Die ABC-Schützen an der Loresho Primary School pauken eifrig das Alphabet. Ein paar Türen weiter üben die Drittklässler Rechnen. Margret ist eine Einserschülerin – eine der besten in ihrer Klasse, sagt sie stolz.
"Ich habe mit meinen Tests begonnen. Ich bin gut. Mathe und Englisch - das war leicht."
Die Neunjährige hat Glück. Sie lernt schnell und braucht wenig Unterstützung von ihren Lehrern. Denn die können kaum welche geben.
"In unseren beiden 5. Klassen zum Beispiel sind je 75 Kinder. Zu bewältigen wären 40 bis 45. Selbst wenn wir genug Lehrer für mehr Klassen hätten, gäbe es nicht genug Räume, um die Kinder unterzubringen.
Stephen unterrichtet Englisch, Sozialkunde und Religion. Seinen vollen Namen will der Lehrer nicht sagen. Er arbeitet an einer öffentlichen Schule und damit für den Staat.
"Ich liebe meinen Job, aber es gibt so viel Frust", sagt er. "Wenn ich andere Chancen hätte, würde ich ihn hinschmeißen."
Wutentbrannte Lehrer ziehen mit schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr streikend durch Kenias Straßen und fordern mehr Geld. Und jedes Jahr ohne Erfolg, wettert Gewerkschafter David Okuta:
"Überall wo Leute zusammensitzen und den Kuchen des Wohlstands in Kenia verteilen, denkt keiner an die Lehrer. Welche Sünden habt Ihr begangen?"
Stephen verdient mit allen Zulagen rund 75.000 Shilling brutto im Monat. Etwa 750 Euro. Aber der 48-jährige muss immer noch Darlehen aus seiner Studentenzeit zurückzahlen.
Geld für 80.000 Lehrer fehlt
"Die Kredite kosten mich 30.000 Shilling. Steuern vermindern mein Gehalt um 13.000 und so weiter. Am Ende bleiben mir vielleicht 13.000 Shilling."
Kaum mehr, als eine ungelernte Putzkraft verdient. Aber trotz der miesen Löhne hat die Regierung nicht das Geld für rund 80.000 neue Lehrer, die in Kenia fehlen.
"Die Kinder haben Probleme in der Schule. Wir Eltern werden zur Kasse gebeten, damit die Schule zusätzliche Lehrer bezahlen kann, weil es so viele Kinder gibt", klagt die zweifache Mutter Motessi Domina.
Die Schülerzahlen sind explodiert, seit vor 13 Jahren die kostenlose Grundschule für alle eingeführt wurde. Aber Geld für mehr Lehrer gibt es genauso wenig wie für ausreichend Schulbücher, für Tische, Bänke oder manchmal sogar für Schulgebäude.
"Wenn man sich ansieht, wie unsere Erziehungspolitiker die öffentlichen Schulen behandeln, dann wollen sie gar nicht, dass sie mit den Privatschulen gleichziehen. Denn dorthin gehen natürlich die Kinder von reichen Leuten."
Das kenianische Schulsystem ist einfach unfair, sagt Stephen. Und das belastet die ohnehin gestressten Lehrer an den öffentlichen Schulen noch mehr, weil sie mit den teuren privaten nur in Ausnahmefällen konkurrieren können.
"Selbst wenn ich frustriert bin über mein Gehalt und andere Dinge - eins macht mich stolz: der Erfolg meiner Schüler. Zu hören, dass sie Bankmanager geworden sind, Ärzte oder Anwälte. Darauf bin ich stolz."