Gott ist allmächtig, singt der Chor im Sonntagsgottesdienst. Die Pfingstkirche im Osten von Nairobi ist eine von vielen in Kenia. Etwa 40 Menschen haben sich in dem einfachen Wellblechbau versammelt. Pastorin Rose Muriungi betet in voller Lautstärke.
"Wenn du Gott suchst, dann wird er dich segnen", verspricht sie der kleinen Gemeinde. Gottes Segen – das bedeutet für die meisten hier Kinderreichtum.
"Wenn du Gott suchst, dann wird er dich segnen", verspricht sie der kleinen Gemeinde. Gottes Segen – das bedeutet für die meisten hier Kinderreichtum.
"Auch wenn unsere Bevölkerung groß ist, das ist Gottes Plan. Denn in der Bibel hat Gott uns geboten: Wachset und mehret euch." So die feste Überzeugung eines der Geretteten hier, wie die Mitglieder der Pfingstkirchen sich gerne nennen. Und genau das wird auch in den Gottesdiensten oft gepredigt. Doch die Pastorin legt die Bibel etwas anders aus. Gott könne nicht wollen, dass Kinder in absoluter Armut aufwachsen, meint sie.
"Ich erinnere mich an einen meiner Besuche in den Slums. Die Häuser dort sind winzig. Eine Familie dort hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Kinder. Teenager, Kleinkinder, alle in dieser Hütte. Und die Mutter war wieder schwanger. Wir mussten ihr raten, über Verhütung nachzudenken."
"Ich erinnere mich an einen meiner Besuche in den Slums. Die Häuser dort sind winzig. Eine Familie dort hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Kinder. Teenager, Kleinkinder, alle in dieser Hütte. Und die Mutter war wieder schwanger. Wir mussten ihr raten, über Verhütung nachzudenken."
Wachsende Wirtschaft durch Anstieg der Bevölkerung?
Familienplanung ist bei vielen Kenianern noch immer die Ausnahme. Im Schnitt bekommt eine Frau hier vier Kinder. Im benachbarten Tansania sind es fünf – aber das ist für Präsident John Magufuli immer noch zu wenig. Vergangenes Jahr forderte er seine Bevölkerung vehement auf, mehr Kinder zu bekommen.
"Wenn Ihr Eure Felder bestellen könnt, wenn ihr Kühe habt, Milch, Gemüse und Orangen – wofür braucht ihr dann Familienplanung? Nur die Faulen und die Unfähigen müssen die Zahl ihrer Kinder planen."
"Wenn Ihr Eure Felder bestellen könnt, wenn ihr Kühe habt, Milch, Gemüse und Orangen – wofür braucht ihr dann Familienplanung? Nur die Faulen und die Unfähigen müssen die Zahl ihrer Kinder planen."
Tansanias Präsident glaubt, dass mit der Bevölkerung auch die Wirtschaft wächst. Die vielen jungen Leute seien der große Vorteil Afrikas, weil sie arbeiten können.
"Ich war in Europa und verstehe genau, welche Nachteile zu wenig Geburten bedeuten. Ich sage Euch: Ein Land, das keine Arbeitskräfte hat, ist tot. In Europa geben einige Länder Euch ihre Staatsbürgerschaft, damit sie Leute für die Produktion haben. So sehr brauchen sie die Arbeitskräfte."
"Ich war in Europa und verstehe genau, welche Nachteile zu wenig Geburten bedeuten. Ich sage Euch: Ein Land, das keine Arbeitskräfte hat, ist tot. In Europa geben einige Länder Euch ihre Staatsbürgerschaft, damit sie Leute für die Produktion haben. So sehr brauchen sie die Arbeitskräfte."
Fehlende Perspektiven für die Jugend
Allerdings sucht in ganz Afrika jeder zweite junge Mensch vergeblich einen Job. Und auch sonst rechnen Experten anders als der Präsident. Nicht mehr, sondern weniger Kinder führen zu einem höheren Pro-Kopf-Einkommen. Aly-Khan Satchu, einer der bekanntesten Wirtschaftsanalysten aus Kenia, meint, dass afrikanische Regierungschef ihren Kurs dringend ändern müssen.
"Die größte Herausforderung Afrikas ist die schiere Anzahl junger Afrikaner. Ich bin nicht überzeugt, dass irgendeine Regierung auf dem Kontinent den Ernst der Lage wirklich verstanden hat."
Prognosen zufolge könnte sich die Bevölkerung in Afrika bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Obwohl schon jetzt in vielen Ländern zu wenig für alle da ist. Trotzdem sehen viele als Weg aus der Armut nicht weniger Kinder, sondern mehr zu bekommen – so wie diese junge Mutter in einem Slum in Nairobi.
"Ich bete, dass sich meine Situation verbessert hat, wenn ich zwei weitere bekomme. Nicht so schwierig wie jetzt, mit meinen ersten beiden."
Die bringt sie mit umgerechnet nicht mal 50 Euro im Monat durch. Mehr Kinder – mehr Reichtum: Diese Gleichung wird auch für sie wohl kaum aufgehen.
"Die größte Herausforderung Afrikas ist die schiere Anzahl junger Afrikaner. Ich bin nicht überzeugt, dass irgendeine Regierung auf dem Kontinent den Ernst der Lage wirklich verstanden hat."
Prognosen zufolge könnte sich die Bevölkerung in Afrika bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Obwohl schon jetzt in vielen Ländern zu wenig für alle da ist. Trotzdem sehen viele als Weg aus der Armut nicht weniger Kinder, sondern mehr zu bekommen – so wie diese junge Mutter in einem Slum in Nairobi.
"Ich bete, dass sich meine Situation verbessert hat, wenn ich zwei weitere bekomme. Nicht so schwierig wie jetzt, mit meinen ersten beiden."
Die bringt sie mit umgerechnet nicht mal 50 Euro im Monat durch. Mehr Kinder – mehr Reichtum: Diese Gleichung wird auch für sie wohl kaum aufgehen.