, wer diese Rekapitalisierung übernimmt. Wichtig ist, dass es hier keine Sozialisation gibt. Alle Banken, die von der EZB beaufsichtigt werden, müssen besenrein übergeben werden. Und die ordentliche Kapitalausstattung ist Sache der jeweiligen nationalen Regierungen."

    Denn genau deshalb macht die EZB diese Bewertung ja auch, damit sie nicht unliebsame Überraschungen erlebt, nachdem sie die Bankenaufsicht übernommen hat. Unregelmäßigkeiten oder Kapitalbedarf seien aber ein sehr sensibles Thema, warnt Kemmer, das auch die Finanzmärkte und die Anleger verunsichern könnte:

    "Ich rechne nicht damit, dass sie nervös werden, wenn dieser Plan, diese Vorgehensweise professionell, umsichtig und Schritt für Schritt sauber durchgeführt wird. Aber es gibt Risiken. Wenn eben das Ende nicht bedacht wird, wenn es eben keine klaren Regelungen für die Rekapitalisierung gibt, und wenn der Prozess vor allem auch nicht sehr transparent und klar strukturiert durchgeführt wird, kann ich Unruhen an den Finanzmärkten nicht ausschließen. Das wollen wir aber unbedingt vermeiden, und deswegen sind wir auch dahinter her, dass die Dinge ganz klar und sauber strukturiert werden."

    Um die deutschen Banken macht sich der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands keine Sorgen:

    "Ich glaube, dass die deutschen Banken insgesamt gut aufgestellt sind, dass sie gut kapitalisiert sind, dass sie insgesamt ein gutes Risikomanagement haben. Deshalb ist mir nicht bange um die deutschen Banken. Ich bin natürlich weit davon entfernt, jetzt eine Prognose für jede einzelne Bank abgeben zu können. Dafür wird ja dieses Assessment gemacht. Aber insgesamt glaube ich, dass wir in Deutschland hier nicht sehr groß beunruhigt sein müssen."

    Am Ende der Überprüfung steht ein Stresstest, der von der eigentlichen Bilanzbewertung getrennt ist. Die Übernahme der Aufsicht aber ist erst der Anfang der Bankenunion. Um diese zu vollenden, muss auch noch klar sein, wer den Stecker zieht, wenn eine Bank nicht mehr zu halten ist. Doch wer das sein soll, darüber ist man sich noch nicht einig. Die EU-Kommission sollte es nicht werden, meint der Bankenverband.