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Kinderarbeit in Kenia
Steinbruch statt Schule

Rund 800.000 Kinder müssen in Kenia arbeiten: Sie putzen die Häuser von reichen Leuten, pflücken Tee oder klopfen Steine. Kinderhilfsorganisationen versuchen das zu ändern, doch viele Kinder wollen gar nicht mit ihrer Arbeit aufhören.

Von Linda Staude |
    Kinder in einem Steinbruch in Kenia
    Kinder in einem Steinbruch in Kenia (picture-alliance / dpa/epa/Dai Kurokawa)
    Die Sonne knallt auf einen Steinbruch am Rand des kleinen Ortes Naivasha in Kenia. In der Hitze und dem Staub hocken junge Frauen und ältere Männer auf Haufen mit kleineren Steinen. Sie schlagen mit einem Hammer auf sie ein. Immer und immer wieder, bis die Steine zerbröckeln.
    Die Arbeiter machen Schotter. Den braucht man zum Beispiel als Untergrund für neue Straßen oder für Zugschienen. Mit dem Hammer dauert es ewig, die Steine zu zertrümmern. Elombui weiß das genau. Seit ihrem neunten Geburtstag arbeitet sie als Steineklopferin. Um ihren Eltern zu helfen. Die sind sehr arm – wie viele Leute in Kenia.
    "Manchmal hatten wir kein Zuhause. Deshalb haben wir im Steinbruch gearbeitet: Um für eine Wohnung zu bezahlen. Und für Essen oder Sachen wie Waschpulver und Seife."
    Und für die Schulgebühren. Damit haben Elombui und ihre Geschwister noch Glück gehabt: Sie durften zur Schule gehen - trotz der Arbeit. Eigentlich haben Kinder auch in Kenia das Recht auf Lernen und auf Zeit zum Spielen. Aber für Kinder aus armen Familien ist das oft nur ein Traum. Francis zum Beispiel hatte nie Zeit für die Schule.
    "Ich bin immer morgens um sieben in den Steinbruch gegangen. Dann haben wir Steine zertrümmert bis zum Abend, damit wir etwas zum Essen kaufen konnten. Aber gut leben konnten wir davon nicht. Das Geld hat nie gereicht."
    Rund 800.000 Kinder müssen arbeiten in Kenia. Sie putzen die Häuser von reicheren Leuten. Sie pflücken Tee und ernten Kaffee, oder klopfen Steine. Und das zu ändern, gibt es Hilfsorganisationen. Save the Children - Rettet die Kinder ist eine davon. Magdalen Muoki kümmert sich dort um die Kinder und sagt aber, dass gar nicht alle mit der Arbeit aufhören wollen.
    "Wir haben mit Kindern gesprochen, die uns gesagt haben: Meine Eltern haben ein Geschäft. Ich helfe ihnen am Wochenende oder in den Ferien, und wir bekommen mehr Geld. Damit kann ich nicht einfach aufhören. Das respektieren wir."
    Keine Zeit für die Schule
    Aber Zeit für Schule und Freizeit muss sein. Und gefährliche Arbeit dürfen Kinder gar nicht machen. Wie die im Steinbruch, wo es staubig ist und heiß, und wo man sich mit dem Hammer auf die Finger hauen kann, sagt Elombui.
    "Unsere Hände, unsere Augen tun weh. Manchmal schmerzt es in der Brust. Dann kann man gar nicht arbeiten gehen."
    Francis hat vom Staub im Steinbruch immer noch ganz rote, entzündete Augen. Dabei hat er mit dem Schotterbrechen schon vor drei Jahren aufgehört und arbeitet jetzt als Mechaniker in einer Autowerkstatt.
    "Ich hab mich immer schlecht gefühlt, weil ich nicht zur Schule gehen konnte. Jetzt habe ich wenigstens etwas gelernt."
    Den neuen Job hat er über eine andere Hilfsorganisation bekommen. Sie heißt K-Note und gibt auch anderen armen Familien Geld, damit die ihre Kinder nicht zum Arbeiten, sondern in die Schule schicken können. Aber das reicht nicht für ganz Kenia, sagt der Chef, Ochieng Ogutu.
    "So lange es arme Familien gibt, müssen Kinder auch mitarbeiten. Wir können es schaffen, dass weniger Kinder arbeiten müssen. Aber verhindern können wir es letztlich nicht."