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Kinofilm "Der seidene Faden"
"Ein kontrollfreakiger Film" über die Mode und die Liebe

„Der seidene Faden“ gilt als heißer Oscar-Kandidat. Ein Film über die Haute Couture, einen talentierten Edel-Schneider und eine ungewöhnliche Liebe. Regisseur Paul Thomas Anderson suchte sich für die Hauptrolle Daniel Day-Lewis aus. Zwei Perfektionisten treffen da aufeinander. Ob das dem Film gut tut?

Rüdiger Suchsland im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
    Daniel Day-Lewis und Vicky Krieps in Paul Thomas Andersons Film "Der seidene Faden"
    Daniel Day-Lewis und Vicky Krieps in Paul Thomas Andersons Film "Der seidene Faden" (imago stock&people)
    Zuallererst, so Suchsland, erzähle der Film von der Welt der Haute Couture, als die Mode noch was Besonderes war und als es die Königs- und Adelshäuser waren, die stilprägend wirkten. Und als jedes Modeteil noch ein Einzelstück war, von einem "seidenen Faden" – so der Titel des Films - zusammen gehalten. Und natürlich sei dieser Titel auch im übertragenen Sinne gemeint für eine zerbrechliche Liebesbeziehung oder für das Leben an sich.
    In dem Film verliebt sich der ältere Couturier Reynolds Woodcock, von Daniel Day-Lewis gespielt, in ein junges Dienstmädchen namens Alma, das er in einem Hotel kennen lernt. Vorher hatte Woodcock rasch wechselnde Liebesbeziehungen. Schließlich werde Alma zur Muse des Schneiders, aber "auch zu einem Objekt, das nicht immer nett behandelt wird". In dem Film sei aber auch die Beziehung des Couturiers zu seiner Schwester wichtig, die seine Geschäfte führe.
    Frauen und Männer kommen in dem Film nicht gut weg
    Ob es in dem Film eher um eine Liebesromanze als um einen Psycho-Thriller gehe, liege im Auge des Betrachters: "Man könnte sich den Film auch unter unterschiedlichen Genderperspektiven angucken", meint Suchsland, der das Gefühl hat, dass das Frauenbild in diesem Film nicht besonders positiv sei. Aber auch die Männer kommen ihm zufolge eher schlecht weg: Woodcock werde im Film als "großer Künstler" und "Genie" gezeichnet mit wenig Toleranz: "Ein Soziopath, der menschenverachtend ist".
    Daniel Day-Lewis spiele diese ambivalente Figur in einem "betont ernsthaften Spiel". Suchsland zufolge wirkt diese Art des "Method Acting" – der völligen Hingabe in die Rolle – teilweise manieriert: "Ein kontrollfreakiger Film über einen Kontroll-Freak." Er habe sich mehr Verständnis des Regisseurs für die exzentrische Hauptfigur gewünscht.
    "Ich finde, dass ein Schauspieler, der aufhören will, einfach aufhören sollte."
    Ob diese Rolle wirklich Daniel Day-Lewis´ letzte Rolle sei, wie der Schauspieler selber in vielen Interviews ankündigte, habe mit dem Film nicht besonders viel zu tun: "Ich finde, dass ein Schauspieler, der aufhören will, einfach aufhören sollte", urteilt Suchsland. Im Falle von Day-Lewis wäre ein Ende seiner Karriere schade. Aber es sei auch "sehr narzisstisch", diese Aussage an den Film zu koppeln.