2017 wird das Jahr des Eventkinos und der Déjà-vus: Neuauflagen von "Spiderman", der "Mumie", "King Kong" sowie "Die Schöne und das Biest". Außerdem neue Teile von "Planet der Affen", "Wolverine", "Transformers", "Guardians of the Galaxy", "Pirates of the Caribbean", "Thor" und "The Fast & the Furious". Nicht zu vergessen: Ein Sequel zu "Blade Runner" und ein Spin-off des "Lego"-Films. Und natürlich am Jahresende: Der neue "Star Wars", Episode 8.
Altbekannte Geschichten
Ein goldenes Zeitalter des Franchise-Kinos ist angebrochen, die Studios setzen vor allem auf altbekannte Geschichten und Figuren. Nachvollziehbar, findet Filmwissenschaftlerin Lisa Gotto von der Internationalen Filmschule Köln: "Wenn ich Geschichten zu einem bestimmten Punkt ausgeschöpft habe, dann werd' ich die Geschichte nicht ganz neu machen - was für ein Aufwand -, sondern werde versuchen, etwas aus dem Bestand anders nochmal zu verwerten."
Das war nicht immer so. Während 2016 neun der zehn erfolgreichsten Titel Remakes, Sequels, Spin-offs oder Teil einer vertrauten Marke wie DC oder Disney waren, zählten 1996 nur vier Filme der Top-Ten zu dieser Kategorie. 1976 gehörte die Leinwand noch voll und ganz der originären Story, und ein nur ein Film war ein Remake: "King Kong".
Die Stars verblassen
Seit vor etwa hundert Jahren der abendfüllende Kinofilm seinen Siegeszug antrat, war ein Element untrennbar mit ihm verbunden: Filmstars. Ihr Gesicht hing überlebensgroß an Wänden und ihr Name alleine war oft ein Magnet, der das Publikum ins Kino zog. Humphrey Bogart, Ingmar Bergmann, Henry Fonda, Clint Eastwood, Robert Redford, Barbara Streisand. Stars versprühten damals noch eine besondere Aura, sagt Lisa Gotto: "Ein Star im ganz klassischen alten Sinne oder der alten Definition, hat 'ne Art von Unberührbarkeit. Ein Star, ein Stern, ist soweit entfernt, dass ich die direkte Berührung nicht hab."
Gerade diese unnahbare Aura zog Menschen lange Zeit ins Kino. In den 70er Jahren hielt plötzlich ein neues Phänomen Einzug in die Kinosäle: Der moderne Blockbuster oder Event-Film. Statt Starbesetzung stehen immer mehr die Schauwerte im Vordergrund. "Das heißt eben - Überwältigung, Attraktion, Spektakel -, dass das ein Kinoerlebnis ist, das ich genießen kann, ohne dass ich was Weiteres brauche. Also weder eine plausible Geschichte noch einen großen Star."
Große Ära des Sequels
Wenig später begann die große Ära des Sequels. Neu war das Phänomen nicht - schon die Universal-Horrorfilme der 30er und 40er, also "Dracula" oder "Frankenstein", hatten zahllose Fortsetzungen. Aber seit den 70er Jahren witterte man hinter fast jedem erfolgreichen Film das Potential für eine Franchise: von Hollywood-Hochglanz wie "Rocky" oder "Lethal Weapon" bis zu den Prügelfilmen mit Bud Spencer und Terrence Hill. "Für das Kino, das nach über hundert Jahren ein bestimmtes Reservoir an Geschichten hat, wird es interessanter, damit zu spielen. Es gibt eine Lust am Zitieren und am Aufnehmen von Versatzstücken, die man rekombinieren kann."
Nicht nur das Franchise-Kino, in dem Figuren wichtiger sind als Darsteller, lässt die Strahlkraft der Stars schwinden. Auch die sozialen Netzwerke des digitalen Zeitalters tragen dazu bei: Durch ihre Präsenz auf Twitter, Instagram oder Facebook sind die Filmstars von heute anfassbarer geworden, sagt Lisa Gotto: "Die haben einen Einfluss auf ihren Umlauf, der viel mehr mit Berührbarkeit zu tun hat. Also die posten Bilder, die überhaupt nichts mehr mit alten Stills aus Studioproduktionen zu tun haben."
Wichtig ist die Werbekampagne
Und allein ihr Gesicht auf dem Kinoplakat reicht nicht mehr aus, um die Säle zu füllen. Viel wichtiger ist eine ansprechende Werbekampagne und Titel oder Namen mit Wiedererkennungswert. Nicht mehr ein Star wie Jack Nicholson verkauft Kinokarten, sondern eine Figur wie Jack Sparrow.