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Kernenergie
Fukushima. The Story of a Nuclear Disaster

David Lochbaum, Edwin Lyman und Susan Stranahan spüren in "Fukushima: The Story of a Nuclear Disaster" minutiös den Ereignissen jener Tage nach. Entstanden ist ein spannendes Buch, das darstellt, wie Risiken systematisch unterschätzt worden sind - und wie es dabei um amerikanische Anlagen bestellt ist.

Rezension: Dagmar Röhrlich |
    Die Katastrophe begann am 11. März 2011 um 14:46 Uhr. Ein Seebeben der Magnitude 9 löste einen Tsunami aus, der bald darauf die Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu traf. Die Wassermassen töteten etwa 18.000 Menschen - und überschwemmten das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi - und die Katastrophe in der Katastrophe nahm unaufhaltsam ihren Lauf. Wenige Stunden später liefen in den Reaktorblöcken 1 bis 3 Reaktoren Kernschmelzen, in Block 4 war ein bis zum letzten Platz gefüllten Brennelementlagerbecken ohne Kühlung, und in den nächsten Tagen kam es zu drei Explosionen. Die Lage war außer Kontrolle - nicht nur in einem Block, sondern in vieren gleichzeitig, und damit arbeitete die Betriebsmannschaft in unbekanntem Terrain.
    Landstriche bleiben für viele Jahrzehnte unbewohnbar
    Drei Jahre nach der Katastrophe sind immer noch 160.000 Menschen zwangsumgesiedelt, weite Landstriche werden für viele Jahrzehnte unbewohnbar bleiben, Radioaktivität sickert ins Meer und der Rückbau der havarierten Anlagen wird Jahrzehnte dauern. Zum Jahrestag spüren David Lochbaum, Edwin Lyman und Susan Stranahan in ihrem Buch "Fukushima: The Story of a Nuclear Disaster" minutiös den Ereignissen jener Tage nach. Die Autoren gehören der "Union of Concerned Scientists" an, einer gemeinnützigen Organisation von Wissenschaftlern und Privatleuten, die unter anderem gegen Umweltverschmutzung kämpfen und für den Abbau der Nuklearwaffenarsenale.
    Der packende Bericht fragt nach der Verwantwortung
    "Fukushima - The Story of a Nuclear Disaster" ist ein packender Bericht und fragt nach der Verantwortung. Das Buch führt vor Augen, mit welchen Schwierigkeiten die Betriebsmannschaft kämpfen musste, weil extreme Ereignisse für zu unwahrscheinlich gehalten wurden, als dass man sie hätte berücksichtigen müssen. Es belegt das Versagen von Betreiber Tepco, von Politikern, Justiz und Wissenschaft im Vorfeld der Ereignisse, zeigt auf, wie Risiken systematisch unterschätzt wurden. Und es zieht Vergleiche zu US-amerikanischen Anlagen, belegt Versagen bei deren Genehmigungsverfahren und weist auf Risiken im Betrieb. Vor allem kommt es zu dem Schluss, dass ähnliche Unfälle überall möglich sind: Das Unvorstellbare kann passieren.
    David Lochbaum, Edwin Lyman, Susan Q. Stranahan and the Union of Concerned Scientists (Hrsg.): Fukushima. The Story of a Nuclear Disaster
    ISBN: 978-1-59-558908-8
    Verlagshaus New Press, 309 Seiten, 20,40 Euro