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Kenia
Islamisten greifen Universität in Garissa an

Die islamistische Al-Shabaab-Miliz hat in der Universität der kenianischen Stadt Garissa ein Massaker verübt bei dem mindestens 70 Menschen starben. Zahlreiche Studierende wurden als Geiseln genommen. Die Situation vor Ort ist immer noch chaotisch. Derweil wird Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen der Regierung laut.

Von Linda Staude |
    Kenianisches Militär vor der Garissa-Universität.
    Die Universität von Garissa war Ziel des Angriffs. (picture alliance / dpa / Dai Kurokawa)
    Die Universität in der kenianischen Stadt Garissa gleicht einer belagerten Festung. Polizei und Militär haben das Gelände umstellt und abgeriegelt. In einem Studentenwohnheim auf dem Campus haben sich die schwer bewaffneten Terroristen verschanzt, die in den frühen Morgenstunden ihren blutigen Angriff auf die Studierenden begonnen haben.
    "Wir haben Schüsse gehört. Wir haben noch geschlafen, es war vielleicht fünf Uhr morgens. Alle sind aufgesprungen und um ihr Leben gerannt. Aber unglücklicherweise genau in die Richtung, aus der die Schüsse kamen. Wir haben dann versucht, uns auf dem Gelände zu verstecken, aber die haben weiter geschossen."
    Die beiden Wächter am Eingang zum Uni-Gelände sterben im Kugelhagel. Danach schießen die maskierten Männer wahllos auf jeden, den sie zu Gesicht bekommen, und zünden mindestens einen Sprengsatz. Ich bin einfach nackt losgelaufen, sagt eine Studentin, wir hatten nicht mal Zeit herauszufinden, was los war. Wie viele Terroristen die Universität angegriffen haben, ist bis jetzt unklar:
    "Wir haben zwar die Schüsse gehört, aber wir haben die Leute nicht gesehen, die auf uns geschossen haben."
    Mindestens fünf Bewaffnete
    Andere Augenzeugen haben berichtet, dass sie mindestens fünf Bewaffnete gezählt haben. An der Universität sind 815 Studenten eingeschrieben. Nach Angaben des Innenministers wissen die Behörden nur von 280 sicher, wo sie sich aufhalten. Über die gut 500 anderen gibt es nur Gerüchte, sagt ein weiterer Student, der unverletzt fliehen konnte:
    "Ich habe gehört, dass einige noch in ihren Räumen sind und dass andere verletzt wurden. Ein paar von uns sind über die Zäune gesprungen oder haben sich darunter durch gegraben, um herauszukommen."
    Die somalische Terrororganisation Al-Shabaab hat sich zu dem Angriff bekannt. Ein Sprecher der radikal-islamischen Gruppe sagte, dass die Angreifer christliche Studenten als Geiseln gefangen halten. Ihre muslimischen Kommilitonen seien freigelassen worden. Wie viele junge Leute in dem Wohnheim festsitzen, ist unbekannt.
    Studentin: "Wir machen uns wirklich Sorgen. Und wir warten auf Hilfe, egal von wem. Im Moment haben uns ein paar gute Samariter wenigstens eingeladen, bei ihnen zu übernachten."
    Schnelle Ausbildung für 10.000 Rekruten
    Am Nachmittag rief der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta seine Landsleute auf, Ruhe zu bewahren, bis die Sicherheitskräfte die Situation unter Kontrolle gebracht hätten. Außerdem wies er den Generalinspekteur der Polizei an, 10.000 ohnehin neu eingestellte Rekruten so schnell wie möglich auszubilden.
    "Unser Land hat unnötig gelitten, weil wir zu wenig Sicherheitspersonal haben. Kenia braucht dringend neue Polizeibeamte und ich werde die Nation nicht länger warten lassen."
    Trotz dieser Versprechungen: In Garissa wächst die Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen der Regierung. Die Stadt liegt nur 150 Kilometer von der somalischen Grenze entfernt und war schon mehrmals Ziel von Terroranschlägen. Auch vor dem heutigen Angriff habe es Warnungen gegeben, sagte eine Studentin. Trotzdem sei der Campus lediglich von zwei Leuten bewacht worden und das sei jämmerlich.