Also Computer, was Du brauchst, ist erstmal ein markantes Motiv für den ersten Satz. So was in der Art:
Musik: Beethoven 5. Sinfonie, 1. Satz
Aber woher nehmen, fragst Du Dich Computer, wenn Dir Beethoven doch nur so ein paar maue Skizzen hinterlassen hat? Ganz einfach. Sperre Deine digitalen Ohrwascheln auf, und es wird zu Dir kommen. Oft in dem Moment, in dem Du es am wenigsten erwartest. Ein Beispiel: drei Stunden lang versuche ich, meinen neuen WLAN-Router ans Laufen zu kriegen. Ich bin kurz davor, den Apparat mittels einer Axt final zu deinstallieren. Im Zustand höchster Verzweiflung rufe ich die Hotline der Telekom an. Und plötzlich ertönt aus dem Telefon dieser zärtliche Naturlaut.
Dir fällt es natürlich sofort wie Schuppen von Deiner Festplatte, welches Potential diese fünf Töne in sich bergen.
Das ist es, Computer. Der Rest ist Fleißarbeit, das bekommst Du locker hin.
Langsam, wie die Internet-Verbindung der Telekom
Im zweiten Satz der Sinfonie, musst Du unbedingt das Tempo rausnehmen. Adagio molto – Gaaaaaaaanz langsam! So wie der Internet-Anschluss von der Telekom bei mir zu Hause.
Als Thema schlage ich etwas aus der Welt der Computerspiele vor. Da kennst Du dich besser aus. Ich würde den Satz jedenfalls mit einem poetischen Titel überschreiben. Beethoven hat das in seiner 6. Sinfonie auch gemacht. Was hältst Du von: "Mehr Ausdruck der Empfindung als Ballerei"?
Der dritte Satz wird natürlich ein Scherzo über ein eigenes Thema. Ich schlage vor, dass Du dafür etwas aus dem bekannten Beethoven-Repertoire recycelst. Vielleicht:
Musik: Beethoven "Wut über den verlorenen Groschen"
"Die Wut über den verlorenen Groschen" heißt das Stück. Stammt nicht von Beethoven der Titel, aber egal. Was Du nämlich brauchst, um als Komponist ernst genommen zu werden, Computer, das ist Haltung. Du musst mit Deiner Musik auf Missstände in unserer Gesellschaft hinweisen. Und daher widmest Du diesen dritten Sinfoniesatz all den Menschen, die ihre Kohle mit Telecom-Aktien verjuxt haben.
Heiße Marketing-Luft
Bleibt noch das Finale. Da macht sich eine große sinfonische Fuge immer gut. So was hier.
Musik: Schlussfuge aus Mozarts Jupiter-Sinfonie
Ok, das war jetzt Mozart, aber das Prinzip hast Du natürlich sofort verstanden, Computer. Als Ausgangsmaterial für Deine Fuge, würde ich die Töne verwenden, die sich im Wort "Magenta" verbergen a-g-e-a.
Dein Sponsor, oder sagen wir besser, derjenige, der dich mit Strom und Daten versorgt, wird sich sicher gebauchpinselt fühlen, wenn Du ihn so subtil in Deiner Musik verewigst.
Da Du inzwischen längst kapiert hast, Computer, worum es beim Komponieren wirklich geht, hast Du natürlich durchschaut, dass sich die Töne harmonisch betrachtet zwischen Dur und Moll bewegen. Du lässt also offen, ob dieses ganze Projekt zum Lachen oder eher zum Weinen ist. Genial!
Als Tipp zur Orchestrierung empfehle ich dringend noch den Einsatz einer Windmaschine. Das ist das perfekte akustische Symbol für die heiße Marketingluft, die hier verblasen wird.
"Ode an das Funkloch"
Und das Beste kommt dann zum Schluss, wenn ein gigantischer "Chor der Digital Naiven" zur "Ode an das Funkloch" anhebt:
"Wikipedia, World of Warcraft und ein bisschen Schweinekram,
Twitter, Facebook, Datenkraken halten Deinen Akku warm.
Smartphone, Tablet, Gamecontroller
Daddeln bis die Birne spinnt.
Alle Menschen werden Brüder,
wenn sie nicht im Funkloch sind."
Twitter, Facebook, Datenkraken halten Deinen Akku warm.
Smartphone, Tablet, Gamecontroller
Daddeln bis die Birne spinnt.
Alle Menschen werden Brüder,
wenn sie nicht im Funkloch sind."