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Keplers Supernova
Letzte helle Explosion in der Milchstraße

Vor 415 Jahren, am 9. Oktober 1604, beobachtete Lodovico delle Colombe von Norditalien aus ein neues Gestirn im Sternbild Schlangenträger. Binnen Tagen kamen zahllose Beobachtungen aus Europa und Asien hinzu.

Von Dirk Lorenzen | 09.10.2019
Für dieses Bild des Supernova-Überrests von 1604 wurden Beobachtungen im Röntgen- und sichtbaren Licht kombiniert
Für dieses Bild des Supernova-Überrests von 1604 wurden Beobachtungen im Röntgen- und sichtbaren Licht kombiniert (NASA/ESA)
Das neue Objekt war zunächst so hell wie Mars, bald sogar strahlender als Jupiter. Der Vergleich war leicht möglich, denn die Supernova flammte umringt von gleich drei Planeten auf – ein kurioser kosmischer Zufall. Knapp links unterhalb von ihr standen Jupiter und Mars, rechts Saturn.
Anfang 1605 wurde die Supernova fast von der Venus bedeckt. Das Gestirn verblasste langsam und war nach einem Jahr nicht mehr mit bloßem Auge zu sehen – das Teleskop wurde erst wenige Jahre später erfunden.
Die Supernova 1604 (gelber Punkt) leuchtete am Himmel in der Nähe von drei Planeten auf
Die Supernova 1604 (gelber Punkt) leuchtete am Himmel in der Nähe von drei Planeten auf (Stellarium)
Johannes Kepler, Astronom am Hofe Rudolfs des Zweiten in Prag, verfasste zwei viel beachtete Abhandlungen, eine auf Deutsch, eine auf Latein. Daher spricht man von der Keplerschen Supernova.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde an der Explosionsstelle am Himmel ein schwacher Nebel gefunden. Der Überrest der Supernova ist nur im Bereich der Radiostrahlung sehr auffallend. Das Objekt ist vermutlich zwischen 10.000 und 20.000 Lichtjahren entfernt.
Seit der Keplerschen Supernova warten die Astronominnen und Astronomen sehnsüchtig auf ein weiteres Ereignis dieser Art. Im Schnitt sollte etwa einmal pro Jahrhundert eine Supernova in der Milchstraße auftauchen.
Es müsste also – kosmisch gesehen – bald wieder so weit sein: vielleicht noch heute, vielleicht auch erst in 100 Jahren.