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Kinderzimmer sollen bleifrei werden

Vor vier Jahren musste ein US-amerikanischer Spielzeughersteller Zehntausende von Spielzeugen zurückrufen – sie waren "Made in China" und belastet mit Giftstoffen. Auch deshalb tritt heute eine verschärfte neue EU-Spielzeugrichtlinie in Kraft - doch was bringt die Vorgabe?

Von Verena Kemna |
    Besonders giftige Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber sind ganz verboten. Die Grenzwerte für Nickel wurden gesenkt. Insgesamt gelten mit der neuen EU-Richtlinie von nun an strengere Grenzwerte, etwa für chemische Substanzen, die Krebs auslösen oder das Erbgut schädigen können. Trotzdem seien Kinder noch immer nicht ausreichend vor Schadstoffen in Spielzeug geschützt, erklärt Sarah Häuser, zuständig für Chemikalienpolitik beim BUND, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.

    "Positiv an der Richtlinie ist, dass erstmals fortpflanzungsschädigende, krebserregende und erbgutverändernde Stoffe verboten sind. Allerdings sind die dann nicht grundsätzlich verboten, sondern unter bestimmten Grenzwerten, und die sind noch wesentlich zu hoch."

    So toleriert die EU-Richtlinie für die gefährlichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe bei Spielzeug noch immer Konzentrationen, die bis zu 1000-mal höher sein können als in Autoreifen. Die Spielzeugindustrie verwendet solche chemischen Weichmacher unter anderem, um das teure Naturprodukt Kautschuk zu strecken. Fast 40 Chemikalien, die zum Teil Krebs auslösen und die Fortpflanzung schädigen können, sind noch immer nicht grundsätzlich verboten. Der BUND appelliert an die Hersteller von Spielwaren und Babyartikeln, auf Schadstoffe völlig zu verzichten.

    "Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die chemischen Anforderungen nicht wesentlich zum Positiven verändert haben in der neuen Spielzeugrichtlinie. Also, als Verbraucher kann man sich nicht darauf verlassen, dass alles, was im Laden verkauft wird, wirklich sicher ist. Einmal, weil die Richtlinien noch viel zu lasch sind, und dann, weil diese Richtlinien des Öfteren gar nicht eingehalten werden von den Herstellern von Spielzeug."

    Auch das europäische CE-Zeichen ist kein Garant für sicheres Spielzeug im Kinderzimmer. CE steht lediglich dafür, dass das Produkt den EU-Rahmenrichtlinien entspricht - anders als der deutsche Produktstandard, das GS-Zeichen. GS heißt "Geprüfte Sicherheit", ein freiwilliger Standard, den unabhängige Labore kontrollieren. Doch längst nicht alle Hersteller investieren in das Vertrauen der Verbraucher und lassen aufwendig untersuchen, ob ihre Produkte chemische Schadstoffe, scharfe Kanten oder Bruchstellen aufweisen. Nur etwa jedes fünfte Spielzeug ist GS-geprüft.

    Antje Zülow betreibt in Berlin Mitte einen Spielzeugladen. Qualität ist ihr wichtig. Holzspielzeug, bunte Eimer für den Buddelkasten, Bücher, Papier- und Blechspielzeug stapeln sich in den Holzregalen. Auf Plastik verzichtet Antje Zülow am liebsten ganz. Die gelben Quietsche-Enten für die Badewanne, die sie verkauft, sind nicht aus Plastik, sondern aus Gummi. Viele Produkte in ihrem Laden tragen das "Spielgut"-Siegel.

    "Auf ein Siegel vertraue ich tatsächlich und das ist Spielgut. Spielgut ist ein Arbeitsausschuss, der 500 Artikel im Jahr überprüft und nur 250 erhalten dieses Zeichen. Da wird an erster Stelle auf pädagogischen Inhalt geachtet, ob das pädagogisch sinnvoll ist, dieses Spielzeug. Dem kann man eigentlich vertrauen."

    Auch für die Spielzeugexpertin gibt es keine garantierte Sicherheit. Antje Zülow wünscht sich von deutschen Herstellern mehr Transparenz.

    "Wenn ein Spielzeug aus 20 einzelnen Teilen hergestellt wird und diese 20 einzelnen Teile werden in verschiedenen Ländern hergestellt, lässt sich das nicht mehr nachprüfen. Auch wenn "Made in Thailand" drauf steht, muss das nicht heißen, dass dieses Spielzeug komplett in Thailand hergestellt ist und damit schlecht ist. Also, das stimmt eben auch nicht und für China gilt genau dasselbe."