"Willkommen zu den Naturwissenschaften für das erste Schuljahr, sagt die freundliche Computerstimme leicht blechern. Hier erfahren wir alles über uns selbst und unsere Umgebung. Lernt und habt Spaß."
Die Erstklässler beugen sich eifrig über die Tablets vor ihnen. Emmanuel zieht mit dem Finger ein paar Augen an die richtige Stelle in einem leeren Gesicht.
"Wir lernen die Körperteile. Den Kopf, die Schultern, die Knie und Zehen."
Der Siebenjährige ist mit Feuereifer bei der Sache. In Sekundenschnelle ist der digitale Körper auf dem Bildschirm komplett. Lehrer Asairas Kagacha lässt den Rest der Klasse für die Schnellsten applaudieren:
"Früher mit den Schulbüchern waren die Schüler manchmal gelangweilt. Aber mit den Geräten können sie mehr entdecken und lernen mehr."
Sechs-Milliarden-Projekt mit Anlaufschwierigkeiten
Die Roysambu-Grundschule in Kasarani am Rand von Nairobi ist eine der rund 150 Pilotschulen, die Tablets geliefert bekommen haben. Im Mai war das – mehr als drei Jahre, nachdem Uhuru Kenyatta das Laptop-Projekt im Wahlkampf versprochen hatte:
"Wir werden dieses Programm Jahr für Jahr fortsetzen, bis jeder Grundschüler eine Tasche und einen Laptop hat."
Das Sechs-Milliarden-Projekt des Präsidenten hatte gewaltige Anlaufschwierigkeiten: Die Produktion der gut eine Million Tablets hat sich verzögert, genau wie die Entwicklung der kindgerechten Lern-Software (Anm. d. Online-Redaktion: Aus den ursprünglich angekündigten Laptops wurden schließlich Tablets). IT-Experte Eric Hersman hält das Geld trotzdem für gut angelegt:
"Denn selbst wenn nur 10.000 Grundschüler, also ein Prozent, wirklich etwas daraus machen - stellen Sie sich vor, was das für dieses Land bedeutet: 10.000 Super-Ingenieure. Das ist eine große Sache."
Die kleine Klasse von Lucy Kathogo sagt das Alphabet auf. Unter einem Baum auf dem Land, weil das Schulgebäude noch eine Baustelle ist.
Mentale Entwicklung statt Luxusobjekte
"Wir müssen erst mal die Grundbedürfnisse erfüllen. Wenn wir keine Klassenzimmer haben, keine Toiletten, kein fließendes Wasser, dann sollten wir uns zuerst um die mentale Entwicklung der Kinder kümmern, statt Luxusobjekte anzuschaffen."
Jeder fünften Schule in Kenia fehlt es am Nötigsten – wie dem Strom, um die versprochenen Tablets der Schüler wieder aufzuladen. Sarah Nyota, die Direktorin der Roysambu-Pilotschule, ist trotzdem begeistert:
"Unsere Schule ist so beliebt geworden. Selbst die mächtigen Privatschulen kommen zu uns für einen Qualitätsvergleich. Also wir sind glücklich."
Die Kinder sind es auch. Die siebenjährige Esther sitzt noch an ihrem Tablet, nachdem die Stunde längst vorbei ist.
"Die Zeit ist noch nicht reif"
"Ich mag die Laptops, weil man damit alles für die erste und zweite Klasse lernen kann. Bisher hatte ich nicht mal einen gesehen."
Bevor tatsächlich alle Kinder am Computer lernen, werden allerdings noch einige Jahre ins Land gehen, befürchtet Eirene Kamau, die Geschäftsführerin der Privatschulen von Kasarani:
"Es ist eine wundervolle Idee, die Zukunft Kenias, sagt sie. Aber ich glaube, dass die Zeit noch nicht reif dafür ist."