Ulrike Burgwinkel: Vermutlich geht ob des Rücktritts ein Aufatmen durch die Reihen der Scientific Community, also der Wissenschaftsgemeinde. Professor Bernhard Kempen ist Präsident des Deutschen Hochschulverbandes. Guten Tag, Herr Kempen!
Bernhard Kempen: Guten Tag, Frau Burgwinkel!
Burgwinkel: Herr Kempen, Aufatmen reicht nicht. Ist der Schaden für die Wissenschaft Ihrer Meinung nach damit jetzt eingegrenzt, oder wie wünschten Sie sich denn eine Aufarbeitung des Falles?
Kempen: Na ja, sagen wir mal so: Der Schaden, der zwischenzeitlich zu entstehen drohte, der hält sich nun Gott sei Dank einigermaßen in Grenzen. Dieser Schaden hätte nämlich darin bestanden, dass die Öffentlichkeit den unzutreffenden Eindruck bekommt, dass an den Universitäten und an den anderen Hochschulen alles mit Lug und Trug zugeht, dass die Titel und Grade, die wir verleihen, dass die auf Betrug und auf Täuschung beruhen. Das ist nicht der Fall, das wissen Sie, das weiß ich, aber in der Öffentlichkeit wäre möglicherweise dieser Eindruck entstanden. Und da sind wir ganz froh, dass ... ja, wie soll man sagen ... dass durch die politischen Reaktionen, die nun erfolgt sind, sich dieser Eindruck nicht verfestigen konnte.
Burgwinkel: Welche Konsequenzen ziehen Sie denn aus der Casa Guttenberg?
Kempen: Da gibt es ganz viele Konsequenzen, die wir daraus ziehen. Es ist so, dass wir schon seit vielen Jahren mit Plagiaten zu tun haben und sich auch unser Verband immer wieder damit beschäftigt hat, aber wir sind nun schon durch diesen konkreten Vorgang auch wieder ein Stück weit weiter wachgerüttelt worden, dass wir nun sagen, da muss eigentlich mehr passieren. Wir müssen doch noch viel intensiver darauf drängen, dass sowohl Information und Aufklärung Platz greifen in den Doktorandenbetreuungsverhältnissen, dass hier intensiver auch die Wachsamkeit unserer Kollegen geweckt wird, beim kleinsten und geringsten Anfangsverdacht dann doch sehr gründlich nachzuschauen und dabei auch die technischen Hilfsmittel zu nutzen, die zur Verfügung stehen. Und wir werden auch noch intensiver als bisher von der Politik verlangen, dass man uns instand setzt, von den Doktoranden eidesstattliche Erklärungen zu verlangen, nämlich Erklärungen mit dem Inhalt, dass die Arbeit ohne fremde Hilfe gefertigt worden ist und ausschließlich eigenes geistiges Eigentum darstellt. Mit einer solchen Erklärung wäre dann eine Strafdrohung verbunden, die im Fall der Zuwiderhandlung zu einer empfindlichen Strafe, nämlich zu einer Freiheitsstrafe führen würde. Aber wir können diese Erklärung nur dann verlangen, wenn die Landesgesetzgeber in den 16 Bundesländern uns in den Fakultäten als Behörden definieren, die solche eidesstattlichen Erklärungen in Empfang nehmen dürfen.
Burgwinkel: Da haben Sie in der Beziehung jetzt erst mal das Heft aus der Hand gegeben, aber es klingt für mich schon so, Herr Kempen, als hätte die Wissenschaftsgemeinde was gelernt durch den Fall, zum Beispiel was die Betreuung von Promovierenden angeht. Das scheint mir auch ein wichtiger Gesichtspunkt zu sein.
Kempen: Absolut. Also ich meine, es wäre ja auch schlimm, wenn wir jetzt in der Wissenschaft einfach zur Tagesordnung übergingen und sagen, na ja gut, ist ja alles noch mal gut gegangen. So ist das nicht, sondern der Vorgang, der hat uns doch auf eine schmerzliche Art und Weise vor Augen geführt, dass wir hier – wie soll man sagen – noch eine Achillesferse haben, dass uns möglicherweise mehr, als uns bewusst ist, Plagiate untergeschoben werden, dass wir vielleicht nicht genügend Mühe darauf verwenden, hier genau hinzuschauen. Nicht eine Kultur des Misstrauens nun zu etablieren, aber doch Wachsamkeit an den Tag zu legen, um eben diese wirklich entsetzlichen Vorgänge in Zukunft besser ausschließen zu können.
Burgwinkel: Vielen Dank für das Gespräch! Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, zum Rücktritt des Karl-Theodor zu Guttenberg.
Bernhard Kempen: Guten Tag, Frau Burgwinkel!
Burgwinkel: Herr Kempen, Aufatmen reicht nicht. Ist der Schaden für die Wissenschaft Ihrer Meinung nach damit jetzt eingegrenzt, oder wie wünschten Sie sich denn eine Aufarbeitung des Falles?
Kempen: Na ja, sagen wir mal so: Der Schaden, der zwischenzeitlich zu entstehen drohte, der hält sich nun Gott sei Dank einigermaßen in Grenzen. Dieser Schaden hätte nämlich darin bestanden, dass die Öffentlichkeit den unzutreffenden Eindruck bekommt, dass an den Universitäten und an den anderen Hochschulen alles mit Lug und Trug zugeht, dass die Titel und Grade, die wir verleihen, dass die auf Betrug und auf Täuschung beruhen. Das ist nicht der Fall, das wissen Sie, das weiß ich, aber in der Öffentlichkeit wäre möglicherweise dieser Eindruck entstanden. Und da sind wir ganz froh, dass ... ja, wie soll man sagen ... dass durch die politischen Reaktionen, die nun erfolgt sind, sich dieser Eindruck nicht verfestigen konnte.
Burgwinkel: Welche Konsequenzen ziehen Sie denn aus der Casa Guttenberg?
Kempen: Da gibt es ganz viele Konsequenzen, die wir daraus ziehen. Es ist so, dass wir schon seit vielen Jahren mit Plagiaten zu tun haben und sich auch unser Verband immer wieder damit beschäftigt hat, aber wir sind nun schon durch diesen konkreten Vorgang auch wieder ein Stück weit weiter wachgerüttelt worden, dass wir nun sagen, da muss eigentlich mehr passieren. Wir müssen doch noch viel intensiver darauf drängen, dass sowohl Information und Aufklärung Platz greifen in den Doktorandenbetreuungsverhältnissen, dass hier intensiver auch die Wachsamkeit unserer Kollegen geweckt wird, beim kleinsten und geringsten Anfangsverdacht dann doch sehr gründlich nachzuschauen und dabei auch die technischen Hilfsmittel zu nutzen, die zur Verfügung stehen. Und wir werden auch noch intensiver als bisher von der Politik verlangen, dass man uns instand setzt, von den Doktoranden eidesstattliche Erklärungen zu verlangen, nämlich Erklärungen mit dem Inhalt, dass die Arbeit ohne fremde Hilfe gefertigt worden ist und ausschließlich eigenes geistiges Eigentum darstellt. Mit einer solchen Erklärung wäre dann eine Strafdrohung verbunden, die im Fall der Zuwiderhandlung zu einer empfindlichen Strafe, nämlich zu einer Freiheitsstrafe führen würde. Aber wir können diese Erklärung nur dann verlangen, wenn die Landesgesetzgeber in den 16 Bundesländern uns in den Fakultäten als Behörden definieren, die solche eidesstattlichen Erklärungen in Empfang nehmen dürfen.
Burgwinkel: Da haben Sie in der Beziehung jetzt erst mal das Heft aus der Hand gegeben, aber es klingt für mich schon so, Herr Kempen, als hätte die Wissenschaftsgemeinde was gelernt durch den Fall, zum Beispiel was die Betreuung von Promovierenden angeht. Das scheint mir auch ein wichtiger Gesichtspunkt zu sein.
Kempen: Absolut. Also ich meine, es wäre ja auch schlimm, wenn wir jetzt in der Wissenschaft einfach zur Tagesordnung übergingen und sagen, na ja gut, ist ja alles noch mal gut gegangen. So ist das nicht, sondern der Vorgang, der hat uns doch auf eine schmerzliche Art und Weise vor Augen geführt, dass wir hier – wie soll man sagen – noch eine Achillesferse haben, dass uns möglicherweise mehr, als uns bewusst ist, Plagiate untergeschoben werden, dass wir vielleicht nicht genügend Mühe darauf verwenden, hier genau hinzuschauen. Nicht eine Kultur des Misstrauens nun zu etablieren, aber doch Wachsamkeit an den Tag zu legen, um eben diese wirklich entsetzlichen Vorgänge in Zukunft besser ausschließen zu können.
Burgwinkel: Vielen Dank für das Gespräch! Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, zum Rücktritt des Karl-Theodor zu Guttenberg.