Am 2. Dezember 1942 ist die Aufregung groß. In diesem riesigen Gummi-Ei, das in der Mitte des Raums steht, steckt nur noch ein letzter Cadmiumstab. George Weil zieht ihn noch ein paar Zentimeter weiter heraus. Da hebt Enrico Fermi die Hand: Es ist so weit, gleich wird die erste vom Menschen gezündete Kettenreaktion einsetzen - während in Auschwitz ein Deportationszug mit mehr als 800 holländischen Juden eintrifft.
Mit schnellen Schnitten, dicht und packend geschrieben, erzählt Hubert Mania in seinem Buch "Kettenreaktion" die Geschichte der Atombombe - fast wie in einem Roman, nur, dass es darin um Fakten geht und nicht um Fiktion. Alles beginnt 1789, im Jahr der Französischen Revolution, als der Berliner Apotheker Martin Heinrich Klaproth das Uran entdeckt. Und es endet am 16. Juli 1945, 5:29:45 Uhr, mit der Zündung der ersten Bombe - und mit Robert Oppenheimers Feststellung: "Now we are all sons of bitches."
Zwischen der Anfangs- und der Schlussszene fächert Hubert Mania die Geschichte der Erforschung der radioaktiven Elemente und der Radioaktivität auf: Henri Becquerel, Marie und Pierre Curie, Ernest Rutherford, Otto Hahn, Niels Bohr, Albert Einstein, Max Planck, Werner Heisenberg, Enrico Fermi, Robert Oppenheimer - die ganze Elite der Physikalischen Chemie und der Kernphysik des 19. und 20. Jahrhunderts zieht am Leser vorbei. Was sie in mühevoller Kleinarbeit und mit viel Intuition enträtselten, präsentiert der Autor mit leichter Hand. Und er spart auch den moralischen Konflikt der Wissenschaftler nicht aus, als sie begriffen, woran sie da forschten: an einer Energiequelle, die in eine schreckliche Waffe verwandelt werden kann.
So standen sich im Zweiten Weltkrieg nicht nur die Soldaten, sondern auch zwei Forscherlager gegenüber. In den USA fürchteten vor allem Exil-Wissenschaftler, Nazi-Deutschland könnte die Kraft des Urans militärisch nutzen. Sie und ihre Kollegen überzeugten die Regierung, dass auch die USA eine Nuklearwaffe entwickeln müssten. Und allein der Gedanken an eine Atombombe in Hitlers Händen trieb alle zu Höchstleistungen an.
Und wieder spannt Hubert Mania den Bogen zwischen den Welten: Während auf dem Forschungsgelände in Los Alamos 1200 Leute unter Führung von Robert Oppenheimer fieberhaft die Atombombe entwickelten, war das Zentrum der deutschen Kernforschung eine Bretterbude in der märkischen Heide: Die deutschen Forscher hatten schon längst den Anschluss verloren - nur wusste das die Gegenseite nicht. Weil Deutschland kapitulierte, bevor die neue Waffe fertig war, trafen die beiden ersten Atombomben Japan. Davon jedoch berichtet Hubert Manias Buch nicht mehr. Er bleibt bei der Schilderung eines wissenschaftlichen Abenteuers. Weil trotzdem jeder weiß, was dann geschah, ist die Wirkung vielleicht umso größer, denn der Leser bleibt am Ende dieses Abenteuers seinen eigenen Gedanken überlassen.
Hubert Mania: Kettenreaktion. Die Geschichte der Atombombe
ISBN: 978-3-498-00664-8
Rowohlt Verlag, 350 Seiten, 22,95 Euro
Mit schnellen Schnitten, dicht und packend geschrieben, erzählt Hubert Mania in seinem Buch "Kettenreaktion" die Geschichte der Atombombe - fast wie in einem Roman, nur, dass es darin um Fakten geht und nicht um Fiktion. Alles beginnt 1789, im Jahr der Französischen Revolution, als der Berliner Apotheker Martin Heinrich Klaproth das Uran entdeckt. Und es endet am 16. Juli 1945, 5:29:45 Uhr, mit der Zündung der ersten Bombe - und mit Robert Oppenheimers Feststellung: "Now we are all sons of bitches."
Zwischen der Anfangs- und der Schlussszene fächert Hubert Mania die Geschichte der Erforschung der radioaktiven Elemente und der Radioaktivität auf: Henri Becquerel, Marie und Pierre Curie, Ernest Rutherford, Otto Hahn, Niels Bohr, Albert Einstein, Max Planck, Werner Heisenberg, Enrico Fermi, Robert Oppenheimer - die ganze Elite der Physikalischen Chemie und der Kernphysik des 19. und 20. Jahrhunderts zieht am Leser vorbei. Was sie in mühevoller Kleinarbeit und mit viel Intuition enträtselten, präsentiert der Autor mit leichter Hand. Und er spart auch den moralischen Konflikt der Wissenschaftler nicht aus, als sie begriffen, woran sie da forschten: an einer Energiequelle, die in eine schreckliche Waffe verwandelt werden kann.
So standen sich im Zweiten Weltkrieg nicht nur die Soldaten, sondern auch zwei Forscherlager gegenüber. In den USA fürchteten vor allem Exil-Wissenschaftler, Nazi-Deutschland könnte die Kraft des Urans militärisch nutzen. Sie und ihre Kollegen überzeugten die Regierung, dass auch die USA eine Nuklearwaffe entwickeln müssten. Und allein der Gedanken an eine Atombombe in Hitlers Händen trieb alle zu Höchstleistungen an.
Und wieder spannt Hubert Mania den Bogen zwischen den Welten: Während auf dem Forschungsgelände in Los Alamos 1200 Leute unter Führung von Robert Oppenheimer fieberhaft die Atombombe entwickelten, war das Zentrum der deutschen Kernforschung eine Bretterbude in der märkischen Heide: Die deutschen Forscher hatten schon längst den Anschluss verloren - nur wusste das die Gegenseite nicht. Weil Deutschland kapitulierte, bevor die neue Waffe fertig war, trafen die beiden ersten Atombomben Japan. Davon jedoch berichtet Hubert Manias Buch nicht mehr. Er bleibt bei der Schilderung eines wissenschaftlichen Abenteuers. Weil trotzdem jeder weiß, was dann geschah, ist die Wirkung vielleicht umso größer, denn der Leser bleibt am Ende dieses Abenteuers seinen eigenen Gedanken überlassen.
Hubert Mania: Kettenreaktion. Die Geschichte der Atombombe
ISBN: 978-3-498-00664-8
Rowohlt Verlag, 350 Seiten, 22,95 Euro