Friedbert Meurer: Ihre Direktorin, die UNICEF-Direktorin in New York, Ann Veneman, spricht von einem historischen Augenblick - historisch, obwohl es noch 9,7 Millionen Kinder sind?
Rudi Tarneden: Also mit Sicherheit ist es eine psychologisch sehr wichtige Marke, denn man muss sich klarmachen, dass man motivieren muss, um Kindern das Überleben zu sichern, um Hilfe bereitzustellen und auch Mittel, um Ressourcen zu werben bei Regierungen, aber auch bei Spendern. Und es ist ganz wichtig zu sehen, dass tatsächlich die Mittel, die man anwendet, um das Überleben von Kindern zu sichern, greifen, dass sie funktionieren, dass es also geht und dass es nicht notwendigerweise der Fall ist, dass Kinder an Durchfallerkrankungen, an Lungenentzündungen, an Masern, also Krankheiten, die bei uns längst besiegt sind, sterben müssen.
Meurer: Welche Mittel sind es denn, die Sie anwenden?
Tarneden: Es geht im Grunde genommen um ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die, wenn man sie konzentriert anwendet, die Überlebenschancen von Kindern deutlich verbessern können. Dazu zählt klar eine bessere Hygiene, aber auch Impfschutz zum Beispiel gegen Masern, Tetanus, einfache Medikamente gegen Durchfall, die nur wenige Cent kosten. Man kann durch Vitamin-A-Gaben zum Beispiel im Rahmen von Impfkampagnen die Widerstandskraft von Kindern stärken. Man kann dafür sorgen, dass Kinder zum Beispiel in Afrika unter imprägnierten Moskitonetzen schlafen und dadurch vor Malaria-Mücken oder vor der Ansteckung mit Malaria bewahrt werden. Und man kann das Stillen fördern. Es gibt ein Bündel von Maßnahmen, die nicht sehr viel Geld kosten, die aber greifen.
Meurer: Liegen die Erfolge darin, Herr Tarneden, dass die reichen Länder mehr Geld zur Verfügung stellen?
Tarneden: Also Geld alleine löst diese Probleme sicherlich nicht. Es geht auch darum, in den Ländern selber das Wissen und auch die Bereitschaft, den ärmsten Menschen zu helfen, zu stärken. Das heißt, die Regierungen in den Industriestaaten können da stützen und unterstützen, können auch Know-how bereitstellen, aber letztendlich müssen es die Länder selber durchführen. UNICEF zum Beispiel unterstützt eine Kampagne in Westafrika, wo sehr, sehr viele Kinder nach wie vor sterben müssen, wo die Probleme auch mit am größten sind. Da versucht man, dieses Bündel von Maßnahmen in einigen Ländern ganz gezielt einzusetzen, in Zusammenarbeit mit den Dörfern das zu besprechen, die Verantwortung für diese Kampagnen auch in die Hände der Menschen dort zu legen. Und das greift tatsächlich und hat erkennbare und statistisch messbare Erfolge.
Meurer: Gibt es Ignoranz bei den Regierungen in den betroffenen Ländern?
Tarneden: Man muss sich klarmachen, dass in vielen, gerade der sehr ärmsten Länder, ein Menschenleben leider sehr wenig wert ist und dass gerade, wenn Kinder geboren werden, zwar die Eltern sehr, sehr an ihren Kindern hängen, dass aber gerade die ärmsten Menschen im Grunde genommen kaum Beachtung finden in ihrer Not, dass es schwache Staaten sind, wo eine Basisgesundheitsversorgung, wie wir es kennen, kaum da ist, wo viele Kinder einfach geboren werden, ohne dass eine Hebamme oder sonst jemand dabei ist und da natürlich das Risiko, zum Beispiel gerade in den ersten Lebensstunden und -tagen schwer zu erkranken, sehr groß ist.
Meurer: Es gab 2000 den sogenannten Millenniumsgipfel in New York. Da wurde festgelegt als ein Ziel, bis 2015 soll die Kindersterblichkeit um zwei Drittel reduziert werden. Das wären dann jährlich, glaube ich, vier Millionen. Kann man dieses Ziel erreichen bis 2015?
Tarneden: Also im globalen Maßstab sieht das gar nicht so schlecht aus. Man geht davon aus, dass etwa 60 Prozent der Länder, vor allen Dingen Lateinamerika, Ostasien, aber auch die Staaten Osteuropas, dieses Ziel erreichen werden. Aber nach wie vor sind die Probleme speziell in Afrika und Südasien besonders groß. Aber auch hier, und das ist das Interessante, erkennen diese neuen Zahlen Fortschritte, dass zum Beispiel es gelungen ist in Äthiopien, Mosambik, in Namibia oder einem Land wie Tansania, tatsächlich in den vergangenen Jahren 20 Prozent mehr Kindern das Überleben zu sichern, als das noch im Jahr 2000 der Fall war.
Meurer: Rudi Tarneden von UNICEF Deutschland. Danke und auf Wiederhören, Herr Tarneden.
Tarneden: Bitte schön.
Rudi Tarneden: Also mit Sicherheit ist es eine psychologisch sehr wichtige Marke, denn man muss sich klarmachen, dass man motivieren muss, um Kindern das Überleben zu sichern, um Hilfe bereitzustellen und auch Mittel, um Ressourcen zu werben bei Regierungen, aber auch bei Spendern. Und es ist ganz wichtig zu sehen, dass tatsächlich die Mittel, die man anwendet, um das Überleben von Kindern zu sichern, greifen, dass sie funktionieren, dass es also geht und dass es nicht notwendigerweise der Fall ist, dass Kinder an Durchfallerkrankungen, an Lungenentzündungen, an Masern, also Krankheiten, die bei uns längst besiegt sind, sterben müssen.
Meurer: Welche Mittel sind es denn, die Sie anwenden?
Tarneden: Es geht im Grunde genommen um ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die, wenn man sie konzentriert anwendet, die Überlebenschancen von Kindern deutlich verbessern können. Dazu zählt klar eine bessere Hygiene, aber auch Impfschutz zum Beispiel gegen Masern, Tetanus, einfache Medikamente gegen Durchfall, die nur wenige Cent kosten. Man kann durch Vitamin-A-Gaben zum Beispiel im Rahmen von Impfkampagnen die Widerstandskraft von Kindern stärken. Man kann dafür sorgen, dass Kinder zum Beispiel in Afrika unter imprägnierten Moskitonetzen schlafen und dadurch vor Malaria-Mücken oder vor der Ansteckung mit Malaria bewahrt werden. Und man kann das Stillen fördern. Es gibt ein Bündel von Maßnahmen, die nicht sehr viel Geld kosten, die aber greifen.
Meurer: Liegen die Erfolge darin, Herr Tarneden, dass die reichen Länder mehr Geld zur Verfügung stellen?
Tarneden: Also Geld alleine löst diese Probleme sicherlich nicht. Es geht auch darum, in den Ländern selber das Wissen und auch die Bereitschaft, den ärmsten Menschen zu helfen, zu stärken. Das heißt, die Regierungen in den Industriestaaten können da stützen und unterstützen, können auch Know-how bereitstellen, aber letztendlich müssen es die Länder selber durchführen. UNICEF zum Beispiel unterstützt eine Kampagne in Westafrika, wo sehr, sehr viele Kinder nach wie vor sterben müssen, wo die Probleme auch mit am größten sind. Da versucht man, dieses Bündel von Maßnahmen in einigen Ländern ganz gezielt einzusetzen, in Zusammenarbeit mit den Dörfern das zu besprechen, die Verantwortung für diese Kampagnen auch in die Hände der Menschen dort zu legen. Und das greift tatsächlich und hat erkennbare und statistisch messbare Erfolge.
Meurer: Gibt es Ignoranz bei den Regierungen in den betroffenen Ländern?
Tarneden: Man muss sich klarmachen, dass in vielen, gerade der sehr ärmsten Länder, ein Menschenleben leider sehr wenig wert ist und dass gerade, wenn Kinder geboren werden, zwar die Eltern sehr, sehr an ihren Kindern hängen, dass aber gerade die ärmsten Menschen im Grunde genommen kaum Beachtung finden in ihrer Not, dass es schwache Staaten sind, wo eine Basisgesundheitsversorgung, wie wir es kennen, kaum da ist, wo viele Kinder einfach geboren werden, ohne dass eine Hebamme oder sonst jemand dabei ist und da natürlich das Risiko, zum Beispiel gerade in den ersten Lebensstunden und -tagen schwer zu erkranken, sehr groß ist.
Meurer: Es gab 2000 den sogenannten Millenniumsgipfel in New York. Da wurde festgelegt als ein Ziel, bis 2015 soll die Kindersterblichkeit um zwei Drittel reduziert werden. Das wären dann jährlich, glaube ich, vier Millionen. Kann man dieses Ziel erreichen bis 2015?
Tarneden: Also im globalen Maßstab sieht das gar nicht so schlecht aus. Man geht davon aus, dass etwa 60 Prozent der Länder, vor allen Dingen Lateinamerika, Ostasien, aber auch die Staaten Osteuropas, dieses Ziel erreichen werden. Aber nach wie vor sind die Probleme speziell in Afrika und Südasien besonders groß. Aber auch hier, und das ist das Interessante, erkennen diese neuen Zahlen Fortschritte, dass zum Beispiel es gelungen ist in Äthiopien, Mosambik, in Namibia oder einem Land wie Tansania, tatsächlich in den vergangenen Jahren 20 Prozent mehr Kindern das Überleben zu sichern, als das noch im Jahr 2000 der Fall war.
Meurer: Rudi Tarneden von UNICEF Deutschland. Danke und auf Wiederhören, Herr Tarneden.
Tarneden: Bitte schön.