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Kenia
Heiliger Krieg im Ferienparadies

Die radikalen Islamisten der Al Shabaab rekrutieren an Kenias Küste Jugendliche. Der Touristenort Mombasa ist so zu einer Keimzelle des Terrors geworden. Das Vorgehen der Polizei scheint die Entwicklung noch zu verstärken.

Von Antje Diekhans |
    Anhänger des islamistischen Predigers Abubakar Shariff alias Makaburi protestieren nach dessen Ermordung in Mombasa.
    Anhänger des islamistischen Predigers Abubakar Shariff alias Makaburi protestieren nach dessen Ermordung. (picture alliance / EPA / Daniel Irungu)
    Freitagnachmittag in Mombasa, der kenianischen Hafenstadt. Die Muezzine rufen zum Gebet. In den Gassen zwischen den alten weiß getünchten Häusern ist es heiß. Frauen sind kaum zu sehen. Nur viele Männer in ihren langen Gewändern eilen zu den Gebetshäusern. Ich suche die Sakina Moschee, die in den vergangenen Monaten Schauplatz hitziger Auseinandersetzungen zwischen jungen radikalen Muslimen und gemäßigten Predigern war. Die Polizei schritt mehrfach ein. Es gab Tote. Auch heute ist die Stimmung offenbar aufgeladen. Der Stadtführer weigert sich, mit mir in das Viertel zu gehen.
    "Das ist nicht möglich. Hier hat die ganze Bewegung in Mombasa ihren Ausgangspunkt. Sie könnten denken, dass du zum FBI oder zur CIA gehörst und Aufnahmen machen willst."
    Auch von Taxi-Fahrern hole ich mir Körbe ein. Schließlich erklärt sich ein Tuktuk-Fahrer bereit, mich mitzunehmen. Mit dem dreirädrigen Motorrad geht es in Richtung Moschee.
    "Versteck das Mikrofon" warnt er mich. Rund um die Moschee stehen junge Männer vor offenen Verkaufsständen. Fernseher sind aufgebaut. Über die Bildschirme flimmern Reden radikaler Prediger.
    Filme über den Bau von Sprengstoffgürteln
    Der Fahrer erzählt, dass unter den Ladentischen DVD verkauft werden, die den Bau von Sprengstoffgürteln zeigen. Der Touristenort Mombasa ist zu einer Keimzelle des Terrors geworden. Die radikal-islamische Al-Shabaab-Miliz aus dem Nachbarland Somalia hat bis hierher ihr Rekrutierungsgebiet ausgedehnt. Junge Männer verschwinden von einem Tag auf den anderen. Irgendwann bekommen ihre Mütter einen Anruf, dass sie im "Heiligen Krieg" gefallen sind. Auch bis in die anderen Urlaubsorte an der Küste haben die Islamisten längst ihre Fühler ausgestreckt.
    Diani ist eins der beliebtesten Ferienziele etwas südlich von Mombasa. Der Strand ist 25 Kilometer lang. Es gibt Hotels für den kleineren und den größeren Geldbeutel. Etwas entfernt von den Touristenplätzen wohnt Sauma Mwachambuli in einem Dorf. Im Vorgarten wächst Gemüse, ein paar Hühner picken in der Erde herum. Sauma bittet in ihre Hütte.
    Beeinflussbare Jugendliche
    Die Einrichtung ist schlicht. Für Gäste gibt es ein plüschiges Sofa. Die 48-Jährige lebt hier mit zwei Kindern. Einen weiteren Sohn hat sie verloren. Er hieß Suleiman.
    "Er war ein gutes Kind. Ich musste mir um ihn nie Sorgen machen. Er hat mich unterstützt. Ich konnte ihn zum Einkaufen schicken, und er hat immer den besten frischen Fisch mitgebracht. Er hatte überhaupt keine schlechten Angewohnheiten."
    Als ihr Sohn immer häufiger zur Moschee ging, hielt die Mutter das erst sogar für ein gutes Zeichen. Aber dann merkte sie, dass etwas nicht stimmte.
    Ein Mädchen vor einer Moschee in der Altstadt von Mombasa
    Ein Mädchen vor einer Moschee in der Altstadt von Mombasa (picture alliance / EPA / Daniel Irungu)
    "Er war kaum noch zu Hause. Ich glaube, er hatte Freunde, die ihn beeinflusst haben. Wenn Jungen erwachsen werden, ist es für die Eltern oft sehr schwer, von ihrem Leben noch etwas mitzubekommen."
    Vermutlich war Suleiman da schon in die Fänge der Islamisten geraten. Sie bieten den jungen Männern Geld, wenn sie nach Somalia gehen, um dort gegen Regierungssoldaten und Truppen der Afrikanischen Union zu kämpfen. In den kenianischen Küstenorten gibt es zu wenig Jobs. Fischfang bringt nicht viel ein. Arbeit in den Hotels zu finden ist schwierig. Da ist es sehr verlockend, wenn jemand 200 Euro im Monat verspricht. Die jungen Männer träumen davon, ihrer Familie Geld zu schicken und ihre Eltern stolz zu machen. Ähnliches muss auch Suleiman im Kopf herumgegangen sein, als seine Mutter ihn zum letzten Mal sah.
    "Er hat sich nicht richtig von mir verabschiedet. Er war von der Moschee zurückgekommen und stand dann hier vorm Haus. Seine Andeutungen habe ich nicht verstanden. Er fragte, ob ich es nicht auch toll finden würde, wenn er uns alle aus der Armut herausholen könnte."
    Danach war er verschwunden. Seine Mutter suchte verzweifelt nach ihm. Rief entfernte Verwandte in Tansania an. Befragte seine Freunde. Doch von Suleiman gab es keine Spur. Bis zu einem Anruf ein paar Monate später.
    "Ein Mann war am Telefon und sagte, dass mein Sohn getötet worden sei. Ich solle nicht um ihn trauern, denn er sei für Allah gestorben. Als ich die Nummer zurückrufen wollte, ging der Anruf nicht durch."
    "Viele der tiefen Furchen in Saumas Gesicht werden sich wohl in den folgenden Tagen eingegraben haben. Was genau mit Suleiman passierte, wird sie vermutlich nie erfahren. Einige der jungen Männer werden als Selbstmordattentäter losgeschickt, andere fallen im Kampf gegen die Truppen der Afrikanischen Union, die im Süden Somalias die Islamisten aus einigen Hafenstädten vertrieben haben. Ähnliche Anrufe wie Sauma haben schon viele Mütter an der Küste bekommen.
    Unfreiwillig rekrutiert
    Die Familie von Abubakar Hemed hat gerade noch mal Glück gehabt. Der 23-Jährige wohnt in einem Häuschen bei seiner Tante in Mombasa. Der schmächtige junge Mann führt mich in ein hellgrün gestrichenes Wohnzimmer. Dort erzählt er, wie er ohne sein Zutun auf einer Rekrutierungsliste der Al-Shabaab-Miliz landete.
    "Drei Männer waren zu unserer Schule gekommen und haben Werbung für den Dschihad gemacht. All meine Freunde haben sich rekrutieren lassen. Weil ich an dem Tag nicht da war, haben sie mich gleich mit auf die Liste geschrieben. Später haben sie mir erzählt, dass wir uns keine Sorgen mehr über die Zukunft nach der Schule machen müssten. Wir wären jetzt in der Armee."
    Einer Armee der Gotteskrieger. Abubakar war erst begeistert. Doch dann kamen ihm Zweifel.
    "Meine Freunde konnten es kaum abwarten. Aber ich wollte nicht weg, ohne mit meiner Familie zu sprechen. Als ich meiner Mutter alles erzählt habe, ist sie sehr wütend geworden. Sie hat mir verboten, mitzugehen. Erst habe ich mich darüber geärgert. Ich dachte, sie hätte mein Leben ruiniert, weil ich jetzt niemals Arbeit finden und Geld verdienen würde."
    Statt nach Somalia ging die Reise für Abubakar aus seinem kleinen Dorf nach Mombasa. Die Familie wollte ihn aus seinem Umfeld herausholen. Inzwischen weiß er, dass er im letzten Moment davongekommen ist. Abubakar jobbt in einer Autowerkstatt und hofft, dort bald dauerhaft arbeiten zu können. Er hat neue Freunde gefunden. Seine alten hat er nie wiedergesehen. Wenn er an sie denkt, steigen ihm die Tränen in die Augen.
    "Nobody came back. Nobody."
    Keiner von ihnen sei aus Somalia zurückgekommen.
    Ein radikaler Prediger als Vorbild
    Der bekannteste radikale Prediger in Mombasa und Umgebung war Aboud Rogo. Von den USA wurde er als Terrorist eingestuft. Er soll in die ersten größeren Al-Kaida-Angriffe verwickelt gewesen sein, als 1998 Sprengsätze an den US-Botschaften in Kenia und Tansania hochgingen und mehr als 200 Menschen töteten.
    Aboud Rogo ist auf den DVDs zu sehen, die Jugendliche an Straßenständen in Mombasa schauen. Er hetzt gegen Andersgläubige.
    Aus dem Einkaufszentrum in Nairobi steigt schwarzer Rauch auf.
    Eine Tat der Al Shabaab: Der Anschlag auf ein Einkaufszentrum in Nairobi. (picture alliance / dpa / Zhang Chen)
    "Meine islamischen Brüder, es ist eine Tatsache, dass Christen euch nicht mögen. Sie mögen auch unseren Propheten Mohammed nicht. Sie zeichnen ihn als Schwein. Wollt ihr das etwa? Das einzige Heilmittel gegen einen Christen ist ein Gewehr."
    Wegen seiner Verbindungen zur somalischen Al Shabaab setzten ihn die Vereinten Nationen auf eine Sanktionsliste. Die Konten des Predigers wurden eingefroren. Das hielt ihn nicht davon ab, weiter zur Unterstützung von Al Shabaab aufzurufen.
    "Lasst euch nicht beirren. Der Krieg in Somalia richtet sich gegen uns alle. Denn es ist ein Krieg gegen den Islam."
    Im August 2012 wurde Aboud Rogo getötet. Unbekannte schossen fast zwanzig Mal auf ihn. Seine Anhänger vermuten, dass die kenianische Anti-Terror-Polizei den Prediger ausschalten wollte. Sie stehen mit dieser Ansicht nicht allein da.
    "Die Täter gehören in diesen Fällen meist der Polizei an. Vor allem der Anti-Terror-Einheit. Die Polizisten töten und gehen straffrei aus."
    Anti-Terror-Polizei "foltert und mordert"
    Francis Auma arbeitet für die Menschenrechtsorganisation "Muslims for Human Rights" in Kenia. Selbst ist er Christ. Zusammen mit anderen Fachleuten hat er eine Abhandlung über die Anti-Terror-Polizei veröffentlicht. Ergebnis: Die vor allem von den USA und Großbritannien unterstützte Einheit "foltere und morde".
    "Wir haben dafür Zeugen. Wir haben mit Familienangehörigen von Opfern gesprochen und auch mit Menschen, die selbst von der Anti-Terror-Polizei verhört wurden. Viele berichten von Folter. Es gibt Fälle, in denen Menschen einfach verschwinden. Das alles ist gar nicht gut für dieses Land."
    Im vergangenen Jahr wurde das Einkaufszentrum "Westgate" in Nairobi angegriffen. Terroristen töteten etwa 70 Menschen. Die Al-Shabaab-Miliz bekannte sich zu dem Überfall und kündigte an, bald wieder zuzuschlagen. Seitdem greife die Anti-Terror-Polizei noch härter durch, meint Francis Auma.
    "Der Krieg gegen den Terror wird sehr schwer sein, wenn die Verantwortlichen in Kenia an ihrer Strategie festhalten. Viele Terror-Verdächtige sind getötet worden. Selbst wenn jemand ein Terrorist ist, darf er nicht gleich umgebracht werden."
    Die Stimmung heize sich dadurch weiter auf. Gerade viele Jugendliche würden radikalisiert, wenn sie sehen, dass muslimische Freunde von der Polizei festgenommen werden.
    "Die Jugendlichen sind es leid. Sie sehen, dass die Polizei tötet und damit durchkommt. Dann sagen sie: Wenn ihr uns Muslime sowieso für Terroristen haltet, können wir uns wirklich radikalen Gruppen anschließen und selbst töten."
    Stellungnahmen von der kenianischen Polizei oder anderen offiziellen Stellen zu diesen Vorwürfen zu bekommen, ist fast aussichtslos. Auch der Polizeiboss der Küstenregion, Aggrey Adoli, ist angeblich nicht in seinem Büro. Als ich ihn dort aber doch vor der Tür treffe, bittet er mich immerhin hinein. Fünf Minuten für ein Interview. Vor den Fenstern dröhnt eine Wasserpumpe.
    "Wir würden uns selbst ein Bein stellen"
    Adoli verschanzt sich hinter seinem massiven Schreibtisch. Er ist ein großer Mann mit durchdringendem Blick.
    "Wer sagt, dass die Regierung Verdächtige tötet, hat keine Ahnung. Die Polizei ist auf ihre Aussagen angewiesen. Wir würden uns selbst ein Bein stellen."
    Nicht nur die Anti-Terror-Einheit, auch die reguläre Polizei in Kenia gilt als brutal. Protestveranstaltungen junger Muslime in Mombasa löst sie mit Tränengas und Schlagknüppeln auf. Mehrfach wurden Demonstranten erschossen. Der Polizeiboss verteidigt das harte Vorgehen.
    "Wenn jemand uns mit Anstand begegnet, reagieren wir genauso höflich. Doch manchmal werden Verdächtige gewalttätig. Dann müssen wir auch ein gewisses Maß an Gewalt einsetzen, um sie in die Schranken zu weisen. Wenn jemand sagt, dass wir unsere Grenzen überschreiten, ist das falsch. Wir reagieren nur auf die Situationen, in denen wir uns befinden."
    Auskünfte zur Anti-Terror-Polizei will Adoli nicht geben. Wer hat Aboud Rogo, den radikalen Prediger, erschossen? Anderthalb Jahre nach seinem gewaltsamen Tod tappt die Polizei Adoli zufolge noch immer im Dunkeln.
    Ein Offizier der General Service Unit (GSU) in Mombasa, Kenia
    Ein Offizier der General Service Unit (GSU) in Mombasa patroulliert nach dem Tod von Makaburi in der Nähe von dessen Stamm-Moschee. (picture alliance / EPA / Daniel Irungu)
    "Wir brauchen Beweise, um voranzukommen. Der Fall ist längst nicht abgeschlossen. Wir warten darauf, dass sich Zeugen melden. Bisher können wir niemanden beschuldigen."
    Kurze Zeit später wird ein weiterer muslimischer Geistlicher getötet. Sheikh Abubakar Sharif Ahmed, genannt Makaburi - das bedeutet auf Kisuaheli "Friedhof". Er war ein enger Vertrauter von Aboud Rogo. Genau wie sein Freund stand er auf einer Sanktionsliste der Vereinten Nationen, weil er Jugendliche dazu aufgerufen haben soll, für Al Kaida zu kämpfen und US-Bürger zu töten. Makaburi wurde Ende März vor einem Gerichtsgebäude in Mombasa erschossen. Eine Hinrichtung auf offener Straße. Dagegen hatte er sich nicht schützen können – obwohl er sonst viele Sicherheitsvorkehrungen traf. Sein Büro glich einer Festung.
    Sicherheitskontrollen für den Prediger
    Einige Wochen vorher warte ich in einem Innenhof auf ein Interview mit Makaburi. Ein junger Mann hat für mich ein hohes Tor aus Metall geöffnet und ist wieder verschwunden. Dass es Überwachungskameras gibt, bemerke ich nicht. Erst beim Interview sehe ich, dass Makaburi vor Bildschirmen sitzt und jeden Besucher ausführlich begutachtet, bevor er ihn hereinlässt. Der Versuch, sich vor seinen Feinden zu schützen.
    "Warum bin ich noch am Leben? Weil sie Krawalle fürchten. Ansonsten wäre ich schon lange tot."
    Das Büro, von dem aus er damals noch die Fäden in der Hand hält, ist ein schmaler Schlauch. Makaburi thront am Ende auf einem Drehstuhl. Er wirkt Respekt einflößend, obwohl er ein löchriges weißes T-Shirt mit einigen Flecken trägt. Sein Bart ist hennarot gefärbt. An der Wand hängt ein Banner mit einem Schwert und arabischen Buchstaben, das auch als "schwarze Flagge des Dschihad" bekannt ist.
    "Sie wird als Terroristen-Flagge bezeichnet. Wenn das so ist, bin ich wohl auch ein Terrorist. Das werde ich vor jedem Gericht bekennen."
    Die Anklagen gegen ihn: Al-Shabaab-Mitgliedschaft und Aufhetzung. Makaburi spricht indirekt von Anschlägen.
    "Mit Gewalt können wir erreichen, dass die Touristen weg bleiben. So verliert die Regierung Einnahmen. Auch andere Geschäftsbereiche können wir so treffen. Ausländische Investoren meiden Kenia, wenn das Land als unsicher gilt."
    Jede Nachfrage, ob Gewalt überhaupt mit dem Koran vereinbar sei, schmettert er ab. Die Muslime in Kenia seien zum Kampf verpflichtet. Sie müssten ihre Glaubensbrüder unterstützen, die überall auf der Welt verfolgt würden.
    "Wir sind die Zielscheibe. Immer wieder hören wir davon, dass Drohnen unschuldige Menschen auf Hochzeiten töten. Warum wird US-Präsident Obama dafür nicht verfolgt? Warum gilt nichts, was Muslimen angetan wird, als brutal?"
    Mit diesen Argumentationen überzeugte er die jungen Männer, die ihn auch nach seinem Tod noch als Vorbild sehen. Er rief sie auf, sich zu bewaffnen.
    "Was soll ich sonst machen? Soll ich ihnen sagen, dass sie unbewaffnet bleiben sollen, während die kenianische Regierung sie tötet? Junge Muslime in Mombasa müssen kämpfen, weil ihr Leben bedroht ist. Wir müssen den Dschihad in Kenia ausrufen, denn wir werden unterdrückt und sogar umgebracht."
    Zumindest mit der letzten Behauptung hat er recht behalten. Wer auch immer die Täter waren, die ihn zwei Monate nach diesem Interview erschossen. Nach seinem Tod geht die Radikalisierung weiter.
    "Wir wollen nur unsere Religion ausüben"
    In einem Hinterhof treffe ich zwei junge Männer, die zum engsten Umfeld von Makaburi gehörten. Beide sind schätzungsweise Anfang zwanzig. Ihre Namen wollen sie nicht nennen. Genau wie ihr Vorbild Makaburi fühlen sie sich verfolgt.
    "Wir wollen nur unsere Religion ausüben. Doch weil wir Muslime sind, macht uns die Regierung Probleme. Wir werden als Terroristen abgestempelt. Aber Terroristen können wir nicht sein, denn wir handeln in Gottes Auftrag."
    Früher war er Medizinstudent, erzählt er. Doch das habe er aufgegeben, weil sein Glauben ihm wichtiger sei.
    "Mein erstes Ziel ist, dass ich als Muslim leben will. Es ist ein anderer Weg, Medizin zu praktizieren. Denn Religion ist ein Weg, Krankheiten des Herzens zu heilen."
    Es ist schwer, ihn sich inmitten von Krawallen vorzustellen. Der junge Mann lächelt freundlich und wirkt überlegt, wenn er redet. Anders als sein Freund, der wild herumfuchtelt. Seine Augen sind rot, als wenn er Drogen genommen hätte. Er hält nicht lange damit zurück, dass er sich der radikalen Al-Shabaab-Miliz aus Somalia nahe fühlt.
    "Al Shabaab sind Muslime. Unsere muslimischen Brüder. Sie kämpfen für unsere Rechte, genauso wie Al Kaida. Wenn ich die Chance bekomme, selbst im Dschihad zu kämpfen, werde ich gehen. Ich bin bereit, für meine Religion zu sterben. Wenn ich von der Anti-Terror-Polizei getötet werde oder im Kampf falle, wird mir das den Weg ins Paradies sichern."
    Vielleicht wird er schon bald selbst nach Somalia gehen. Den ruhigeren Medizinstudenten entdecke ich kurze Zeit später auf einem Foto in der kenianischen Tageszeitung. Er ist mit anderen festgenommen worden, weil sie Anschläge geplant haben sollen. Die anschließenden Krawalle in Mombasa sind blutig - bestimmt nicht zum letzten Mal.