Bei Fällen von sexuellem Missbrauch sei den Opfern häufig die Dimension nicht klar: Für sie könne jeder Entwicklungsschritt wie Pubertät, Partnerschaft oder Geburt eines Kindes eine erneute Konfrontation mit dem Erlebten bedeuten. Darum sei es besonders wichtig, solche Traumata psychotherapeutisch aufzuarbeiten. Darum sei das Motto des Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Ulm auch "Dazugehören".
Auch wenn es in Deutschland eine gute Grundversorgung mit Therapeuten und Psychiatern gebe, scheuten sich etwa die Hälfte der niedergelassenen Therapeuten, Trauma-Patienten zu behandeln. Weiterbildung sei daher wichtig: "Mit Traumaversorgung muss sich jeder auskennen", so Fegert.
Zu den Spätfolgen von Missbrauch und Misshandlung gehören etwa Suizid, selbstverletzendes Verhalten, Depression und Probleme in der sozialen Teilhabe. Außerdem haben Betroffene ein erhöhtes Risiko, an Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Krebs oder chronischem Schmerz zu erkranken.
Einen signifikanten Rückgang gebe es bei Berichten über Vernachlässigung. Das sei einerseits dem Umstand geschuldet, dass immer weniger Menschen lebten, die im und nach dem Krieg körperliche Vernachlässigung erlebt hätten. Aber auch wegen der frühen Hilfen.
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