Doping in Kenia
Der Anti-Doping Kampf in Kenia ist lahmgelegt

78 Läufer und Läuferinnen aus Kenia sind in den letzten drei Jahren wegen Dopings gesperrt worden. Nur weil die Regierung die Finanzierung des Anti-Doping-Kampfes zusagte, entging das Land einer Sperre. Jetzt droht das System wieder zu kollabieren.

Von Piet Kreuzer |
Emmanuel Wanyonyi jubelt mit der kenianischen Flagge nach seinem Sieg beim Diamond-League-Meeting.
800-Meter-Olympiasieger Emmanuel Wanyonyi steht exemplarisch für Kenias viele Lauferfolge, aber die Dopingverdächtigungen (IMAGO / Meng Dingbo)
“Die Anti-Doping-Agentur hat keine neuen Mittel zugewiesen bekommen. Das ist unlogisch, denn es wird die Agentur lahmlegen", klagt Daniel Makdwallo, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Anti-Doping-Agentur Kenia, ADAK, am Ende seiner Amtszeit vergangenen Monat.
“Die Agentur wird nicht in der Lage sein, Tests und Schulungen durchzuführen. Auch ein Ergebnismanagement, Ermittlungen und Untersuchungen sind nicht mehr möglich.”

Der Anti-Doping-Agentur in Kenia geht das Geld aus

Statt der jährlich zugesagten zwei Millionen US-Dollar für die Arbeit der ADAK sind bisher erst 140.000 geflossen. Mit verheerenden Folgen: Der Vermieter hat der Agentur die Räumlichkeiten gekündigt, weil die ADAK seit Juli keine Miete mehr gezahlt hat. Auch das Internet ist laut CEO Sarah Shibutse wegen Zahlungsrückständen abgeschaltet worden. Die Testprogramme finden ebenfalls nicht mehr statt. Schließlich kostet ein Test zwischen 600 und 700 Euro.
Weiter sind internationale Sportveranstaltungen in Kenia wie die Afrika-Nationenmeisterschaft im Fußball gefährdet. “Wenn wir von der Welt-Anti-Doping-Agentur bis zum Ende dieses Jahres als für nicht-konform erklärt werden, und wenn wir den Status der Nichtkonformität bis zum Beginn der Afrikameisterschaft nicht wieder aufheben können, müssen wir die Spiele absagen. Das wird, so glaube ich, im Februar nächsten Jahres der Fall sein.”

Start kenianischer Sportler ist gefährdet

Weiterhin ist dann auch der Start kenianischer Sportler bei internationalen Sportveranstaltungen gefährdet. Daniel Makdwallo beruft sich dabei auf den UNESCO-Kodex zur Dopingbekämpfung.
“Es ist eine Bedingung, dass ein Land, das kein angemessenes nationales Anti-Doping-Programm durchführt, nicht an internationalen Sportveranstaltungen teilnehmen kann. Alle unsere Athleten würden also mit einem Startverbot belegt.“

Die Anti-Doping-Agentur Kenia ist lahmgelegt

Hintergrund der Finanzmisere ist nicht mangelndes Interesse der Regierung an der Dopingbekämpfung. Denn sie hat in vielen Bereichen die Haushaltsmittel gekürzt. Die Regierung musste auf Grund von Massenprotesten ein Steuergesetz aufgeben. Nun fehlen die Steuereinnahmen.
Die Anti-Doping-Agentur Kenia ist damit lahmgelegt. Dabei hatte die Regierung vor zwei Jahren große Versprechungen gegeben. Als neue Norm für kenianische Athleten sollten verstärkte, gezielte und regelmäßige Tests gelten, sowohl während als auch außerhalb von Wettkämpfen. 5000 Sportler sollten jährlich getestet werden. Der ehemalige Sportminister Ababu Namwamba verkündete damals:
“Um diesen Plan voranzutreiben, hat die Regierung bereits fünf Millionen Dollar pro Jahr für die nächsten fünf Jahre zugesagt. Das sind 25 Millionen US-Dollar. Und mit diesem Geld werden wir den Kampf gegen Doping in vollem Umfang unterstützen. Wir wollen mehr Aufklärung, mehr Sensibilisierung betreiben. Wir wollen mehr Tests durchführen, Sie werden also eine viel breitere Palette von Tests sehen. Unter Leitung unserer Anti-Doping-Agentur Kenia.“

Die Welt-Anti-Doping-Agentur wartet noch ab

Derzeit ist man weit vom ehrgeizigen Plan entfernt. Aber die Welt-Anti-Doping-Agentur wartet noch ab. Auf Deutschlandfunk-Anfrage schreibt die WADA.
“Die WADA ist weiterhin optimistisch, dass die kenianische Regierung ihre vorgeschlagenen Haushaltskürzungen für das Anti-Doping-Programm des Landes überdenken wird.”
Die globalen Anti-Doping-Wächter gründen ihre Zuversicht auf ein Treffen zwischen dem Direktor des Afrika-Büros der WADA, Rodney Swigelaar, und dem kenianischen Sport-Kabinettssekretär Murkomen.  Dieser versicherte, dass sich sein Ministerium dafür einsetzen werde, dass der ADAK-Haushalt gedeckt werde. Laut WADA habe der Kabinettssekretär den Ernst der Lage erkannt.
In der WADA-Antwort heißt es weiter: “Die zu erwartende Überprüfung des derzeitigen finanziellen Engagements für die Dopingbekämpfung in Kenia sollte die Fortführung des ADAK-Programms für sauberen Sport gewährleisten. (...) Die WADA wird darauf achten, dass dies auch geschieht.”
Bleibt abzuwarten, wie geduldig die Welt-Anti-Doping-Agentur sein wird.