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Kernfusionsexperiment in Greifswald
100 Millionen Grad und ein Magnetfeld

Wasserstoff zu Helium verschmelzen und daraus Energie erzeugen: Das ist die Zukunftsvision der Kernfusion. Jetzt ist in Greifswald die Anlage Wendelstein in Betrieb gegangen, die die dafür notwendige Grundlagenforschung betreibt. 100 Millionen Grad Temperatur herrschen hier - die Energieerzeugung wird mit Wendelstein aber noch nicht möglich sein.

Von Frank Grotelüschen |
    Monteure arbeiten am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) an dem 725 Tonnen schweren, ringförmigen Plasmagefäß für das Kernfusionsexperiment "Wendelstein 7-X".
    Monteure arbeiten am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) an dem 725 Tonnen schweren, ringförmigen Plasmagefäß für das Kernfusionsexperiment "Wendelstein 7-X". (picture alliance / dpa / Stefan Sauer)
    Wendelstein werde nicht den Durchbruch für die Fusionsforschung bringen, sondern es solle zunächst gelingen, Wasserstoff eine halbe Stunde in einer Art Magnetkäfig in der Schwebe zu halten. Dazu würden Temperaturen von 100 Millionen Grad erzeugt, sagte Frank Grotelüschen im Deutschlandfunk. Das erste Experiment schafft das nun für ein paar Sekunden. Aber Energie werde damit nicht erzeugt.
    Das Besondere seien die Magnetspulen der Anlage. Die sind so kompliziert, dass die Zeitpläne und Kosten, so Grotelüschen, deutlich durcheinandergebracht wurden: Das Experiment startete so erst zehn Jahre später als geplant und hat 430 Millionen Euro statt 180 Millionen Euro gekostet. Den Durchbruch für die Energieversorgung durch Kernfusion sollen hingegen andere Experimente bringen. Aber auch hier gäbe es Verzögerungen, so Grotelüschen. Vor 2050 sei so nicht mit einem Kernfusionsreaktor zu rechnen, sodass sie auch keine schnelle Lösung für die Energiewende biete.