Ein Panorama-Schwenk über die Kölner Dom-Platte, Menschen die aus dem Gottesdienst strömen, Die Einfahrt eines Eisenbahnzuges in den Kölner Hauptbahnhof. Mit diesen ersten selbst produzierten Miniatur-Filmen begann die Kölner Kinogeschichte. In der Ausstellung wirken die schwarz-weißen Clips wie unscheinbare Zeitdokumente. Doch damals waren die Vorführungen über Wochen ausgebucht:
"Es war wie das natürliche Leben, so war damals die Werbung dafür. Wenn da jemand eine Zigarre geraucht hat, dann sah man den Rauch sich kräuseln. Wenn jemand gerannt ist, dann flogen die Rockschöße."
Die Filmwissenschaftlerin Marion Kranen ist Mitgründerin des Vereins Köln im Film und eine der Kuratorinnen der Ausstellung zur Kölner Kinogeschichte. Einer Geschichte von Lichtspielhäusern und Filmpalästen. Sozialkino. Vorstadtkino. Autokino. Einer Geschichte die noch vor dem Tonfilm im Kölner Karneval besungen wurde:
Die Kinostadt schlechthin
Mit alten Stummfilm-Aufnahmen und Kino-Requisiten führt die Ausstellung ihre Besucher durch diese Kinogeschichte: Von den Anfängen des Wanderkinos auf Jahrmärkten und in Ladenlokalen. Über die ersten Lichtspielhäuser mit ihren hohen Fassaden und beleuchteten Eingängen. Bis hin zum Kino-Boom der fünfziger Jahre und seinem Rummel aus Filmstars und Autogrammjägern.
"In Köln gab es Ende der fünfziger Jahre 85, 86 Kinos gleichzeitig im gesamten Stadtgebiet. Das heißt, jeder Vorort, jeder Stadtteil hatte zwei, drei Kinos. In Zollstock genauso wie in Dünnwald. In Höhenhaus wie in Ehrenfeld. Nach Berlin war Köln die kinofreudigste Stadt."
Doch auf diesen Kino-Boom folgte bald das Kino-Sterben. Denn mit dem Fernsehen kam ein neuer Trend: Heimkino. Die Ausstellung zeigt anschaulich, sie sich die Kinos anpassten: Die Säle wurden kleiner. Die Sessel breiter. Aus den prachtvollen Filmpalästen wurden schmuddelige Schachtelkinos. Eine Entwicklung an der die Betreiber nicht ganz unbeteiligt waren:
"Die Kinos haben nicht investiert. Das heißt, die Attraktivität des Kinoraums, auch technische Entwicklung, was die Projektionen betrifft, waren nicht mehr so gegeben. Kino bekam so eine Art Schmuddelimage. Oft hörte man dann im Nebenraum den Film direkt noch mit. Das heißt, Kino war kein attraktiver Ort mehr."
Heute kommt Kinokultur zu kurz
Heute existieren von den zwischenzeitlich mehr als 80 Kinos in Köln gerade noch 14. Eine Zahl die einen beim Gang durch die Ausstellung mit ihrer Sammlung alter Kinosessel und Leuchtreklamen mit Wehmut erfüllt. Denn von dem einstigen Glanz der Kinostadt Köln ist nach 120 Jahren wenig geblieben:
"Ich denke, dass Köln insofern speziell ist, als große Stadt, die sich eben auch noch als Film- und Medienstadt versteht, gibt es kein Filmmuseum, es gibt kein kommunales Kino, es gibt wenig Sinn bei der Stadt für Filmkultur. Insofern Wehmut und der Wunsch, dass Film und Kinokultur eigentlich mehr Wert geschätzt werden in dieser Stadt."
Denn darin ist sich Filmwissenschaftlerin Marion Kranen sicher: Das Kino hat als Film-Ort an Bedeutung nicht verloren. Schließlich wurde der Tonfilm einst ebenso kritisch betrachtet wie heute Virtual Reality. In der Ausstellung kommt dieser Blick in die Zukunft des Kinos ein wenig zu kurz. Dafür macht sie vor allem eins: Lust auf Popcorn und einen guten Film:
"Wenn man sieht, was es alles mal gegeben hat, stellt man fest, die Zeiten ändern sich. Heute kann man Film überall gucken: Auf dem Smartphone im Zug, auf der Parkbank. Vielleicht glauben manche, dass man das Kino nicht mehr braucht. Wir sind sicher, man braucht es unbedingt, um gemeinsam Film zu gucken in diesem dunklen Raum."