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Kindererziehung
Papst spricht vom würdevollen Schlagen

Bei seiner Generalaudienz sprach Papst Franziskus über die Rolle des Vaters in der Familie. Dabei verteidigt das katholische Kirchenoberhaupt Prügel in der Kindererziehung. Solange sie würdevoll verabreicht werde, sei sie in Ordnung. Ein Vater müsse bestrafen.

Von Tilmann Kleinjung |
    Papst Franziskus am 25.06.2014 mit Kindern bei seiner General-Audienz auf dem Petersplatz im Vatikan.
    Papst Franziskus hat sich in der Vergangenheit als großer Kinderfreund hervorgetan. (dpa / picture-alliance / Donatella Giagnori)
    Grünen-Vorsitzende Simone Peter findet die Papstaussage "völlig daneben". "Alltägliche Gewalt gegen Kinder darf nicht verharmlost werden", twittert sie. Peter Newell, der Koordinator der weltweiten Allianz gegen die körperliche Züchtigung von Kindern ist enttäuscht, dass eine Person mit diesem Einfluss einen solchen Satz sagt. Der Satz, der nun für so viel Diskussionen sorgt, stammt aus der Ansprache des Papstes in der wöchentlichen Generalaudienz. Am vergangenen Mittwoch sprach Papst Franziskus über die besondere Rolle der Väter. Der Vater müsse in der Familie präsent sein, der Ehefrau zur Seite stehen und den Kindern Klugheit, Wachsamkeit, Glauben und Integrität vermitteln.
    Franziskus: "Ein guter Vater kann warten, kann verzeihen aus der Tiefe seines Herzens. Sicher, er muss auch mit Bestimmtheit korrigieren, er ist kein schwacher, nachgiebiger, sentimentaler Vater. Er versteht es zu korrigieren." So weit, so selbstverständlich. Doch dann blickt Franziskus vom Manuskript auf und erinnert sich an eine Begegnung mit Ehepaaren und an einen Vater, der ihm Folgendes gesagt hat: "Manchmal muss ich meinen Sohn ein wenig verhauen. Aber nie ins Gesicht, um ihn nicht bloßzustellen. Wie schön. Das ist der Sinn der Würde. Er muss bestrafen, auf gerechte Weise und dann weitergehen."
    "Würdevolles Schlagen gibt es nicht"
    Franziskus macht sich damit ein Erziehungskonzept zu Eigen, das in Deutschland und vielen Ländern Europas verboten ist. Der berühmte Klaps, der angeblich noch niemandem geschadet hat. Die deutsche Kinderhilfe sagt: "Es gibt kein würdevolles Schlagen eines anderen Menschen." Und fordert Franziskus auf, seine Worte schnell zu korrigieren.
    Peter Saunders wurde als Kind von zwei Priestern missbraucht und nennt im Interview mit dem britischen "Telegraph" die Worte des Papstes "fehlgeleitet". Das Pikante an dieser Aussage: Saunders ist Mitglied in der Kinderschutzkommission, die Papst Franziskus eingerichtet hat und die am Wochenende im Vatikan tagt. Der Jesuit Hans Zollner ist ebenfalls Mitglied dieser Kommission und würdigt ausdrücklich die klaren Aussagen des Papstes gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern. "Das ist ein Thema, das wir zu einem Hauptthema gemacht haben in den letzten Jahren. Auch durch die Medien, auch durch die Öffentlichkeit. Aber es geht hier auch um einen Einstellungswechsel, der nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist", sagte Zollner.
    Keine Richtlinien gegen körperliche Strafen
    Einen Einstellungswechsel fordern Experten von der katholischen Kirche auch in Sachen körperlicher Züchtigung von Kindern. Das UNO-Kinderschutzkomitee hat im vergangenen Jahr in einem Bericht kritisiert, dass die Kirche bislang noch keine Richtlinien gegen körperliche Strafen in katholischen Einrichtungen erlassen hat. Wörtlich heißt es in dem Bericht: "Das Komitee erinnert den Heiligen Stuhl daran, dass jede Form von Gewalt gegen Kinder, wie leicht auch immer, nicht akzeptabel ist."