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Serie zur Reform des Nachwuchsfußballs
Freiburger NLZ-Chef Schweizer: „Jetzt geht’s ans Machen!“

Weniger Feldspieler, kleinere Tore, mehr Ballkontakte: Martin Schweizer, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim SC Freiburg, ist ein „absoluter Befürworter“ der geplanten Kinderfußballreform. Die Kritik daran kann er nicht verstehen.

Martin Schweizer im Gespräch mit Marina Schweizer |
Martin Schweizer, Leiter der Fußballschule des SC Freiburg.
Martin Schweizer, Leiter der Fußballschule des SC Freiburg. (IMAGO / Eibner / IMAGO / Eibner-Pressefoto / Roger Buerke)
Die scharfe Kritik an der geplanten DFB-Reform im Kinderfußball, unter anderem geäußert von DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke sowie Steffen Baumgart, dem Trainer des 1.FC Köln, kann Martin Schweizer nicht nachvollziehen: "Vorsichtig gesagt, kann ich da wenig bis gar nichts verstehen. Das war ein bisschen dünn", sagte der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim SC Freiburg in Teil 2 der Deutschlandfunk-Serie: "Da war, glaube ich, die Informationslage nicht ausreichend genug."

Sensible Phasen in der Entwicklung eines Kindes

Er selbst sein ein "absoluter Befürworter" der Reform. Im Kindesalter zwischen sechs und zwölf Jahren gehe es vor allem darum, Eins-gegen-eins-Situationen einzustudieren. "Wenn ich diese Eigenschaften zwischen sechs und zwölf Jahren nicht gelernt habe, dann werde ich sie nur schwer später lernen", unterstrich Schweizer.
In der Entwicklung eines Kindes und Jugendlichen gebe es sensible Phasen, denen man gerecht werden müsse: "Es geht also ganz klar um technisch-taktische Sachen auf Individual-Ebene." Eine echte Talentprognose könne anschließend sowieso erst mit 15 oder 16 Jahren gestellt werden.

"Können nicht ohne Breitensport denken"

Am Standort Freiburg müsse aus sehr wenig sehr viel gemacht werden, erklärte Schweizer: "Das heißt, wir können nicht ohne den Breitensport denken. Das hängt alles miteinander zusammen. Wenn wir keine gute, breite Basis haben, dann werden wir in der Spitze auch weniger Spieler haben, die dann irgendwie dahingelangen."
Aus leistungssportlicher Sicht gehe es darum, Spieler auszubilden, die in jeder Situation Lösungen parat haben. Dafür seien die kleineren Spielformen geeignet.

Unterstützung bei Materialkosten für neue Spielformen

Schweizer hält es für normal, dass es bei geplanten Veränderungen auch immer Bedenkenträger gebe. Nachvollziehen kann er zum Beispiel, dass gerade kleinere Klubs darauf aufmerksam machen, dass sie die Materialkosten, etwa für kleinere Tore, nicht stemmen können. "Das ist eine sehr berechtige Thematik", räumte Schweizer ein: "Da müssen wir natürlich auch Sorge für tragen, dass die neuen Spielformen auch umgesetzt werden können."
Generell hätten die Vereine aber nun genügend Möglichkeit gehabt, sich mit dem Thema zu beschäftigen: "Es gibt eine große Sportkompetenz beim DFB und in den einzelnen Verbänden. Und alle denken in die gleiche Richtung: Alle Kinder müssen spielen, alle Kinder brauchen viel den Ball", so Schweizer.
Nun müsse man es auch umsetzen und bei Bedarf Kleinigkeiten anpassen. Aber erstmal ermutigte der Freiburger NLZ-Chef alle Verantwortlichen: "Jetzt geht's ans Machen!"