
Der Psychologe und Theologe monierte vor allem das Tempo und fehlende einheitliche Standards. In Österreich seien bereits 2010, in Frankreich 2018 von den dortigen Bischofskonferenzen unabhängige Kommissionen für den gesamten Aufarbeitungsprozess eingesetzt worden, betonte Zollner. "Es gab damit von Beginn an gemeinsame Standards und gemeinsame Meldewege - in Deutschland hatte man dazu leider nicht die notwendige Entschiedenheit", beklagte der Experte.
Kirche sollte auf Wünsche eingehen
Es zementiere sich der Eindruck von einem Gutachten zur nächsten Studie, "dass die Kirche nichts dazu lernt", meinte Zollner. Bis heute würden Kirchenleute etwa nicht verstehen, dass Betroffene unterschiedliche Arten von Aufarbeitung verlangten. "Einige wollen Geld, andere nicht. Einige wollen an die Öffentlichkeit, andere nicht. Einige wollen mit einem Bischof reden, andere nicht." Angesichts dessen wäre ein deutliches Signal der Kirche hilfreich, dass sie auf diese verschiedenen Wünsche eingehe. Das passiere aber nicht flächendeckend.
Der Experte äußerte zugleich Zweifel am Willen der Regierung von Bund und Ländern, sich dem Problem zu stellen und eine eigene Aufarbeitung auf den Weg zu bringen. Zollner leitet das Institut zum Schutz vor Missbrauch der päpstlichen Universität Gregoriana.
Diese Nachricht wurde am 07.03.2023 im Programm Deutschlandfunk Kultur gesendet.