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Kim Gordons Autobiografie
Erinnerung an Sonic Youth, Abrechnung mit dem Ex

Kim Gordon gründete gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Thurston Moore 1981 Sonic Youth. Rund 30 Jahre später kam die Trennung und damit das Ende der Band. Einschneidende Veränderungen, die Kim Gordon in ihrer Autobiografie "Girl In A Band" verarbeitet hat.

Von Nicole Markwald |
    Die frühere Sängerin von Sonic Youth, Kim Gordon.
    Die frühere Sängerin von Sonic Youth, Kim Gordon. (Imago / Future Image)
    Wenn Kim Gordon, Gründungsmitglied von Sonic Youth, auf der Bühne stand, wirkte sie cool und introvertiert. Das brachte ihr von der "New York Times" den Titel "Antifrontfrau" ein. Sie greift diesen Vorwurf gleich zu Beginn ihrer Autobiografie "Girl in a Band" auf: "Leute haben zu mir gesagt, ich sei auf der Bühne mysteriös und kalt," schreibt sie. "Aber mehr als alles andere bin ich extrem schüchtern und sensibel. Es ist so, als könnte ich alle Emotionen in dem Raum spüren." Es sind ungewohnt offene Worte von Gordon, die mit ihrem Buch gleich zwei einschneidende Erlebnisse verarbeitet: die Trennung von ihrem Ehemann Thurston Moore und das damit einhergehende Ende ihrer Band Sonic Youth. In einem Interview mit dem Radiosender NPR erzählte Gordon:
    "Meine Identität war so geprägt von der Band, meinem Mann und unserer Ehe. Als das alles auseinanderbrach, habe ich mich gefragt, wer ich eigentlich bin und wie ich an diesen Punkt gelangt bin."
    Schwierige Beziehung zum Bruder
    Antworten darauf gibt es in "Girl In A Band". Gordon erzählt von ihrer Kindheit in Kalifornien, der innigen und gleichzeitig immens schwierigen Beziehung zu ihrem älteren Bruder, bei dem mit Anfang 20 paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurde. 1980 zog sie nach New York, zuvor hatte sie das Otis Art Institute in Los Angeles besucht. In New York lernte sie Künstler wie Jean-Michel Basquiat und Jeff Koons kennen, lebte zeitweise in der Wohnung von Cindy Sherman. Zur Musik kam sie eher als Seiteneinsteigerin:
    "Mir ging es nie darum, konventionelle Musik zu machen. Als ich nach New York gezogen bin, mochte ich No Wave Bands wie DNA, Mars, The Static - sie waren total frei - anders als der übliche Punkrock mit drei Akkorden."
    Mutter und Frontfrau
    Gemeinsam mit Thurston Moore gründet sie 1981 Sonic Youth. 1990 bekommt die Band einen Plattenvertrag mit einem Major Label, sie gehen auf Tour mit Neil Young und drücken ihm Kassetten der befreundeten Bands Nirvana und Dinosaur Jr in die Hand. In ihrem Buch schreibt Gordon über New York, das Familienleben, ihre Musik, die berühmten Freunde und ihre Rolle als Frau in einer Band. Kleidung hat einen riesigen Anteil daran, wie man von anderen wahrgenommen wird, erzählt Gordon im Interview. Dabei hat sie es sich auf der Bühne zeitweise sehr einfach gemacht:
    "Ich habe das rein praktisch betrachtet: ich ziehe das jede Nacht an, so werden die anderen Sachen nicht verschwitzt. Auf einer Tour 1991 hatte ich ein gestreiftes Kleid an, das mit jedem Auftritt ein bisschen schrumpfte und immer kürzer wurde."
    Sicherlich: die Autobiografie ist ein Stück Abrechnung mit dem Ex, der sich nach 27 Ehejahren einer jüngeren Frau zuwandte. Ein Ende wie aus einer Seifenoper für ein außergewöhnliches Paar und einer außergewöhnlichen Band, schreib das Magazin "Slate".
    Das Ende der Band noch nicht verdaut
    Vor jedem neuen Kapitel im Buch ist ein Bild von Kim Gordon zu finden: immer schwarz-weiß, fast immer nachdenklich, egal ob auf Fotos aus ihrer Kindheit oder im späteren Leben. Kim Gordon ist jetzt 61, pendelt zwischen Ost- und Westküste, fertigt Bilder für Ausstellungen an und macht auch wieder Musik mit dem Projekt Body/Head. Demnächst steht eine Ausstellung in der New Yorker Gallerie 303 an. Das Ende ihrer Ehe scheint verdaut, das Ende der Band noch nicht:
    "Wir haben nicht viel darüber gesprochen, was das jetzt für die Band heißt. Jeder hat versucht es zu verarbeiten - und ist immer noch dabei. Das dauert lange, wie bei jeder anderen Beziehung."