Es ist wohl ein gewohntes Ritual, zu dem die sieben Männer da zusammenkommen, in dieser Kellerhalle, in der es Spinde gibt und einen Waschraum, in der sich die Türen nur mit Codes öffnen und hinter Glas eine kleine Machtzentrale über alles wacht. Hier treffen sie sich, hier machen sie ein wenig zackigen Sport in Shorts und Laibchen wie aus dem Turnunterricht, hier singen sie ihr deutsches Liedgut oder ihre obszönen Reime und hier sprechen sie immer mal wieder ihre Bekenntnisse frontal an der Rampe ins Publikum, Bekenntnisse über Frauen zumeist, über Abgründe, Obsessionen und vor allem über Sex.
"Genauso wie beim Essen der Gaumen abwechselnde Kost verlangt, verlangt auch der Schwanz abwechselnde Kost, abwechselnde Mösen. Also wenn ich dann die Nächste hab drei, vier Monate, steht er dann auch nimmer."
Dazwischen dann Kinderspiele, schließlich heißen diese Fiesen Kerle ja nicht umsonst auch böse Buben: Wer versagt, muss die Hose runter ziehen und Hänschen klein singen, man bläst Kondome auf und stopft den Araber der Gruppe auch schon mal in die Mülltüte. Ulrich Seidl zeigt in seinem Theaterprojekt "Böse Buben/Fiese Kerle" mit seiner durchaus beeindruckenden Mannschaft aus Laiendarstellern und Schauspielern zunächst einmal und vor allem eins: das arme Würstchen Mann, das in seiner gesellschaftlichen und auch sexuellen Verunsicherung Halt sucht in überaus lächerlichen Männerritualen, die zugleich zurückreichen in die Kindheit, in der die Trillerpfeife des Turnlehrers wohl noch den Ton angab und Richtung wies. Nun mag die Perversion oder die Gewalt tatsächlich und gerade auch aus dem "armen Würstchen" Mann entstehen, trotzdem stellt sich über lange Zeit nicht die Beklemmung ein, die dieser Abend vielleicht auslösen wollte oder könnte, eine Beklemmung, die Ulrich Seidls Filme ja immer wieder auf so bewunderungswürdige Weise hervorruft. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Bühne anders funktioniert als der Film und dass man für das Theater eine künstliche Form herstellen muss, die dann zum Träger wird für den zu vermittelnden Inhalt. Ulrich Seidl versucht diese Form über das Ritual herzustellen, das er seine Figuren ausführen lässt, über das Zeremoniehafte, das diese Zusammenkunft von verlorenen Gestalten wohl haben soll, doch verleiht ein wenig Sport noch keine Form, und den immer wieder aufkeimenden deutschen Liedgut-Gesang nimmt man diesen Figuren nicht wirklich ab, eher dann schon ihre widerlichen Reime:
Das Beeindruckendste an diesem Abend sind dann doch jene Ausschnitte, die Ulrich Seidl sich aus den "Kurzen Interviews mit fiesen Männern" ausgewählt hat. Da ist zum Beispiel der Mann mit dem glitschigen Armstumpf, der diesen als Geheimwaffe benutzt, um über die Mitleidsnummer möglichst viele Frauen ins Bett zu bekommen. Und da ist der, der die Ansicht vertritt, dass eine Vergewaltigung nicht nur negativ sein muss, sondern, dass man dabei auch als Opfer für sein Leben durchaus etwas lernen kann, wenn man sie denn überlebt hat, wobei er die Parallelen zum Holocaust zieht. Während also die einen in Pornoheften blättern, verklickern die anderen ihre verquere Logik, die einem dann doch den Atem stocken lässt.
Trotzdem kann dieser Abend dann doch nicht wirklich überzeugen, zumal er dramaturgisch und auch ästhetisch oftmals zu sehr an das Theater von Christoph Marthaler erinnert, ohne dass man Ulrich Seidl unterstellen möchte, er habe abgekupfert. Aber der Raum, gerade auch mit seinem kleinen Machtkabuff könnte durchaus von Marthalers Bühnenbildgefährtin Anna Viebrock stammen, und auch die Ausbrüche in deutsches Liedgut sind eine dramaturgisch-ästhetische Strategie, die einem bekannt vorkommt, sodass man sich manchmal vorkommt, wie bei Marthaler auf Porno. Aber eigentlich wollte man ja Ulrich Seidl sehen, aber vielleicht wartet man da lieber auf seinen nächsten Film.
"Genauso wie beim Essen der Gaumen abwechselnde Kost verlangt, verlangt auch der Schwanz abwechselnde Kost, abwechselnde Mösen. Also wenn ich dann die Nächste hab drei, vier Monate, steht er dann auch nimmer."
Dazwischen dann Kinderspiele, schließlich heißen diese Fiesen Kerle ja nicht umsonst auch böse Buben: Wer versagt, muss die Hose runter ziehen und Hänschen klein singen, man bläst Kondome auf und stopft den Araber der Gruppe auch schon mal in die Mülltüte. Ulrich Seidl zeigt in seinem Theaterprojekt "Böse Buben/Fiese Kerle" mit seiner durchaus beeindruckenden Mannschaft aus Laiendarstellern und Schauspielern zunächst einmal und vor allem eins: das arme Würstchen Mann, das in seiner gesellschaftlichen und auch sexuellen Verunsicherung Halt sucht in überaus lächerlichen Männerritualen, die zugleich zurückreichen in die Kindheit, in der die Trillerpfeife des Turnlehrers wohl noch den Ton angab und Richtung wies. Nun mag die Perversion oder die Gewalt tatsächlich und gerade auch aus dem "armen Würstchen" Mann entstehen, trotzdem stellt sich über lange Zeit nicht die Beklemmung ein, die dieser Abend vielleicht auslösen wollte oder könnte, eine Beklemmung, die Ulrich Seidls Filme ja immer wieder auf so bewunderungswürdige Weise hervorruft. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Bühne anders funktioniert als der Film und dass man für das Theater eine künstliche Form herstellen muss, die dann zum Träger wird für den zu vermittelnden Inhalt. Ulrich Seidl versucht diese Form über das Ritual herzustellen, das er seine Figuren ausführen lässt, über das Zeremoniehafte, das diese Zusammenkunft von verlorenen Gestalten wohl haben soll, doch verleiht ein wenig Sport noch keine Form, und den immer wieder aufkeimenden deutschen Liedgut-Gesang nimmt man diesen Figuren nicht wirklich ab, eher dann schon ihre widerlichen Reime:
Das Beeindruckendste an diesem Abend sind dann doch jene Ausschnitte, die Ulrich Seidl sich aus den "Kurzen Interviews mit fiesen Männern" ausgewählt hat. Da ist zum Beispiel der Mann mit dem glitschigen Armstumpf, der diesen als Geheimwaffe benutzt, um über die Mitleidsnummer möglichst viele Frauen ins Bett zu bekommen. Und da ist der, der die Ansicht vertritt, dass eine Vergewaltigung nicht nur negativ sein muss, sondern, dass man dabei auch als Opfer für sein Leben durchaus etwas lernen kann, wenn man sie denn überlebt hat, wobei er die Parallelen zum Holocaust zieht. Während also die einen in Pornoheften blättern, verklickern die anderen ihre verquere Logik, die einem dann doch den Atem stocken lässt.
Trotzdem kann dieser Abend dann doch nicht wirklich überzeugen, zumal er dramaturgisch und auch ästhetisch oftmals zu sehr an das Theater von Christoph Marthaler erinnert, ohne dass man Ulrich Seidl unterstellen möchte, er habe abgekupfert. Aber der Raum, gerade auch mit seinem kleinen Machtkabuff könnte durchaus von Marthalers Bühnenbildgefährtin Anna Viebrock stammen, und auch die Ausbrüche in deutsches Liedgut sind eine dramaturgisch-ästhetische Strategie, die einem bekannt vorkommt, sodass man sich manchmal vorkommt, wie bei Marthaler auf Porno. Aber eigentlich wollte man ja Ulrich Seidl sehen, aber vielleicht wartet man da lieber auf seinen nächsten Film.